Ein neuer Anfang

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
December
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So 10. Sep 2006, 17:32 - Beitrag #201

Auch Sanuye stimmte den Vorschlag der Beiden zu. Es stellte sich auch so gleich eine rießige Erleichterung in ihr ein, als es beschlossen war, Morgen dem Verschwinden von Sharie nach zu gehen. So folgte sie ihren Gefährten in ein sicheres Versteck. Whärend sie zu beginn hinter den anderen lief, schloss sie schnell zu Naim auf. "Du besitzt etwas, was mir gehört. Ich hätte es gerne wieder." Sie konnte trotz der Dunkelheit sehen wie wiederwillig Naim es ihr reichte. Sie musste sich bemühen ihm das Fernglas nicht aus der Hand zu reißen. Ihre Hand umschloss es sanft, das bekannte Gewicht ließ ein warmes, viel zu lang vermisstes Gefühl durch ihren Körper strömen. Mit der anderen Hand strich sie kurz darüber, als sie beim Hebel stockte. Er hatte ihn umgelegt. Sie ließ das Sicherheitsglas wieder in seine Halterung zurück springen und legte das Fernglas zurück in ihre Tasche. Als sie ihr heutiges Nachtlager erreicht hatten, suchte sich Sanuye eine relativ weiche Stelle und setzte sich. Mit dem Einbruch der Nacht ist es auch kälter geworden und so zog sie den Rest des Rockes aus ihrer Tasche und warf ihn sich über. Morgen würde es ein anstrengender Tag werden und sie musste ein wenig Schlaf finden. Sie legte ihre Tasche mit all ihren Habseligkeiten auf den Boden, es diente als Kopfkissen, so konnte sie nebenbei auch alles gut schützen. Nachdem sie sich hingelegt hatte, merkte sie auch schon wie müde sie war.

Lykurg
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So 10. Sep 2006, 18:21 - Beitrag #202

Esme grummelte vor sich hin, als sie mit den anderen zur Senke ging und sich niederlegte, aber bald holte die Müdigkeit sie wieder ein, und sie versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Naim beobachtete sie beruhigt lächelnd, dann wandte er sich an Khaldun, der wie er die Augen noch offenhielt: Komm schon, mir kannst du es doch sagen. Was hat sie mit dir angestellt?
Aber da der Animagus ihm die Antwort schuldig blieb, erhob er sich wieder und kauerte sich am Hügelkamm nieder, so daß er das Dorf im Auge behalten und die Annäherung von Feinden rechtzeitig bemerken konnte. Er ergriff ein trockenes Stück Holz und schnitzte daran herum, bis es die Konturen eines menschlichen Körpers annahm - mit dem Kopf eines Weißwolfs.

Raiden/Yuji
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So 10. Sep 2006, 19:51 - Beitrag #203

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Für ein Gespräch dieser Art fehlte es Khaldun einfach am nötigen Elan. Er hatte keine Lust nochmal zu erklären, dass er keine Ahnung hatte, denn die Tatsache gefiehl ihm nicht so, dass er sie jedesmal neu betonen musste. Eine kurze Zeit lang. blieb er noch mit offenen Augen liegen, beobachtete kurz Naim bei seiner Schnitzarbeit und fragte sich, ob dieser ihm jemals richtig vertrauen konnte. Ebenso wie seine Frau. Ebenso wie jeder andere, dem er begegnet war. Denn als Magier mit ensprechenden Fähigkeiten war es selten jemandem zu treffen, der das ohne Vorbehalte aufnehmen konnte.
Was Sanuye anging- mit ihr wusste er weniganzufangen, außer, dem Wissen, dass sie etwas vor ihm zu vergergen versuchte. Vielleicht würde er Naim bei Gelegenheit fragen, was er darüber dachte, doch noch während er darüber nachsann, holten ihn die Strapazen des Tages auch ein und er fiehl in einen unruhigen Schlaf.

