Das Land der schwarzen Sonne

Gemeinsam Welten und Figuren erfinden - Fortsetzungsgeschichten zum Mitschreiben.
Ceyx
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Do 27. Feb 2003, 18:47 - Beitrag #81

Barrassa sah kopfschüttelnd dem König nach. Hätte er in diesem Moment seine Gedanken laut ausgesprochen, hätte er die Worte herausgespuckt. Soran hatte nicht die geringste Ahnung von Herrschaft und Barrassa verachtete ihn desshalb. In ihm floss genau das gleich schwache Blut wie in seinem Vater. Nur anstatt sich in Tatenlosigkeit zu flüchten, bündlete Soran seine Schwäche zu Wut, was ihn stark erscheinen lies.
Aber eines konnte Barrassa nicht abstreiten. Er würde das Heer von Soran führen. Nicht weil ihm etwas daran lag, diesem Schwächling zu einem Sieg zu verhelfen. Es war der Kampf, der ihn reizte. Zu lange hatte er abgeschieden im Norden gelebt, sein Schwert geschärft und seine Künste verfeinert. Er verspürte beinahe Lust, diese Soldaten in den Kampf zu führen, sie sterben oder siegen zu sehen.
Darum hatte er die Suche nach Torror abgebrochen, als er gehört hatte, dass Soran zum Krieg rüstete. Zudem hatte er das Gespräch mit Isidor gesucht, doch der alte Narr hatte kaum zwei zusammenhängende Worte gemurmelt. Sein Geist war schwach.
Wenn es eines gab, das Barrassa hasste, dann war es Schwäche. Und darum würde er aus diesen Soldaten alles herausholen, was ihre Körper hergaben. Ihm war egal, für wen er kämpfte, denn so oder so, der Stärkere würde gewinnen. Und das war, was zählte...

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Fr 30. Mai 2003, 19:27 - Beitrag #82

Torror fragte sich, wie lange sie noch fliehen würden können. Zill, Soran und angeheuerte Mörder - wo sollte das noch hinführen? Er stand langsam auf und streckte sich. Die Wunden taten weh und er zuckte zusammen. Gaal kam langsam auf ihn zu und strich ihm um die Beine. Isabell schlief noch. Ariana stand am Rande des Laubwerkes und starrte zu ihm herüber und nickte, als sich ihre Blicke kreuzten.
"Wie hast du geschlafen?", fragte er.
"Schlecht. Ich habe gefroren."
Torror nickte. Das war nicht weiter verwunderlich, wenn man sie sich betrachtete. Ein Tänzerkleid war nicht für lange Wanderungen gedacht. Er hörte Ariana leise stöhnen und sah, wie sie die Augen öffnete. Er lies ihr noch etwas Zeit, dann sagte er mit brüchiger Stimme:
"Wir müssen nach Silven! Es führt kein Weg daran vorbei - Ariana braucht Kleidung und ich etwas für meine Wunden. Wir werden das Risiko eingehen müssen."

Ceyx
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Fr 30. Mai 2003, 23:48 - Beitrag #83

Sie gingen abseits der grossen Wege, die zur Stadt führten, denn diese waren voll von Reisenden, die den Wald durchquerten, und in Silven Halt machten.
Isabel führte sie über einen kleineren Weg, der eine Weile lang parallel zur Stadt verlief, wie sie ihnen erklärt hatte. Sie verloren zwar dadurch beinahe einen halben Tag, aber ausser den Einheimischen kannte niemand diesen Weg.
Torror hatte sie gefragt, ob sie aus Silven käme, worauf sie aber energisch den Kopf geschüttelt hatte. Auf die Frage, warum sie dann den Weg kannte, hatte sie nur gesagt, dass sie ihre Gründe hatte.
Der Wald um sie herum wurde immer wunderlicher. Die kleinen Bäume waren gewaltigen Riesen gewichen, deren Krone weit über ihnen lagen, und einen gewaltigen, grünen Himmel schufen, der über ihnen schimmerte.
Torror versuchte sich vorzustellen, wie gross der Wald sein musste, und kam auf gewaltig. Nun verstand er auch, warum es in dessen Mitte eine Stadt gab. Wie gross mochte sie sein? Bis jetzt hatte er gedacht, dass es sich um ein besseres Dorf handelte, doch mittlerweile war er sich nicht mehr so sicher. Aber der Gedanke beruhigte ihn. Je grösser die Stadt war, desto einfacher würden sie sich darin verstecken können.
Der Weg stieg vor ihnen scharf an, und Isabel erklärte ihnen, dass sie etwas oberhalb der Stadt rauskommen würden, aber das kein Problem sein würde. Mit einem Lächeln fügte sie hinzu, dass allein der Ausblick über die Stadt den Aufstieg rechtfertigte.
Kurze Zeit später erreichten sie die Kuppe des kleinen Hügels, und fanden sie auf einem Felsüberhang wieder, neben dem ein gewaltiger Wasserfall in die tiefe donnerte.

