Das Schicksal der letzten Neandertaler

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Ipsissimus
Dämmerung
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Fr 29. Jul 2011, 15:09 - Beitrag #1

Das Schicksal der letzten Neandertaler

interessante neue Untersuchungen^^

http://www.sueddeutsche.de/wissen/evolution-des-menschen-das-schicksal-der-letzten-neandertaler-1.1125784

Unter diesen Umständen könnte sich der Neandertaler dem modernen Menschen einfach angeschlossen haben - möglicherweise, weil er von dessen Entwicklungen profitieren konnte. Vielleicht ist also vor 40.000 Jahren der erste klassische Fall einer Assimilation passiert.

Maglor
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Fr 29. Jul 2011, 17:03 - Beitrag #2

Leider fehlt da mal wieder die wichtigte Information, dass der Erst-Kontakt zwischen Homo sapiens und Neanderthaler im Nahen Osten stattfand. Beide Menschenarten existierten dort mehrere 10.000 Jahre nebeneinander - als getrennte Populationen, ohne das irgendetwas passierte.
Der Beitrag der Neanderthaler zum Genom der Europäer, Asiaten usw. wird für gewöhnlich als extrem gering eingeschätzt.

Solche Verdängungen sind kein Einzelfall.
Die Negritos besiedelten einst weite Teile Süd-Ost-Asiens, wurde jedoch in entlegene Regionen zurückgedrängt. Die Verdrängung ist zum Teil noch durch mittelalterliche und frühneuzeitliche Schriften belegt. Ach ja, in Amerika war gab es früher auch ganz andere Menschen. Vor 200 Jahren wurde Australien ausschließlich von den Aborigines bewohnt, heute 2,4 % der Bevölkerung.
When civilized nations come into contact with barbarians the battle is short. Charles Darwin

Bei den Neanderthaler hingegen war es kein kurzer Kampf. Eine kognitive Unterlegenheit wird von vielen Wissenschaftler ausgeschlossen. Vieles spricht dafür, dass die Neanderthaler die Musik erfunden haben und die ersten Knochenflöten bauten.

janw
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Fr 29. Jul 2011, 19:16 - Beitrag #3

Vielleicht ist das Nebeneinander im Nahen Osten doch mehr ein Miteinander gewesen, nur daß die Spuren sich nicht erhalten haben. Vielleicht waren es dort Holzinstrumente und andere leicht vergängliche Materialien, oder die Spuren sind nach Rodung der mediterranen Wälder erodiert, oder das Schwarze Meer war Siedlungsraum. Immerhin wurde aber in der Region der stärkste genetische Einfluss im X-chromosomalen Bereich oder in der mitochondrialen DNA gefunden.

Ich habe einige andere Probleme mit den Untersuchungen, und die drehen sich vor allem um das Konkurrenz-Problem und die Daten zur Besiedelungsdichte.
Die Zeit um und nach 40 000 vor heute war eine Kaltzeit mit deutlichen Schwankungen der Eisausdehnung und regionalen klimatischen Verhältnisse. Die Fundorte auf der Schwäbischen Alb lagen im Bereich der von einer Art Tundra bewachsenen Gebiete zwischen den Alpengletschern und den Gletschern aus dem Schwarzwald und den skandinavischen Gletschern in Norddeutschland, die französischen Fundorte lagen wohl im Vorfeld von Gletschern aus dem Zentralmassiv (?) und den Pyrenäen.
Die Menschen werden hier vor allem von wandernden Tierherden gelebt haben, die wie die Karibus in Nordamerika jahreszeitlich wanderten. Je nach der klimatischen Verbesserung oder Verschlechterung werden sich die Wanderrouten und -Zeiten verlagert haben und damit auch die Siedlungsschwerpunkte - eine besonders große Zahl von Siedlungsresten kann also schlicht bedeuten, daß hier für eine bestimmte Zeit DER kritische Punkt der Tierwanderungen (analog zum Mara-Fluss in der Serengeti) mit einer besonders günstigen Wohnstättensituation zusammen gefallen sind und sich dementsprechend die sonst stärker zerstreute Population hier geballt hat.
Das muss nicht zu einem starken Bevölkerungswachstum im überregionalen Rahmen geführt haben, denn die Wanderungen waren sicher stark zeitlich begrenzt, und die sich anschließende nahrungsärmere Zeit dürfte limitierend gewirkt haben - vielleicht also eher eine Verlagerung hin zu solchen Gunst-Orten.
Ich könnte mir von daher gut vorstellen, daß eine durchschnittliche Population von 1 Hominide/1000 qkm auf überregionaler Ebene schlicht das Maximum des unter den damaligen kulturellen Möglichkeiten populationstechnisch Tragfähigen war, mehr Menschen solche besondere Gunstlagen erforderten - und vielleicht den technischen Fortschritt, der dort durch Zusammenkommen von Menschen aus verschiedenen Gebieten zustande kam und vielleicht eben auch durch eine gegenseitige Ergänzung von Neanderthaler und Homo sapiens.

Stutzig macht mich die Löwenmensch-Figur, haben wir hier den Urtyp der Sphinx?
Ich kann mir auch nicht recht vorstellen, daß solche Muster und die Bildhauerei erst in Mitteleuropa entstanden sind, eher denke ich, daß die erwähnten Zuwanderer aus dem Mittelmeerraum/Nordafrika sie mitgebracht haben und entsprechende Kunstwerke dort schlicht verloren gegangen sind: Wurden sie in Höhlen angefertigt, die heute auf dem Grund des Mittelmeeres liegen oder unter dem Sand der Sahara?

Lykurg
[ohne Titel]
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Fr 29. Jul 2011, 20:50 - Beitrag #4

Nein, janw, dafür sind die zeitlichen Abstände zu groß. Derartige Mischwesen dürften eher unabhängig voneinander in mehreren Kulturen entstanden sein; bei den Ägyptern und Griechen gab es ja nicht nur Sphingen, und wie z.B. Jaguarmenschen nach Mittelamerika gekommen sind, mag Däniken zwar genau erklären können, aber ich halte da (wie auch bei der japanischen Nue) seperate Entstehung für wahrscheinlicher. ;)


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