Arxiv-Astro-Ticker

Von der Genetik bis zur Quantenphysik, von der Atomkraft bis zur Künstlichen Intelligenz. Das weite Feld der modernen Naturwissenschaften und ihrer faszinierenden Entdeckungen und Anwendungen.
Traitor
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Do 10. Jan 2013, 17:53 - Beitrag #1

Arxiv-Astro-Ticker

Spontane Idee, da ich mich eh die letzten Tage durch mehrere Wochen nachzulesende Veröffentlichungen wühlte: Ohne Anspruch auf Regelmäßigkeit oder Vollständigkeit schreibe ich hier rein, wenn ich bei arxiv.org auf Artikel stoße, die ich sowohl selbst spannend finde als auch glaube, dass sie (oder zumindest eine Kurzfassung der Ergebnisse) für die Öffentlichkeit aka euch interessant sein könnten. Das Lesen der Artikel wird sich nur selten lohnen, das Anklicken des Links und Lesen des Abstracts vielleicht schon eher, aber ich versuche jeweils eine Kurzkurzzusammenfassung, auf die dann gerne Nachfragen kommen können.

http://arxiv.org/abs/1212.5225
"Nine-Year Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) Observations: Final Maps and Results"
Bennnett et al
und
http://arxiv.org/abs/1212.5226
"Nine-Year Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) Observations: Cosmological Parameter Results"
Hinshaw et al
Die WMAP-Sonde war als Nachfolger des nobelpreisgekrönten COBE das wichtigste Messgerät für die wichtigste kosmologische Informationsquelle, den Mikrowellenhintergrund. Alle 1-2 Jahre gab es aktualisierte Datensätze und daraus abgeleitete Modellparameter. Dies ist jetzt die finale Version mit 9 Messjahren, ab jetzt heißt es nur noch warten auf die Ergebnisse des Nachnachfolgers Planck. Im Detail wenig neues oder aufregendes, aber die bisher präzisesten Ergebnisse und in Kombination mit anderen Beobachtungen (Galaxienverteilung, Supernovaentfernungen, ...) die Standardquelle für die allgemein akzeptierten Werte des Standardmodells.

http://arxiv.org/abs/1212.5456
"A precise and accurate determination of the cosmic microwave background temperature at z=0.89"
Muller et al
Wir kennen die heutige Temperatur des Mikrowellenhintergrundes; aus seinem Entstehungsmechanismus ergibt sich, welche Temperatur er anfangs hatte; mit einem Modell für die kosmologische Expansion können wir berechnen, wieviel Zeit dazwischen vergangen ist und welche Temperatur er zu jedem beliebigen Zwischenzeitpunkt hatte. Tatsächliche Messungen solcher Zwischenwerte bei als Modelltest interessanten Entfernungen waren bisher sehr selten und ungenau, jetzt gibt es ein neues Ergebnis und es passt mal wieder sehr gut zu den Vorhersagen.

http://arxiv.org/abs/1301.0822
"Andromeda Dwarfs in Light of MOND"
McGaugh & Milgrom
Hatten wir ja schon im Nachbarthread.

http://arxiv.org/abs/1301.0894
"The Gamma-Ray Burst Hubble Diagram and Its Cosmological Implications"
Wei, Wu & Melia
Bisher sind Supernovae vom Typ 1a die einzigen verlässlichen Entfernungsmessungen auf kosmologische Entfernungen. In letzter Zeit wurde mehrfach argumentiert, mit komplizierteren Berechnungen ließen sich auch die noch energiereicheren Gammaausbrüche als "Standardkerzen" nutzen und somit noch größere Entfernungen messen. Hier scheint das schon ziemlich gut zu gelingen. Leider kann ich aber nicht einschätzen, wie anerkannt solche Methoden (schon) sind.

http://arxiv.org/abs/1301.1855
"On Cas A, Cassini, Comets and King Charles"
Soria, Balestrieri & Ohtsuka
Astronomiegeschichtlicher Artikel, der behauptet, es könnte 1671 eine galaktische Supernova beobachtet worden sein. (Bisher weiß man nur von denen von 1054, 1572 (Brahe) und 1604 (Kepler).)

http://arxiv.org/abs/1301.1853
"The Hunt for Exomoons with Kepler (HEK): II. Analysis of Seven Viable Satellite-Hosting Planet Candidates"
Kipping et al
Exoplaneten sind ja fast schon ein alter Hut (wenn auch immer wieder spannende Exemplare dabei sind), aber dass die Kepler-Daten prinzipiell gut genug sein könnten, um damit sogar Exomonde zu finden, ist dann doch beeindruckend. Leider vorerst nur ein Negativergebnis.

Traitor
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Fr 25. Jan 2013, 13:58 - Beitrag #2

http://arxiv.org/abs/1301.0824
"The Atacama Cosmology Telescope: Cosmological parameters from three seasons of data"
Sievers et al

Wichtiges Gegenstück zu WMAP: während jener die großskalige Verteilung des Mikrowellenhintergrundes vermaß (ebenso wie Nachfolger Planck) braucht es weiterhin erdgebundene Teleskope für die kleinen Skalen. Lange waren das Ballonexperimente, die nur kurze Messreihen liefern konnten, jetzt haben die stationären Teleskope der neuesten Generation, das South Pole Telescope und eben auch das Atacama Cosmology Telescope, ihre Ergebnisse vorgelegt, die perfekt zu WMAP passen und die Genauigkeit der kosmologischen Vermessung nochmal merklich steigern.

http://arxiv.org/abs/1301.4339
"Atmospheric Neutrino Oscillations in IceCube"
the IceCube Collaboration

Neutrinooszillationen sind eine der spannendsten Teilchenphysik-Entdeckungen der letzten Jahrzehnte. Jetzt konnte das Phänomen erstmals nicht nur an "künstlichen" Neutrinos aus Beschleunigern und Kernreaktoren, sondern auch an "natürlichen", die durch kosmische Strahlen in der Atmosphäre erzeugt werden, nachgewiesen werden. Bringt erstmal wenig für die Präzisionsbestimmung der Neutrinoeigenschaften, ist aber ein toller Kreuztest und lässt auf mehr hoffen, insbesondere auf den Nachweis über die viel längere Strecke, die solare Neutrinos zurückgelegt haben.


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