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Sa 7. Jun 2003, 19:37 - Beitrag #84

Trotz des Donners, mit dem das Wasser in die Tiefe stürzte, hörte Torror noch andere Geräusche. Er konnte es sich nicht erklären, aber als er einen Schritt nach vorne ging, erkannte er es: Fanfaren! Unter ihm sah er eine halbmondförmige Stadt, die dem Wald Land geraubt hatte und von fünf riesigen Bäumen überragt wurde, die rund um sie herum angeordnet waren. Torror hatte noch nie im Leben zuvor solche Bäume gesehen. Ihre Stämme waren in dunklem Rotbraun und kein einziger Ast schien aus ihnen zu sprießen. Erst kurz vor der Krone jedoch wucherten oberschenkeldicke Äste hervor, schufen eine Plattform, auf denen sich ein ganzes Haus befand! Diese Posten mußten in schwindelerregender Höhe sein. Er sah, dass sich Schemen darauf bewegten und hörte die Fanfaren diesmal deutlicher. Er nahm sich Zeit und betrachtete die Umgebung. Die gesamte Stadt war mit einem Holzzaun umrundet, der an Eigentümlichkeit den Hochposten in nichts nachstand. Ganze Schlingpflanzen und Urwaldriesen erwürgten sich gegenseitig und ließen nur an den Spitzen des imaginären Mondes einen Durchgang für das Volk. Von dort aus konnt man eine Straße erkennen, die sich schließlich im Grün des Waldes verlor.
"Wie kommen wir da rein?", wollt Ariana wissen und sah zu Isabell.
"Warte, bis es dunkel wird.", sagte Isabell und setzte sich auf einen nahen Stein. "Ich kenne einen Weg. Ruht euch aus. Es wird anstrengend werden."

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Di 10. Jun 2003, 00:30 - Beitrag #85

Croicair stand auf der Brüstung der Festung. Die langen Wipfel mit dem Zeichen Dalaigas flatterten im Wind, kaum mehr als Schemen in der Nacht. Unzählige Feuer brannten unweit von der Festung entfernt, dort wo das Heer sich gesammelt hatte. Soran hatte alle wehrtüchtigen Männer des Landes zusammengezogen, und sein oberster Heersführer, Barrassa formte daraus eine Armee. Croicar hatte viele Männer gesehen, die noch nie in ihrem Leben ein Schwert in den Händen gehalten hatten, die aber innerhalb wenigen Tagen zu Kämpfern wurden. Croicar war einer von ihnen. Noch vor wenigen Tagen war er zitternd zwischen den Soldaten gestanden. Nun hing sein Schwert an seiner Seite, so gewohnt, als wäre es schon immer da gewesen. Croicar wusste, dass er damit töten konnte, und es tun würde, und das gab ihm ein Gefühl von Kraft.
Und er wusste, dass es den anderen nicht anders ging. Sie alle kämpften für dieselbe Sache, für ihre Sache, für ihr Recht, für ihr Land, für ihren König, für ihre Frauen und Kinder. Und dafür würden sie sterben, wenn es sein musste. Aber am Ende würden sie den Sieg davontragen.
Er drehte sich um. Der Platz vor dem Königshaus war hell erleuchtet, lange Tische standen parallel zu den Wänden auf beiden Seiten. Soran hatte heute abend ein Festgelage einberufen, um ihren kommenden Sieg zu feiern, doch nur die mit den hoheren Rängen waren in die Burg eingeladen worden.
Obwohl Croicar keine Erfahrung hatte, war er schnell zum Führer eines Zuges ernannt worden. Hundert Männer, die bereit waren, mit ihm in den Tod zu reiten, die jeder seiner Handbewegung gehorchten.
In diesem Moment trat eine Gestalt aus dem Haus des Königs, schritt die lange Treppe herunter. Es war Soran. Seine Erscheinung war furchteinflössend. Er hatte seine Rüstung angelegt, die hinten von einem gewaltigen Umhang umhüllt wurde, welcher sich im Wind blähte, und einen gewaltigen, bewegenden Schatten hinter Soran warf. Klatschen, Jubelschreie wurden laut, während Soran anfing zu sprechen. Seine Stimme hallte über den Platz, bis zur Position von Croicar.

