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BeitragVerfasst: Mi 20. Nov 2013, 22:21
von Maglor
Jede Mode hat ihre Zeit.
Vor Altern schufteten die Leute Jahr und Tag, um Pyramiden und Kathedralen als letzte Ruhestätte für die Mächtigen zu errichten. Heute überragen leerstehende Bürotürme die Städte der Menschen - kaum weniger sinnvoll.
Alles hat seine Zeit. Grabpflege war auch mal eine anerkannte Freizeitbeschäftigung.

Es ist kein Kult um Götter oder den Tod, es ist ein Kult um die Menschen.
Im Grunde ist es verschenkte Zeit und verschenktes Geld. Die Frage ist nur, wem man es geschenkt hat. Am deutlichsten wird dies beim chinesischen Totenkult, bei dem ganz einfach Geldscheine verbrannt werden.

Es geht darum die letzte Ehre zu erweisen.
Im Gegensatz dazu steht die Zerstörung von Grabstätten dafür, den Toten diese Ehre zu nehmen. Das erste, was man tun muss, nachdem man den König gestürtzt ist und umgebracht hat, ist, die Grabstätten seiner Ahnen zu besudeln.
Ins gleiche Horn wird geblasen, wenn Städte und Länder einem verstorbenen Kriegsverbrecher Erich Priebke das letzte Häuflein Erde verweigern.

BeitragVerfasst: Do 21. Nov 2013, 11:18
von Ipsissimus
Selbstverständlich geht es beim Umgang mit den Toten um die Lebenden, in allen möglichen Spielarten. Manche wollen sicherstellen, dass die Toten auch tot bleiben, manche wollen ihrer Erschütterung Herr werden, manche wollen einfach nur schnell die bürokratischen Notwendigkeiten hinter sich bringen und keine Scherereien haben. Und natürlich geht es auch um den Blick der anderen, die beobachten, wie wir mit unseren Toten umgehen. Das heißt, im Totenkult mischen sich Authentizität und Verlogenheit^^

und ein Herr Priebke ist nichts anderes mehr als ein Symbol

BeitragVerfasst: Fr 22. Nov 2013, 02:31
von janw
Ich würde ergänzen, daß die Ritualisierung des Umgangs mit den Toten auch der Absicherung dient, wie mit einem selbst verfahren werde.