Das passendste Alt-Paper, das ich auch Anhieb finden kann, ist
Lin & Papaloizu (1986), die u.a. sagen:
If the mass of the protoplanet is relatively large compared with that of the disk, no significant orbital evolution will take place.
Sie haben aber nur vereinfachte Modelle (u.a. keine Mehrfachplaneten) studiert und schließen explizit nicht aus, dass es in der Realität andere Phänomene geben kann. Ansonsten sieht es mir dann auch eher so aus, als wäre Migration vor 1995 einfach nie sehr viel bedacht worden.
Hätte es ein "ehernes Gesetz" gegeben, würde sicher nicht im Abstract des
51-Pegasi-B-Entdeckungs-Artikels so frei heraus stehen:
This object might be a gas-giant planet that has migrated to this location through orbital evolution, or from the radiative stripping of a brown dwarf.
Im Text heißt es dann:
The very small distance between the companion and 51 Peg is certainly not predicted by current models of giant planet formation.
[...]
Present models for the formation of Jupiter-like planets do not allow the formation of objects with separations as small als 0.05 AU.
"Ehern verboten" war also wohl nur, was Lesch "in-situ-Bildung" oder so ähnlich nennt.
Beide Zitate verweisen auf eine offensichtliche Autorität,
den Boss.
Der spricht zwar immerhin schon von einer
possible theoretical expectation being that Jupiter-like planets will be found much closer [inside the Earth-sun separation of 1 astronomical unit (AU)] to these low-luminosity stars than Jupiter is to the sun (5.2 AU).
Auffälligerweise geht er aber stets implizit davon aus, dass Beobachtungsabstand=Entstehungsabstand.
Die erste genauere Abhandlung zur Migrationserklärung war dann wohl
die von Lin, Bodenheimer & Richardson (man beachte denselben Lin wie 1986), die dabei an keiner Stelle den Eindruck erwecken, ein "ehernes Gesetz" umzustoßen.
Interessant ist dann auch noch
dieser Artikel, der sich zumindest etwas um rückblickende Einordnung bemüht:
This object is certainly problematic. [...] One hundred times closer to its primary than Jupiter itself, 51 Peg B thwarts conventional wisdom.
Zusammengefasst würde ich sagen, dass die Situation komplexer war, als Lesch sie darstellt. Als gesichert galt damals wohl nur, dass Gasriesen nicht nahe an Sternen entstehen können, während Migration weder explizit erlaubt noch explizit verboten war - man hatte bisher einfach keine Anzeichen, dass sie stattfinden könnte oder als Erklärung nötig war, und daher wohl nicht allzu viel in ihre Erforschung investiert. Implizit ging man also davon aus, Gasriesen nur weit außen zu finden, und die Entdeckung an sich war eine große Überraschung - aber eben mehr der Befund an sich als seine sich dann schnell ergebende Erklärung.
Allerdings habe ich die Literatur (insbesondere zwischen 1986 und 1995) natürlich nicht erschöpfend durchsucht, und kann nicht ganz ausschließen, dass aus Studien wie der von Lin & Papaloizu eine Art implizites Dogma erwachsen war, das durchaus viele für "ehern" hielten, ohne dass das je bewiesen oder auch nur lautstark verkündet worden wäre.