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So 15. Jun 2003, 16:30 - Beitrag #86

Er beobachtete das bunte Treiben dort unten eine Weile, dann ließ er wieder den Blick über die Zinnen der Burg wandern. Plötzlich sah er eine Bewegung. Ein alter, gebrechlicher Mann fiel stöhnend aus der Tür zum Inneren des Wehrbaus und blieb liegen. Croicair ging mißtrauisch auf ihn zu, betrachtete ihn interessiert. Das lange, weiße Haar war verklebt und hin in fettigen Strähnen über die kalten Steine der Wehrmauer. Der Mann trug ein Nachtkleid und hustete. Croicair überlegte. Irgendwoher kannte er den Mann. Er sah sich schnell um, ob dies ein Ablenkungsmanöver war, aber nichts Auffälliges war zu sehen. Er kniete sich zu ihm. Einen Moment lang hörte er nur den rasselnden Atem des Alten.
"Hallo? Wer sind sie? Was machen sie hier?"
"Mefiast ... wir ..."
"Was? Wer?"
Laut röchelnd packte der Alte Croicair am Kragen.
"Feuer, Blut ... Vernichtung ... verschohne Torror ... "
Angewidert riß sich Croicair los, trat nach dem Alten und spuckte aus. "Was soll das werden? Wo kommst Du hier?"
"Ich ... ich muß gehen ... sag Soran, er wird nicht das finden, was er sucht. Nur Tod und Verderben."
"Wie kannst Du es wagen, so über Soran zu sprechen?"
Croicair sprang nach vorne, riß den Alten hoch und drückte ihn an die Mauer. Kurz Zeit sahen sie sich in die Augen und als der Alte lachte, wurde er wütend. Er drückte ihn höher, weiter über die Mauer ...
"Tu´s Croicair ... tu tust mir einen Gefallen damit!"
"Woher kennt ihr meinen Namen?"
"Das braucht dich nicht zu interessieren ... tu, was du für nötig hälst ... hilf mir, Sohn einer Hure!"
Croicair spürte lange vergessenen Zorn in sich aufsteigen und packte so stark zu, daß der Alte erneut stöhnte.
"Woher weißt du dass? Niemand kann das wissen!"
"Hilf mir, du Hurensohn!"
"AArrgghhhh!"
Croicair wuchtete den schlaffen Körper des Alten in die Höhe und stieß ihn über die Mauer. Schockiert blickte er dem lächelnden Mann nach, den er gerade in den Tod gestoßen hatte. Warum hatte er das getan? Wer war der Alte?
"Was suchst du dort unten?", hörte er Barrassas Stimme hinter ihm. Gehetzt fuhr er herum.
"N... nichts, Herr!"
"Ich finde es schon lobenswert, daß du nicht wie alle anderen dem Treiben im Hof zusiehst und weiter deinen Wachposten ernst nimmst. Gute Arbeit. Sag, hast du einen alten Mann gesehen? Den Seher Isidor - er ist seinem Krankenbett entflohen."

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Mo 16. Jun 2003, 16:23 - Beitrag #87

Croicair spürte wie ein kalter Schauer über seinen Rücken huschte, wie sich alle seine Nackenhaare aufstellten. Übelkeit began sich in ihm breit zu machen, sein Kopf begann in purer Agonie zu schmerzen. Er glaubte zu fallen, hielt sich aber mit aller Kraft an der Mauer fest, als ihm klar wurde, wen er gerade in den Tod gestossen hatte.
Er versuchte seine Fassung zurückzugewinnen, möglichst gleichgültig auszusehen, wagte es jedoch nicht, die Mauer loszulassen. Immer noch schien die Welt sich um ihn herumzudrehen.
"Und?" erklang Barrassas Stimme ungeduldig in seinem Kopf. Croicair brauchte einen Moment, bis er den Sinn des Wortes verstanden hatte, aber langsam lies der Schock ihn los, und er konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.
"Nein, Herr." war seine schlichte Antwort.

Gaal war bereits im Dickicht verschwunden. Torror wusste, dass der Wolf nicht wieder zurückkommen würde, ehe sie die Stadt verlassen haben würden, während Isabell's Wolf die ganze Zeit an ihrer Seite blieb.
Ihr Weg führte sie schräg den Hang hinab, auf die Stadt zu. Nach wenigen Metern jedoch bog Isabell von dem kleinen Weg, der direkt zu Stadt und zum Eingang führte, ab, und führte nun auch sie in das Dickicht des Waldes. Sie kniete kurz zu ihrem Wolf herab, und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf dieser die Führung übernahm.
Auf den ersten Metern kamen sie gut voran, erst später merkte Torror, was Isabell damit gemeint hatte, als sie sagte, das es schwierig werden würde. Torror hätte diesen Weg selbst bei Tage nur mit Vorsicht begangen. Bei Nacht schien es purer Selbstmord.
Der Wald wurde immer dichter, während der Weg beständig abwärts führte. Gewaltige Wurzeln wucherten über dem Boden, manche so gross, dass sie darüber klettern mussten, und auf der anderen Seite in die Dunkelheit springen. Doch immer waren da die leuchtenden Augen des Wolfes in der Dunkelheit, die verhiessen, dass da immer noch ein Weg war, und nicht ein endloser Abgrund auf sie wartete.