Lykurg
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So 10. Sep 2006, 21:50 - Beitrag #204

Als er sich einigermaßen sicher war, daß alle anderen schliefen, und auch nicht mehr glaubte, daß die Steppenräuber nächtliche Suchaktionen starten würden, schlich sich Naim zum Lager zurück, legte sich mit der handgroßen Statuette im Arm an Esmes Seite hin und schlief rasch ein. Sein zunächst sehr leichter Schlummer ließ ihn bei jeder Bewegung der anderen aufschrecken, erst als bereits der Morgen graute, fiel er in einen tiefen Schlaf, der bis zum Sonnenaufgang andauerte.

December
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Mo 11. Sep 2006, 09:46 - Beitrag #205

Die Bäume rechts und links neben der Straße wirkten wie Dämonen, die jeden Moment erwachen und über Sanuye herfallen würden. Einige Schritte vor ihr stand ein kleines Mädchen gerade mal 9 Jahre alt. In ihren Armen hielt sie einen besonders hüpschen Stoff-Bären. Es war dunkel und der Mond der durch das Geäst schien, warf nur spärlich Licht auf die kleine Gestallt. Sie hatte ihren Kopf nach unten geneigt und klammerte sich an ihr Spielzeug. Es war sonst niemand da. Ihr Stimmchen klang hell und deutlich in Sanuyes Ohren: "Sie werden uns alle töten, sollten sie erfahren, dass wir euch Obdach und Schutz vor ihnen gewehrten. Mein Vater will uns doch nur schützen." Auf diese Worte hin hob sie ihren Kopf, eine hässliche Fratze kam zum Vorschein und aus ihrem Mund ertönte ein lauter Aufschrei. Gleich darauf begannen sich die Schatten der Bäume heftiger zu bewegen. Reiter mit Fakeln in den Händen kamen auf sie zu. Ihre Gesichter glichen ebenfalls furchteregenden Fratzen, die gierig die Zähne fletschten. Sanuye geriet in Panik: "Warum tut ihr das?" Jemand griff ihre Hand und zog sie von dem kleinen Teufel weg, bevor sie ihr antworten konnte. Sie rannte so schnell sie konnte durch das Dickicht des Waldes. Whärend in der Luft, die mit Wiederhacken besetzten Pfeilspitzen, sausten. Am Ende der Pfeile hatte man ein Seil befestigt, dass ihre Freunde auf den Boden holte. Aber bald waren sie aus der Reichweite der Pfeile und gerettet. Das bellen von Hunde drang an ihr Ohr, was sie dazu brachte schneller zu laufen. Ihr Blick heftete an Bredurs Rücken, ihrem ältern Bruder. Er zog sie mehr hinter sich her, als dass sie lief. Der Wald verflüchtigte sich und eine Lichtung tat sich vor ihr auf. In der Mitte der Lichtung lag ein kleiner sehr kleiner See. Am Horizont zeigte sich eine hügelige Landschaft, die mit Waldfläche überzogen war. Berdur hielt an.
Im ersten Moment wusste Sanuye nicht was er vor hatte, doch dann sah auch sie das in der Ferne vereinzelte Lichter aufleuchteten. Sie hatten sie umstellt. Berdur ging auf den See zu und winkte sie zu sich. "Langsam und so geräuschlos wie möglich, hol tief Luft." Sanuye gehorchte und tat was er sagte. Es war keine Minute zu spät, sie hörte wie ihre Verfolger über sie hinweg eielten. Auch Schreie und und sich steubende Schatten nahm sie war. Nach etlichen Sekunden, die ihr wie Stunden vorgekommen sind. Tauchte sie mit ihrem Bruder wieder auf.
Sie versuchten an den Lagern vorbei zu schleichen langsam und Milimeter für Milimäter kämpften sie sich vor. Sanuye blieb abrubt stehen als sie das Lachen und die darauf folgenden Schreie hörte. "Nicht komm zurück." Sanuye hörte ihren Bruder nicht , den in diesem Moment legte sie vorsichtig etwas Gestrüp zur Seite und was sie sah ging weit über ihre Vorstellungskraft. Nie war ihr bewusst gewessen, wieviel Grausamkeit es auf dieser Welt gab. Sie packten ihre Freunde an den Haaren, spießten ihnen glühend heiße Speere in die Hände, Arme oder Beine. Sie rissen ihnen die Kleider vom Leib und zerrten sie zu Fässern in die sie steigen sollten. Berdur flehte sie an weiter zu gehen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Man verschloss das Fass und setzte es auf eine seltsame Apparatur, die Sanuye einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Unter dem Fass befand sich ein Becken und darüber mit 30cm langen und 2 cm dicken Nägeln besetzte Bretter. Der im Fass steckende Eliondor wollte sich mit seine Krallen befreien, als man es zu drehen begann und einer der Bretter mit einer brutalen Kraft auf das Fass schlug, sodass die Nägel hinein gehauten wurden und mit samt dem Brett stecken blieb. Eine Mutter schrie nach ihrem Sohn. Und Sanuye wollte mit aufschreien, doch ihr Bruder verschloss schnell mit seiner Hand ihren Mund. "Sieh nicht hin , bitte, sieh nicht hin." Berdur drehte sachte ihren Kopf weg. Aber jedes mal, wenn sich erneut Nägel in das Holzfass bohrten und man es genüsslich drehte, um sich an den Quallen und Schreien des Elionders zu ergötzen, zuckte sie zusammen, als würde man ihr die Nägel in den Körper stoßen. Die Schreie verebneten, nur noch der dumpfe Aufschlag eines leblosen Körpers war zu hören. Einge holten ein Brecheisen und entfernten ein nagelbesetztes Brett, sie hörte wie man das Blut in einem Becken auffing. Ihr Atem ging schneller, das Blut floss, kam auf sie zu.
Mit einem kurzen Aufschrei war Sanuye wieder wach. Schweiß rann ihr von der Stirn. IHRE Hand war blutig und ihre Gedanken überschlugen sich. 'Wo bin ich? Was? Wer?'

