Sofern wir nicht von der allerfrühesten Bildungsphase der Erde reden, bei der von Atmosphäre zu reden noch nicht sinnvoll wäre, sind spätere Massengewinne durch Meteoriten völlig vernachlässigbar. (Wäre zumindest meine erste Aussage gewesen. Wikipedia behauptet, das Late Heavy Bombardment hätte noch signifikant Masse hinzugefügt. Was ich nach erster Abschätzung aber noch nicht glaube. Müsste noch recherchiert werden. Aber der Haupteffekt wäre es auf keinen Fall.) Umverteilungen im Inneren haben auch keinen relevanten Einfluss auf das Gas außenrum.
Das Szenario dürfte folgendes sein: nachdem ihre Bildung durch Akkretion und Zusammenstöße halbwegs abgeschlossen war, war die Erde noch extrem heiß und großenteils flüssig, damit hatte sie auch eine geringere Dichte als heute, war also größer. Wenn ein runder Himmelskörper bei gleicher Masse größer ist, dann ist ein großer Teil seiner Masse weiter von der Oberfläche entfernt. Dank 1/r^2-Abhängigkeit der Gravitationskraft ist also die effektive Schwerebeschleunigung an der Oberfläche geringer. Die Atmosphäre kann also weniger gut gehalten werden.
Erschwerend kommen noch die Eigenschaften der Atmosphäre selbst hinzu: erstens war sie ebenfalls viel heißer als heute, heißes Gas hat laut kinetischer Gastheorie eine höhere mittlere Geschwindigkeit, die einzelnen Gasteilchen konnten also die Erdanziehung recht leicht überwinden und ins All entweichen. Und dann bestand die Protoatmosphäre auch noch primär aus leichtem Wasserstoff und Helium statt aus schwerem Stick- und Sauerstoff, was die Sache nochmals erleichterte.
Als die Erde dann abkühlte und kontrahierte, konnte sie mit größerer Oberflächenschwerkraft eine kühlere Atmosphäre aus schwererem Gas, das aus dem Inneren nachströmte, halten.
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