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So 29. Jun 2003, 21:25 - Beitrag #88

Irgendetwas roch plötzlich sehr streng. Torror hielt sofort den Atem an, blieb stehen und wartete. Vorsichtig atmete er durch die Nase ein. Ihm wurde übel. "Was ist das?", quetschte er hervor.
Ariana antwortete leise: "Die Kanalisation. Das ist der sicherste Weg nach drinnen. Komm weiter."
"Das ist nicht dein Ernst! Wir sollen durch die Sch... von hunderten von Menschen steigen?"
Angewidert spuckte er aus.
"Nein, wir werden schwimmen müssen. Hab dich nicht so."
"Das will ich sehen. Gaal? Kommst du da mit?"
Der Wolf lief langsam hinter Ariana her. Torror raffte sich auf. Seinen Wunden würde das nicht gut tun.

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Mo 30. Jun 2003, 21:38 - Beitrag #89

Der Gestank war heftiger als alles, was Torror je gerochen hatte. Und er wurde mit jedem Schritt schlimmer, mit jedem Schritt, den sie sich der Stadt näherten. Schliesslich blieb Isabell an einem Loch stehen. Die Sonne stieg langsam jenseits der Wälder in die Höhe, brachte die Kronen der Bäume zum Leuchten.
"Wir müssen uns beeilen. Wir dürfen nicht mehr hier sein, sobald es richtig hell ist."
Torror näherte sich dem Loch im Boden ganz. Im nächsten Moment wünschte er sich, es nicht getan zu haben, denn ihm verschlug es den Atem ganz. Das unmögliche war geschehen, denn Gestank konnte sich sogar noch steigern.
Angeekelt sah er in das Loch hinab.
"Was ist das?" fragte er.
"Ein unterirdisches System. Die ganzen Abwässer laufen hinaus in den Waldboden, wo das Zeugs als Dünger dient."
"Toll." Torror war sichtlich begeistert. "Ein gewaltiger Fluss aus Scheisse...und da willst du rein?"
Ariana näherte sich auch dem Loch, sie schwankte sichtlich. Ihr Gesicht schien grün, und Torror glaubte, dass dies nicht an dem grünlichen Licht lag, das hier herrschte.
Isabell wurde mit jedem Moment nervöser.
"Wir müssen hier weg."
Torror nickte. Da gab es wohl nichts anderes. So sprangen sie gemeinsam in den Gestank der Dunkelheit.

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Di 8. Jul 2003, 17:24 - Beitrag #90

Es war nicht so, wie Torror es erwartet hatte. Als die dicke Brühe über seinem Kopf zusammenklatschte wurde ihm schlecht. Er kämpfte sich an die Oberfläche und wagte nicht, nach Luft zu schnappen. Irgendetwas Festes rutschte über seinen Kopf und er öffnete die Augen. Er sah nicht viel. Langsam ließ er die Luft aus seinen Lungen und versuchte die anderen ausfindig zu machen. Etwa eine Armlänge entfernt schoß Ariana durch die teigartige Brühe und spuckte angewidert aus. Das hatte er sich nicht träumen lassen - jemals in einer Stadtkloacke zu schwimmen! Seine Lungen schrien nach Luft und er zog sie vorsichtig ein. Nur knapp konnte er den Würgereflex unterdrücken. Er mußte hier raus. Er konnte nicht mehr. Lieber ließ er sich von dem Berglöwen in Zills Verließ durch dunkle Gänge jagen, als hier noch länger herumzupaddeln.
"Hier herüber!", rief Isabell.
Torror setzte sich in Bewegung.