Raiden/Yuji
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Di 12. Sep 2006, 15:21 - Beitrag #206

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Der Animagus hatte sehr tief und traumlos geschlafen, fast unüblich bei ihm aber normal, wenn man sich so verausgabt hatte. Dementsprechend langsam erwachte er und konnte sich nur undeutlich daran erinnern warum. Er rieb sich kurz über die Augen, sah zu Sanuye, bis er bewusst realisierte,wie sie dasaß total versteinert und den Blick fassunglos auf ihre Hand gerichtet. Ihre Haltung und Gesichtsausdruck verrieten dermaßen viel Leid, dass es selbst ihn ganz schön anging.
Schnell richtete er sich auf und ging die paar Schritte zu ihr rüber, vorerst ohne zu beachten, was Naim oder Esme taten. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Bald musten sie entscheiden, wie sie verfahren wollten.
Er kniete neben ihr nieder und sah sie nachdenklich an. Ein Funken Mitleid stand in seinen Augen.
"Was ist los?"
Ok, die sinnlose Frage, ob alles in Ordnung war hatte er sich an der Stelle mal gespart. Nur um sie wieder aus der Erstarrung zu reißen, hatte er sie angesprochen, vorsichtig, um sie nicht zu sehr zu erschrecken.

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Di 12. Sep 2006, 19:13 - Beitrag #207

Eine Stimme riß Sanuye aus ihrer Erstarrung. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie den Magier vor sich sah. Ihr Erinnerungsvermögen kehrte wieder zurück. Khalduns Blick schien besorgt, nichts wies auf Heuchelei hin. Auf seine Frage reagierte sie zu schnell, als das es glaubwürdig wirkte: "Nichts, es war nur ein... Alptraum," flüsterte sie und versuchte zu Lächeln, um ihm zu zeigen das alles in Ordnung war, was ihr nicht ganz glückte: "Alpträume sind nur dumme realitätsferne Bilder, nicht war? Sie sollen einem so schreckhaften Wesen, wie mir nur Angst machen...." Ihre Stimme war immer leiser geworden. Warum sorgte sich der Magier überhaupt um sie? Sanuye sah ihn an - keine Heuchelei. "Tut mir leid das ich dich geweckt habe." Ihr wurden seine Blicke unangenehm, sie war doch so unfreundlich zu ihm gewesen. "Khaldun... es tut mir auch leid, dass ich dich so angeschrien habe. Wirklich." Als er sich bewegte, griff sie panisch nach seiner Hand, aus Furcht wieder allein zu sein. "Warte, kannst... kannst du noch hier bleiben bis die Sonne aufgeht... ich möchte nur nicht allein sein...Bitte."

