Taran packte Palidornos Hand und schleifte ihn förmlich hinter sich her. Da Palidorno wegen seiner Verletzug logischerweise zu keinen sportlichen Höchstleistungen fähig war, war er dankbar jedoch gleichzeitig erstaunt,
dass Taran, dem er solche Gewandheit eigentlich nicht zu getraut hätte, doch so gut zu Fuß war.
Während sie sich zwischen panisch umherirrenden Menschen,
zusammengefallenen,brennenden Häuserruinen und verzweifelten Helfern hindurchdrängten, versuchte Palidorno so gut es ging, seine Schätze
-und seine Verletzung- vor den Ellenbogen-Stößen zu schützen.
Nach einigen Häuserblocks fühlte Palidorno die Schwäche durch
seine Knie schleichen, wie Pudding zog die Erschöpfung von den
Knöcheln durch die Beine. Er stürzte, rappelte sich dank
Taran jedoch schnell wieder auf, und lief mit ihm weiter...
Einige Schritte nur, bis er bemerkte, dass er etwas verloren hatte...
-Die Landkarte!
"Taran! Die Landkarte! Ich hab' sie verloren!" , schrie er unbeholfen
und hysterisch.
Tarans Blick verriet, dass er ihn am Liebsten zurückgeschickt hätte, sie zu holen,
jedoch wollte er keinen so barbarischen Eindruck machen und ihn ----??
Palidorno konnte nicht zulassen, dass Taran's Eigentum, das
ihm offenbar ziemlich wichtig war, mit der Stadt verbrannte, entriss sich
dessen Hand und lief zurück zu der Stelle, an der er
gestürzt war. Er musste gegen den Strom laufen, dutzende
von Schultern, Armen und Ellenbögen, die ihn trafen.
Jedoch war jeglicher Schmerz zweitrangig - sein Blick huschte suchend über den Boden.
Plötzlich entdeckte er zwischen unzähligen Füßen eine Pergamentrolle
und stürzte regelrecht darauf zu...
Er stieß eine zierliche Person beiseite, die anscheinend auch gerade
auf diese Rolle aufmerksam wurde...
Dabei fielen dieser Person widerum Besitztümer vom Arm.
Als Palidorno die Landkarte aufgehoben und sicher in seinem
langärmligen Hemd verstaut hatte, drehte er sich um, um zu
sehen,wen er da gerade amgerempelt hatte.
Das Mädchen sammelte gerade ihre Sachen auf, wobei Palidorno ihr dann schließlich half, er bückte sich um einen goldenen Kerzenständer aufzuheben
Das arme Kind war ganz allein auf sich gestellt, in solch einer
Situation musste er doch helfen...
Als sie sich gerade aufrichtete, hielt er ihr den Kerzenständer
entgegen, sie ergriff ihn und ließ sich dann dazu herab, ihn
verächtlich anzusehen.
Doch dieses Gesicht!
Palidorno kannte es nur zu gut...
Ohne Tränennässe und Hilfeschreien auf den Lippen, war dieses
unschuldige Gesicht von sanfter Blässe ein Anblick, wie man
ihn ewig für sich allein behalten wollte.
Ein Mädchen, das zur Frau heranwuchs und unnahbar
hübsch und trotzdem intelligent schien.
Wahrscheinlich war sie kaum älter als 16 oder 17...
Sie wiederum konnte den sonnengebräunten Mann, dessen muskulöser Körper auf viel physische Arbeit schließen ließ
(wobei seine Schultern nicht sonderlich breit waren
)
und dessen Augen eine gewisse Naivität und Hilfsbereitschaft
ausstrahlten als ihren Retter wiedererkennen.
Schließlich hat sie sich im Laufe ihres hürdenreichen Lebens als
Räuberin und Taschendiebin einige Eigenschaften angeeignet.
Dazu gehörte auch ein ausgezeichnetes Gedächtnis.
Nicht nur für Gesichter und Menschen...
Vor Schreck und Erstaunen schien sie den Mund nicht mehr schließen zu können.
-Der Mann, von dem sie sich gefragt hatte, ob sie ihm jemals
ihren Dank aussprechen könne, stand nun vor ihr...
(Okay, er hatte ihr die anscheinend sehr wertvolle
Pergamentrolle vor der Nase westibitzt, aber sie
hatte ja immerhin noch einen Sack voller Plündergüter...)
Der Moment des Wiedererkennens wurde jedoch schnell von den
an den beiden vorbeiströmenden Menschen unterbrochen.
Nach einigen rauen Remplern packte sie ihn an der Hand und rannte, mit einem Sack voller schwerer Gegenstände und dem Kerzenständer in der anderen Hand, mit dem Strom der Masse.
Die Hitze der immer weiter nahenden Flammen brachten nicht nur
Palidorno und die von ihm Gerettete zum Schwitzen...
Der Schweiß hunderter angsterfüllter Menschen ergab zusammen
mit dem Geruch eines Flammenmeers eine Note, die nur eins aussagte:
LAUF!