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Do 10. Jul 2003, 00:37 - Beitrag #91

Die Flammen leckten an der leblosen Gestalt, verhüllten den Körper in einen Zylinder aus tanzendem Feuer, kleine, glimmende Partikel wirbelten um den toten Mann, als wollten sie ihm die letzte Ehre kundtun, als warteten sie auf den befreiten Geist des Toten, um mit ihm hinauf zu den Sternen zu fliegen, wo die schwach glimmenden Teilchen ihren Platz einnehmen würden, und selber zu Sternen werden sollten. Ein Windhauch blies über das Feuer hinweg, lies die Flammen gierig tanzen, zog die glühenden Sterne davon, lies sie durch die Luft wirbeln, lies sie tanzen, lies sie schweben, gab ihnen das Gefühl, frei zu sein, bevor er sie loslies, fallen lies, bevor sie, schwach leuchtend, zur Erde sanken, und dort für immer verloschen.
Die Stadt war in heller Aufregung gewesen, als der Seher tot aufgefunden war. Ein siebenjähriger Junge hatte den Mann am Fusse der Stadtmauern gefunden. Der Junge würde den Anblick wohl Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen. Zerschmettert, verdreht, blutbeschmiert war der Körper dagelegen. Und nun lag er in seinem Leichentuch aus Flammen, würde aufgehen, verbrennen, vom Winde verweht werden, als hätte es ihn nie gegeben.
Nur einer wusste mit Sicherheit, dass Isidor nicht Selbstmord begangen hatte. Nein, der Seher war von der Mauer gestossen worden, war in den Tod gestossen worden.
Der Mann hiess Croicair. Er stand unweit von den Flammen, starrte mit leerem Blick in das Feuer, als sich Barrassa ihm von hinten näherte, und ihm die Hand auf die Schulter legte.
"Die ganze Stadt ist aufgeregt. Was sage ich, das ganze Reich." fing er an, zu sprechen. "Alle glauben, Isidors Tod sei ein schlechtes Zeichen, ein düsteres Omen, zumal er selber in den Tod gesprungen ist. Viele glauben, er hätte Visionen gesehen, die ihm den Verstand nahmen. Viele glauben, dass der Krieg scheitern wird."
Croicair zuckte zusammen, als er die beinahe flüsternde Stimme des Kriegers hinter sich vernahm.
"Menschen sind eigenartig." fuhr Barrassa fort. "Sie halten sich an Omen, an Weissagungen, an Zeichen und an Wunder. Wenn sie einen toten Vogel auf ihren Feldern finden, so sagen sie, ihre Ernte werde eingehen. Und siehe da, ihre Ernte geht ein. Warum? Aufgrund eines toten Vogels? Oder weil sie schon von vornerein zu glauben wussten, dass ihre Ernte eingehen würde? Es ist nicht der glaube an Niederlage, der zum Sieg führt, es ist die Hoffnung, die Menschen kämpfen lässt. Seit jeher brauchten Menschen ein Leitbild, wonach sie sich richten konnten, auch wenn es viele bestreiten. Und je dunkler die Zeit, desto leuchtender wird der Held sein." Barrassa hielt einen Moment lang inne.
"Jeder von uns trägt in seinem Kern ein dunkles Geheimnis" Seine Stimme hatte einen beinahe schneidenden Klang angenommen, seine Hand, die immer noch auf Croicairs Schulter lag, drückte mit einem Male so heftig zu, dass Croicair zusammenzuckte. "Doch dein Licht wird leuchten, hell in dieser Zeit, so hell, dass man in tausend Jahren noch deinen Namen erinnern wird. Du wirst die Menschen aus der Dunkelheit führen, wirst ihnen den Sieg zeigen. Es ist egal, ob tausend oder zehntausende Männer eine Schlacht schlagen, nein, man muss sich nur an jemanden erinnern, und alle werden glauben, dass allein sein Schwert den Sieg bereitet hätte. Niemand ist ein Held, weil er ein Held sein will, Helden werden gemacht. Und du wirst ein Held sein."

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Mo 21. Jul 2003, 12:02 - Beitrag #92