Raiden/Yuji
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Di 12. Sep 2006, 19:24 - Beitrag #208

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Er waf einen Blck gen Himmel, dann kehrte er wieder zu ihrem verschreckten Gesichtsauadruck zurück. Und nickte schließlich, während er sich im Gras niederließ. Nein, wahrscheinlich nicht nur ein Alptraum, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, nicht wahr? Das einzige, was sie wollte, war etwas Schutz und die Nähe eines anderen- das es auch genausogut hätte Esme oder Naim sein können, war ihm klar, trotzdem war es ein seltsames Gefühl gebraucht zu werden. Wahrscheinlich lebte er schon so lange allein, dass er es fast vergessen hatte.
"Ich wäre ohnehin bald aufgewacht", sagte er leise zu ihr, um sie auf andere Gedanken als den Traum zu bringen. Sie musste einiges durchgemacht haben.
"Schon in Ordnung", antwortete er ihr auf ihre Entschuldigung. Es schien ihr einige Mühe zu machen, sie auszusprechen, also erkannte er sie an. Das sie ihn beinahe getötet hätte, daran konnte er sich nicht erinnern. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Sie hielt seinen Arm immernoch fest.

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Mi 13. Sep 2006, 18:03 - Beitrag #209

Der Himmel war noch dunkel doch am Horizont war ein grauer Streifen zu sehen. Die Anwesenheit eines Wesens, das Bewustsein nicht allein zu sein, verursachte bei Sanuye ein geborgenes Gefühl. Sie bekam wieder etwas Halt. Obwohl Khaldun ein Magier war, wies er nicht dieses kaltherzige und blutrünstige auf, was sie kennengelernt hatte. Sie zog ihre provisorische Decke an sich, setzte sich neben ihn und schaute in die Ferne. "Wovor hast du eigentlich Angst? Denn mir scheint es, als würdest du den Tod nicht fürchten oder irre ich mich?" Sanuye sah den Magier von der Seite an, er war für sie, wie eine Silhouette. Sichtbar und doch ohne Form, sie konnte ihn nicht ergründen.

Lykurg
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Mi 13. Sep 2006, 18:40 - Beitrag #210

Esme, die bei Sanuyes Aufschrei kurz erwacht war, wälzte sich auf die andere Seite. Dabei fiel ihr die Statuette, die Naims Händen entrollt war, ins Auge. Merkwürdig, das war doch... wie...

Sie sah die verlorene Heimat ihres Mannes genau vor sich, die sie doch nur aus seinen Erzählungen kannte - einsame, wildreiche Wälder, hinter denen unwirtliche Ebenen lagen, die nur in den Sommermonden auftauten - das Reich der Wölfe, der Rentiere und der schneidenden Kälte. Das Gefühl der Verlassenheit senkte sich wie ein dichter Rauchschleier auf ihre Seele, als sie durch tiefen Schnee wanderte, über zugefrorene Flußläufe und Seen, schroffe Abhänge aus aufgetürmtem Eis erklomm, stets einer Spur folgend, die auch der Schneefall nicht verdeckte, immer weiter auf die inmitten der Nacht kraftlos tiefstehende Sonne zu. Eine Spur, die vor keinem Hindernis zurückschreckte, die gnadenlos und ohne Rast fort von den Menschen hinein in das eine große Abenteuer führte, dessen Ende stets im Ungewissen liegt. Ein Jäger lief vor ihr, ein großer Jäger - und sie wußte, daß er auf sie warten würde. Dort, in seinem eisigen Reich, war das Sinnbild der Frau machtlos, ihre Beschwörung ohne Hoffnung, ihr Zuspruch ohne Wirkung, ihr Glanz ohne Licht, ihre Wärme auf ewig vergessen.