Croicair stand vor dem nachglimmenden Aschehaufen und war in Gedanken versunken. Woher hatte Isidor von seiner Mutter gewußt? Natürlich, Isidor war ein Seher gewesen und diese hatte nun mal die Eigenschaft, verdeckte Dinge ans Licht zu bringen. Coricair war sich sicher, daß Isidor sein Wissen dazu benutzt hatte, um sich von ihm töten zu lassen. Nur - warum? Soviel er wußte, war der alte Mann auf dem Wege der Besserung gewesen. Der Weg vom Krankenbett bis zur Wehrbrüstung war lang und schwer – viele Stufen führten hinauf und hinab. Isidor hatte nicht nach einem kranken Mann ausgesehen. Warum also diese Tat?
„Herr?“
Croicair hörte seinen Adjudanten an ihn herantreten.
„Was ist?“
„Soran schickt mich Euch zu holen. Er sieht wütend aus.“
„Warum? Hat er was gesagt?“
„Nein, Herr. Ich soll Euch nur vor Sonnenaufgang zu ihm bringen.“
„Gut, ich komme gleich. Geh jetzt.“
„Wie ihr befehlt, Herr.“
Croicair lauschte den Geräuschen nach, bis er nur noch das leise Knistern der erlischenden Kohle hörte und setzte sich langsam in Bewegung. Er war selbst überrrascht, mit welcher Ruhe er dem Treffen entgegensah. Damals, als Soran vor allen andern zu ihm gesprochen hatte; damals als ihm vor Angst die Zähne geklappert hatten, hätte er sich nie träumen lassen, so gelassen sein zu können.
Mit jedem weiteren Schritt, dem er der Burg entgegentrat, beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Warum hatte ihm Barrassa darauf hingewiesen, daß er der Held der Zukunft sein würde? Wußte Barrassa von den letzen Worten Isidors, in denen er, Croicair, dazu aufgefordert wurde, Torror zu verschonen? Bis vor wenigen Stunden hatte er noch nicht einmal gewußt, wer Torror war. Durch Zufall hatte er es von Barrassa erfahren und mußte mit dem Gedanken leben, daß er dem Leibwächter Tarraja´s irgendwann gegenüberstehen würde. Tarraja, die tot - aber nicht verschwunden sein sollte, wie man munkelte.
Als er am Wachposten vorbeikam und erhrfürchtig gegrüßt wurde, fragte er sich immer wieder, warum ausgerechnet er die Befehlsgewalt über eine Hunderschaft Männer bekommen hatte. Irgendetwas stimmte da nicht.
Er verscheuchte die Gedanken, als er vor dem Thronsaal ankam. Die Tür stand offen. Er ging leise hinein und fand Soran auf seinem Thron sitzen mit zerfurchtem Gesicht und in eine Fackel starrend.
„Ehrwürdiger Soran, ich bin gekommen, wie Ihr befohlen habt.“
Sein Regent sah kurz auf und winkte ihn zu sich. Croicair versuchte sich zu erinnern, wann er ihn zuletzt so verärgert gesehen hatte. Man konnte es seinen Augen entnehmen, daß er mehr als nur ungehalten war.
„Croicair, es ist soweit. Die Zeit des Krieges ist da. Die Tiger von Dalaiga werden losgelassen. Es ist nicht so, wie ich es vorhatte. Ich wollte im Westen beginnen, aber die Stadt Joll hat sich von mir abgewandt. Es wird Zeit, dem Volk zu zeigen, wer der Herr im Lande ist! Wie kann es sein, daß mein eigenes Volk sich gegen mich stellt? Ich kenne den Grund. Es soll dort einen Redelsführer nahmens Germanog geben, der dafür verantwortlich ist, daß mein Abgesandter in Joll auf brutalste Art und Weise hingerichtet wurde. Croicair, dies wird Deine erste Prüfung auf dem langen Weg des Helden. Nimm Deine Männer, geh nach Joll und hole mir diesen Germanog! Ich will ihn lebend! Barrassa wird dich begleiten.“
„Ja, mein Herr.“
„Gut.“
Croicair verneigte sich und ging rückwärts zur Tür. Gerade, als er sich umdrehen und gehen wollte rief ihn Soran noch etwas zu:
„Und wenn du Germanog gefangen hast – lege Joll in Schutt und Asche! Ich dulde keinen Widerstand in meinem Reich. Das soll dem Volk eine Lehre sein.“

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Fr 1. Aug 2003, 00:17 - Beitrag #93

Irgendwann hatte Torror's Riechorgan einfach seinen Geist aufgegeben. Zumindest so kam es ihm vor. Der Gestank war so allgegenwärtig und drückend geworden, das irgendwas in ihm sich dagegen sperrte, ihn noch bewusst wahrzunehmen. Isabel kämpfte sich vor ihm durch die Brühe, während Ariana dicht hinter ihm lief. Einmal wäre sie beinahe gestürzt, doch konnte sie sich knapp an ihm festhalten. Sie torkelte beim gehen, jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
Die beiden Wölfe schwamen tapfer durch die Kloake, doch irgendwie schien das ganze ihnen nicht viel auszumachen. Aber zu Torror's grösster Verwunderung war Gaal Isabel nachgesprungen, und nicht wie er erwartet hatte im Dickicht verschwunden, um auf sie zu warten. Er schien Isabel zu trauen.
In diesem Moment blieb diese vor ihm stehen. Er konnte nicht erkennen, was sie tat, doch sie schien an einem Gitter zu ziehen, das schliesslich mit einem lauten Klirren von der Wand fiel. Sie warf es achtlos in den Fluss, bevor sie in den kleinen Durchgang ging, der dahinter frei wurde. Torror hatte nun allen Grund um sich zu freuen, wahrscheinlich konnten sie bald irgendwo aus einem Klo klettern. Doch Isabel schaffte es noch einmal, ihn zu überraschen, denn nach ein paar Metern tat sich linkerhand ein Gang auf, der überhalb des Flusses mündete, in eine lange Steintreppe überging, die sich schneckenförmig nach oben schlängelte. Das sah ihm ganz nach einem geheimen Fluchtweg aus. Doch die Frage war, wohin er führte. Und vor allem wie sie nicht auffallen wollten, immerhin roch man sie nun sicher zehn Meilen gegen den Wind.

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So 10. Aug 2003, 14:11 - Beitrag #94

Sie kamen in einen spärlich beleuchteten Raum. Isabell spuckte aus und bedeutete den anderen stehen zu bleiben. Sie wollte sich vergewissern, daß diese Waschküche nicht wieder in Betrieb genommen worden war. Sie sah sich schnell und unauffällig um, überprüfte die anliegenden Räume und kam entspannt wieder.
"Kommt, wir müssen erst mal diesen Gesank loswerden."
Sie folgten ihr in einen schmalen Gang, der mit allerlei Gerümpel vollgestellt war und vor Dreck nur so starrte - genau wie sie. Etwas weiter machte der Gang einen Knick und sie standen vor einem Becken, durch das klares Wasser rann.
"Wo sind wir hier?", fragte Torror.
"In einer alten Wäscherei. Seit der großen Seuche benutzt sie keiner mehr."
"Seuche?" Torror sah sich plötzlich angewidert um.
"Keine Angst, die Krankheit ist nicht so schlimm, wie die Einwohner denken. Das ist unser Vorteil. Wir können uns hier ausruhen und säubern. Dann übernachten wir hier und morgen werden wir einen Freund von mir besuchen."
"Isabell, du überraschst mich immer wieder!"
"Ich weiß."

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Di 19. Aug 2003, 17:36 - Beitrag #95

Torror blieb einen Moment stehen, während er seinen Gedanken freien Lauf lies, bis er sich mit einem Ruck umdrehte, als Ariana began, sich auszuziehen. Er blieb noch einen Moment etwas verlegen stehen, bis er schliesslich auf die Türe zuging, und den beiden Frauen bedeutete, dass er draussen warten werde, bis sie gebadet hatten.
Mit einem Seufzer setzte er sich auf die Treppe draussen. Er fühlte sich müde. Seine Wunden schmerzten, aber dass war nicht alles. Er fühlte sich verwirrt. So vieles war in so kurzer Zeit geschehen...

Die Fackeln leuchteten in der Dunkelheit. Hunderte, sie brannten, stellten sich den Stadtmauern von Joll entgegen. Croicair lies seinen Blick über seine Truppe gleiten, zweihundert Männer, deren Schwerter blank den Fackelschein wiederwarfen, dahinter hundert Pfeilschützen, deren Pfeile es nach Blut dürstete.
Croicair ritt an seinen Truppen vorbei, stellte sich ganz nach vorne. Das Licht der Flammen lies seine Silhoutte tanzen, als wäre er einer der fünf Dämonen selbst, der gekommen war, um seinen ewigen Durst nach Leid, Blut und Tod zu stillen.
"JOLL!" schrie er. "Büger von Joll!" Schatten huschten zwischen den Zinnen, doch keine Antwort kam.
"Ich bin Croicair, " er sprach die Worte, die ihm Barrassa zuvor aufgetragen hatte, "Gesandter des Hofes von Dalaiga! Der König Soran fordert den Kopf des Mannes Germanog, Verräter und Betrüger. Liefert ihn aus und Soran wird euch seine Mildtätigkeit beweisen. Ansonsten wird der Tiger von Dalaiga seine Klauen in euer Fleisch treiben und die Stadt bei Sonnenaufgang in Schutt und Asche legen!"
Er trieb sein Pferd zurück zwischen den Fackelschein, wurde wieder Schatten inmitten seiner Männer.

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Fr 5. Dez 2003, 11:33 - Beitrag #96

Germanog stand abseits der Wachen und wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Sich stellen? Niemals. Unschuldige in den sicheren Tod schicken? Nein. Er fühlte sich benommen und lehnte sich an die kühle Mauer, um wieder zu sich zu kommen. Wie lange würde es dauern, bis sich mehrere Männer zusammenfinden würden, um ihn auszuliefern? Schon jetzt traute er sich nicht mehr durch die großen Straßen von Joll zu gehen. Er war bekannt wie ein bunter Hund und gerade deshalb ärgerte er sich, daß er seinen Widerwillen gegen Soran so offen gezeigt hatte. Eine Patrouille kam um die Ecke und sondierte ihn. Blicke kreuzten sich, Germanog konnte die Spannung spüren, die von den Wachen ausging. Er konnte nicht anders - er rannte.