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Mi 13. Sep 2006, 20:46 - Beitrag #211

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Khaldun sah sie kurz an, blickte dann in den Sonnenaufgang. "Es gibt schlimmeres, denke ich." Wie recht er damit hatte, konnte er in dem Moment gar nicht ergründen. Doch was sollte die Frage? Er plauderte nicht gern solche Sachen aus, die ihm später schaden konnten.
Er schwieg, weil er nachdenken musste. Es war ihm selbst nicht ganz klar, wenn er zurückdachte und überlegte, was ihm Furcht bereitete. Machtlosigkeit vielleicht... beziehungsweise der Zustand der Unfreiheit von jemandem abhängig zu sein.
"Eine schwierige Frage... vielleicht werde ich das erst erfahren, wenn ich es erlebe- wenn ich darüber nachdenke, würde ich spontan sagen meine Freiheit zu verlieren, bestimmt zu werden, wenn du verstehst was ich meine. Von jemandem abhängig zu sein."
Er hatte in seinem leben nur einmal wirklich geliebt- und es hatte ihn beinahe zerstört. Deshalb hasste er Abhängigkeit...in vorallem gefühlsmäßiger und jeder anderen Hinsicht. Er würde sich vielleicht nie wieder jemandem so hingeben, jemanden so an seinen gedanken teilhaben lassen. Es war besser für sich zu leben, als von jemandem so verraten und verletzt zu werden- seine eigene Machtlosigkeit so vor Augen gehalten zu bekommen.

"Was ist deine größte Angst?", fragte er unverbindlich, damit jetzt keine weitere Gegenfrage kam und er eventuell auch mehr darüber erfuhr, weshalb sie sich so verhielt, ihm und der Gruppe gegenüber.

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Do 14. Sep 2006, 17:59 - Beitrag #212

Bei der Frage schlug Sanuye ihr Augenlider nieder und ihr Blick gleitete zum Horizont, wo die Sonne begann sich den Himmel zu erobern. Khalduns Anwort zeigte ihr eine Seite an ihm, die sie nicht vermutet hatte. Was der Grund für ihre nächsten Worte waren: "Angst... meine Angst, ... es wird wohl der Blick in die tiefste Dunkelheit und die ewige Einsamkeit sein, sowie der unumstößlichen Erkenntnis, das es mein Inneres ist in das ich blicke. Alles vergessend, ohne ein Gefühl für die Vergangenheit zu sein... das hieße für mich, mich selbst, die eigene Identität zu verlieren. Und wie soll ich weiterleben, wenn ich nichts mehr von mir zu erhoffen habe. Ich weiß das jedes Wesen es liebt, nur sein Unglück zu betrachten, sein Glück aber zu übersehen. Würde man jedoch richtig sehen, so würde man erkennen, dass einem beides beschert ist. Und für nichts auf der Welt, nicht mal für das Leid, das über einen kommen kann, würde ich das Schöne und Gute in meinem Leben vergessen wollen." Sie sah wieder zum Magier, sie lächelte etwas verlegen: "Du findest das bestimmt recht dumm. Aber bei uns gibt es ein Sprichwort, das besagt: ´Wende dein Gesicht immer der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.` " Plötzlich fiel ihr ein, dass sie alles nicht im Flüsterton gesprochen hatte, schuldbewusst schaute sie hinüber zu Esme und Naim.

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Fr 15. Sep 2006, 00:35 - Beitrag #213

Letzterer war soeben erwacht und streckte sich gähnend. "Ein solches Sprichwort kannte ich nicht. Bei uns denkt und sagt man anders: 'Nirad im Rücken: gut für den Körper; Nirad vor Augen: schlecht für die Jagd.' Aber hier möchte ich den Leuchtenden auch nicht im Rücken haben, das war furchtbar anstrengend gestern." Er stand auf und lockerte seine Gelenke mit ein paar Dehnübungen. Leicht verwundert sahen die Gefährten ihm dabei zu, sagten aber nichts. Dann ergriff der Jelogan wieder das Wort. "Ich glaube, wir sollten keine Zeit verlieren und aufbrechen. Bald dürften sie Gewißheit über den Ausgang unserer kleinen Schlacht von gestern abend haben - und danach dürfte es schwierig werden, hineinzukommen."