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Di 23. Dez 2003, 00:51 - Beitrag #97

Er hörte einen Schrei hinter sich, ein langer Ruf. Ohne sich umzusehen rannte er weiter. Schritte wurden hinter ihm laut, Stiefel, die in schneller Abfolge auf den Asphalt trommelten. Fackeln zuckten hinter ihm, warfen seinen eigenen Schatten unwirklich lang vor ihm auf den Boden, als würde sich eine Wand aus Schwärze vor ihm aufbauen, als gäbe es kein Entrinnen für ihn.
Und genau so war es. Es gab kein Entkommen. Kein Weg führte für ihn lebendig aus dieser Stadt. Viele hatten sich in den letzten Tagen um ihn gescharrt, als er über die Ungerechtigkeit Soran's protestiert hatte, viele hatten ihm zugestimmt, doch wie viele würden hinter ihm stehen, wenn ihr Leben auf dem Spiel stand? Germanog wusste, wie schnell die Ideale eines Menschen sich anpassen konnten. Vielleicht würde er dieser Patrouille entkommen. Vielleicht auch der nächsten. Vielleicht würde er gar noch einen neuen Tag kommen sehen. Aber über kurz oder lang gab es kein Morgen mehr für ihn. Aber er würde bis zum Ende kämpfen.
Die Schritte hinter ihm wurden lauter. Germanog nahm all seine Kraft zusammen, versuchte schneller zu laufen. Sein Atem schmerzte in seiner Lunge, als würden tausend Nadeln zugleich in seinen Brustkasten stechen. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Von der Gasse zweigte eine andere ab, doch Germanog stürzte geradeaus weiter, als sich jäh ein Geländer ihm in den Weg stellte. Ohne zu bremsen rannte er weiter, schwang sich über das Gelände. Kein Boden fing ihn auf, er fiel. Kaum einige Sekunden, doch Sekunden, in denen sein Herz einen schmerzhaften Aussetzer machte. Schwärze sprang ihm entgegen, welche sich zu hartem Pflasterstein materialisierte. Germanog schlug auf, versuchte abzurollen, landete hart auf seiner Schulter. Knochen splitterten, und er schrie auf vor Schmerz. Benommen blieb er liegen, versuchte das Brennen in seiner Schulter zu ertragen, wünschte sich im gleichen Moment, einfach tot zu sein. Vorhin war er sich wie ein Beobachter vorgekommen, jemand, der sah, wie jemand seinem sicheren Tod entgegenrannte, doch der Schmerz hatte ihm gezeigt, dass er der jemand war, der dem Tod ins Auge sah. Angst überkam ihn.
Stimmen.
Fackeln kamen näher, Klingen glitzerten blutrot in ihrem Schein. Es waren keine Soldaten, die da kamen. Es waren Bürger. Germanog wollte sich aufrappeln, als ein Tritt ihn in die Seite traf. Er spuckte Blut, als ihn wieder ein Tritt traf, und ihn auf den Rücken schleuderte. Die Schleier vor seinen Augen lichteten sich für einen Moment, und er sah seinen Peiniger. Es war Floreit. Ein Bäcker. Sein Gesicht war hassverzerrt, und er trat wieder zu. Floreit hatte zwei bildhübsche Töchter, und eine ebenso schöne Frau. Germanog wusste dies, weil er oft Brot bei ihm eingekauft hatte. Floreit war ein sehr mitteilsamer Mensch. Germanog wusste nicht, was er mit dieser Information anfangen sollte, als ihn wieder ein Tritt traf. Mühsam versuchte er sich an der Wand hochzustemmen, als eine Hand ihn packte und auf die Füsse stellte. Er erkannte nur eine dunkle Maske, die einmal ein Mensch gewesen sein musste. Weitere Schatten kamen heran, er wurde zurückgestossen. Etwas flog ihm zu, traf ihn an der Stirn. Er sackte rücklings gegen die Wand. Eine Faust. Er landete auf dem Boden, spuckte drei, vier Zähne, als ein Tritt ihn herumwirbeln lies. Reglos blieb er auf dem Rücken liegen, unfähig, sich zu bewegen, wartete, das der letzte Hauch seine Seele mit sich nahm. Über ihm, am Himmel zuckte ein Blitz. Ein kühler Regentropfen landete auf seiner Stirn, gefolgt von einem zweiten, dritten. Ein Grollen, ein weiterer Blitz. Das war das letzte, was er in seinem Leben sehen sollte.

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