Esme schüttelte verblüfft den Kopf. Soeben noch in einer Eislandschaft, jetzt wieder in derselben alptraumhaften Wirklichkeit wie gestern. "Ich möchte hier nicht zurückbleiben. Was wir auch machen, wir sollten zusammenbleiben." Vor allem hatte sie Sorge, mit Khaldun oder Sanuye als Wächter zurückbleiben zu müssen, aber davon sagte sie nichts.

Raiden/Yuji
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Fr 15. Sep 2006, 14:53 - Beitrag #214

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Khalduns Energiereserven waren wieder auf gutem Normalniveau. Bei magiern höheren kreises regenerierte sich alles etwas schneller, was sich oft schon als vorteilhaft erwiesen hatte.
"Ja, eine sehr gute Idee", meinte er und nickte dann auch Esme beruhigend zu. "Ich denke auch, dass wir zusammenbleiben sollten. So können wir flexibler entscheiden."
Er erhob sich wieder, überlegte kurz und schmunzelte ganz leicht. So konnte er ja schlecht gehen, aber für ihn gab es einige Alternativen.
"Steck mich einfach in einen von deinen Vorratsbeuteln, in Ordnung", sagte er leise zu Esme und verwandlete sich wieder. Nur eine gewöhnliche, die wenig bis fast keine Energie verbrauchte. Bei der Größe des Tieres vor ihnen eher keine, denn die kleine braune maus fiehl ja selbst im Gras kaum auf. Es hatte schon seine Vorteile, wenn man Gestaltwandler war.

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Fr 15. Sep 2006, 20:16 - Beitrag #215

Die Sonne war am Himmel, aber sie war leider keine Garantie für Sanuye. Es bestand schließlich die Möglichkeit sie wegzuschließen. Sie war skeptisch aber als der Magier sich dazu bereit erklärte, konnte sie nicht nein sagen. So drückte sie jedes Gefühl von Zweifeln nieder und nickte ebenfalls Esmes Idee zustimmend zu. Sie packte alles zusammen und ging zu den anderen zurück. Doch mit jeden Schritt den sie tat, wurden ihre Bedenken doch wieder größer. Sie sah nicht aus als käme sie hier aus der Gegend, wie würden sie sie nur alle anstarren oder hinter hervor gehaltener Hand über ihre Herkunft rätseln, vielleicht sogar Fragen? Was sollte sie ihnen antworten? Sanuye schüttelte sich innerlich sie musste einen kühlen Kopf bewahren. In solchen Momenten hätte sie gern mit dem Magier getauscht, sich in irgend eine Tasche verkrochen. Aber sie musste das beste aus dieser Situation machen.

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Mo 18. Sep 2006, 00:38 - Beitrag #216

Esme kramte in ihrer Vorratstasche. Die Vorstellung, den Magier an ihrem Körper mit sich herumzutragen, noch dazu in Gestalt eines Ungeziefers inmitten ihrer wertvollen Kräutersammlung, war ihr nicht lieb - aber allemal besser, als durch sein offenes Auftreten weitere Kämpfe zu provozieren. Nach kurzer Suche zog sie ein paar längliche Blätter aus einem Fach, füllte stattdessen einige Sonnenblumenkerne und als Bekrönung eine Haselnuß hinein. Die Blätter reichte sie an Sanuye weiter und erklärte dazu: "Wenn du die in den Händen zerreibst, tritt ein Saft aus, der beim Trocknen eine bräunliche Farbe annimmt. Verstreiche ihn auf deinen Armen, am Hals und im Gesicht, dann fällt deine helle Haut nicht so auf."

Dann bückte sie sich und streckte ihre nach oben geöffnete rechte Hand zu Boden. Khaldun trippelte grazil darauf, und sie setzte ihn im vorbereiteten Beutelchen ab. "Laß es dir schmecken, wenn du möchtest - aber geh nicht an meine anderen Vorräte! Wenn du herausgeholt werden möchtest, quieke."

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Mo 18. Sep 2006, 09:52 - Beitrag #217

Solche Blätter hatte Sanuye noch nie gesehen, doch sie tat was Esme ihr sagte und hoffte, dass es wirklich nur bei einer braunen Farbe blieb. Whärend sie den Saft so gleichmäßig wie möglich auf ihrer Haut verteilte, fragte sie sich, was sie bei eventuellen Fragen der Torwächter antworten sollte und ob sie Gebühren zahlen mussten. "Auf welche Antwort sollen wir uns einigen, wenn sie nach unserm Begehr fragen?" Sie sah Naim an, der sich wohl schon darüber Gedanken machte. Sie hatte sich soweit , die Haut bemalt und versuchte nun ein etwas sicheres Gehen zu üben, indem sie jeweils fünf Schritte vor und zurück ging. Dabei kam sie nicht umhin ein wenig neidvoll an Naims Laufkunst zu denken. Er schien sich meisterhaft in seiner Umgebung fortzubewegen. Es sah alles so einfach aus. Sanuye hielt in ihrer Bewegung inne, es half nichts, sie musste die Zähne zusammen beißen und dadurch.

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Mo 18. Sep 2006, 10:44 - Beitrag #218

"Mach dir darum keine Sorgen", entgegnete der Jelogan. "Das müßte sich durchsetzen lassen. Und ich habe da so eine Idee..." Prüfend betrachtete er die Statuette, die er in der Nacht zurechtgeschnitzt hatte. "Sieht übrigens gut aus, deine neue Hautfarbe. Du hast noch etwas davon an den Händen? Verreibe es doch bitte auf Jelgirs Mantel - aber nicht auf seinem Fell!"
Mit einer gewissen Belustigung betrachtete er ihre Bemühungen, einen flüssigeren Gang zu erlernen. Ob den o-beinig daherwatschelnden, stinkenden Räubern da unten etwas auffallen würde? Jedenfalls konnte es nicht schaden, wenn sie sich auf zwei Beinen vernünftig bewegen konnte - mit Flügeln war sie unter Menschen jedenfalls weniger gern gesehen...

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Mo 18. Sep 2006, 18:37 - Beitrag #219

Die geschnitzte Holzfigur in ihren Händen hatte die Eliondor schon mal gesehen. Sie schmierte die Farbe auf den Mantel , vorsichtig, damit es sich vom Fell unterschied. Naim hatte diese Holzfigur seit kurzem... Jelgir. Da fiel es ihr wieder ein. Das war eine Gottheit, die für die Jagt und den Krieg stand. Diese Gottheit gehörte doch zu den Jelogan. Diesem stolzen und zwielichtigen Volk. Gute Jäger, so hatte sie ihr Vater beschrieben, mehr nicht. Naim war also ein Jelogan. Aber die waren doch in diese Gegend nicht zu hause und fand man sie nicht eher in Gemeinschaften vor? Sie reichte die Holzfigur wieder Naim, während sich in ihren Gedanken einige Fragen aufwarfen. Aber sie unterdrückte den Impuls sie an Naim zu richten, dafür, hoffte sie, würde ihr ein ander Mal die Zeit bleiben.

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Mo 18. Sep 2006, 19:48 - Beitrag #220

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Der Magier lauschte nach außen und verdrehte innerlich die Augen. So toll war es dann doch nicht zwischen Unkraut und Kernen, dass er hier ewig bleiben musste.
Könnt ihr euch unter Umständen ein bisschen beeilen? , fragte er die Anwesenden. Irgendwie wollte er die geschichte hinter sich bringen. Ohne Komplikationen, schnell und einfach. Wer wusste schon , ob sie überhaupt herausfanden, wo Sharie steckte? Er selbst wusste es ja nicht. Aber vielleicht halfen ihnen ja Esmes Instinkte und Naims Fähigkeiten hier weiter. Trotz des unguten gefühls, dass er angesichts der lage hatte, denn irgendwie fühlte er sich auch schuldig, andererseits hatte er keine Wahl gehabt. Er schüttelte den Kopf.
Außerdem war es nicht prickelnd allzulang ein quietschendes, kleines Etwas zu sein, dass ohne Probleme zertreten werden konnte.

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