Danke erstmal für dein Feedback. Freut mich, dass dir meine Arbeit gefällt.
Zu deiner (konstruktiven) Kritik:
Die Definition von gut als nutzbringend ist mE unvollkommen, da hier die Möglichkeit von 2 nutzbringenden Optionen, mit subjektiver (oder intersubjektiver) Präferenz der nicht nutzen-maximalen Option völlig vernachlässigt wird.
Beispiel: Ehrenhafter Tod auf dem Schlachtfeld ist gut ist eine legitime Aussage, bei entsprechender Priorisierung, die allerdings der außermoralischen Definition von gut in der Arbeit widerspricht.
Da scheint meine Ausführung nicht ausführlich genug gewesen zu sein. Ich finde nämlich nicht, dass der "ehrenhafte Tod" und deren Einschätzung des Betroffenen meiner Bestimmung von "gut" als "nützlich" widersprechen muss. Ich glaube zwar, dass dieser "ehrenhafte Tod" ("Ehre" ist mir ein sehr schleiherhafter Faktor, von dem ich glaube, dass es in der Welt nichts gibt, was mit diesem Ausdruck korrespondiert, aber das hier nur am Rande) in den meisten Fällen schlecht für den Betroffenen sein wird, doch gut, wenn er damit ein künftiges schlechtes Leben verhindert. Es könnte ja möglich sein, dass er für den Rest seinen Lebens ein schlechtes Gewissen hat, weil er nicht auf dem Schlachtfeld gestorben ist und so jegliche Freude am Leben verliert.
Zweitens: Warum ist deiner Meinung nach ein "ehrenhafter Tod" gut, wenn er nicht nützlich ist? Weil er "ehrenhaft" ist? Was bedeutet ehrenhaft, wie ist "Ehre" in der materiellen Welt manifestiert und wie lässt sie sich einschätzen (also ihr Ausmaß ermitteln)? "Ehre" hat, glaube ich, (wenn man es nicht ähnlich wie "Ansehen" definiert) keinen Platz in einem naturalistischen Weltbild.
Wo wir beim Thema "Naturalismus" wären: Du hast Recht, wenn du sagst, dass der Begriff "Naturalismus" nicht scharf bestimmt ist. Aber das trifft leider auf die meisten philosophischen Begriffe zu. Wie ersichtlich sein sollte, habe ich den Ausdruck "naturalistisches Weltbild" im Sinne von "Weltbild das im Einklang mit den Grundvoraussetzungen der Naturwissenschaften steht" verwendet. Das bedeutet eine monistische Ontologie, Annahme der kausalen Geschlossenheit der Welt, Energieerhaltungssatz, usw. (was zur Folge hat Dinge wie Götter, Fabelwesen, Magie, usw. a-priori zu verneinen).
Meine Argumentation bewegt sich wohl auch auf einem soziobiologischen Feld, ich würde aber trotzdem allgemeiner von einem naturalistischen Weltbild sprechen, da dieses allgemeiner als das der Soziobiologie ist. Abgesehen davon erscheint mir der Ausdruck "Soziobiologie" mindestens so problematisch wie der Ausdruck "Naturalismus" (sieht man sich nur mal an, was für unterschiedliche Programme unter diesem Titel laufen).
Aber das soll nur erläutern, warum ich die verwendeten Audrücke gewählt habe. Wenn du die Wörter etwas anders benutzt, sei dir das erlaubt, hauptsache wir sprechen nicht aneinander vorbei.
Und nun zu der Argumentationskraft der ontologischen Vorraussetzungen:
Ich habe die Hausarbeit auch unter der Berücksichtigung einer bestimmten Zielgruppe getätigt, nämlich der universitären Philosophie. Und zumindest auf unserer Uni würden wohl die allermeisten Philosophie-Dozenten lieber auf ein Monatsgehalt verzichten, als den Vorwurf auf sich beruhen zu lassen eine nicht-naturalistische Philosophie zu vertreten. Hinter meiner Argumentation steckt daher natürlich auch ein bisschen rhetorisches Kalkül (was ich aber keinenfalls als Manko empfinde). Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit dieser Argumentation jemanden wie z.B. Rosalie nicht beeindrucken kann (das soll kein Angriff sein). Sojemand würde mir wohl antworten "natürlich verstößt das gegen ein naturalistisches Weltbild, aber das ist ja auch falsch". Derjenige aber, der ein naturalistisches Weltbild verneint, hat es u.a. in der Folge mit den Problemen zu tun, die ich in der Arbeit genannt habe (Wechselwirkungsproblem, Erkenntnisproblem, Abzählbarkeit usw. unterschiedlicher ontologischer Ebenen), wenn er sich philosophisch für seinen Standpunkt rechtfertigen will. Zwar greift mein Verweis auf die Probleme die mit der Annahme mehrere ontologischer Ebenen verbunden sind wohl nicht bei den meisten Philosophielaien, doch für die allermeisten, die sich etwas mehr mit Philosophie beschäftigen, ist das ein schwerwiegendes Argument. Immerhin sind diese Probleme der Hauptgrund, warum nicht-naturalistische Philosophien hierzulande (zumindest unter Nicht-Laien) zur Zeit mega-out sind.
Allerdings ist die Moral, wie auch richtig erkannt, maßgeblich von supernaturalen Werten abhängig, deren Richtigkeit hier nicht analysiert sondern definitionsgemäß ausgeschlossen wird, was sehr einfach anzugreifen ist.
Ich finde nicht, dass ich supernaturalistische Werte per Definition ausgeschlossen habe. Zumindest habe ich das nicht beabsichtigt. Ich habe lediglich gesagt, dass sie in einer naturalistischen Philosophie keinen Platz haben und die Gründe genannt, die meiner Meinung nach dafür sprechen, weshalb man von einem natuaralistischen Weltbild ausgehen sollte.
Ich hoffe, ich habe mehr erklärt als verwirren können. ^^
Ich wollte deine Kritik nicht widerlegen, da ich sie für berechtigt, aber nur teilweise zutreffend halte. Falls ich etwas des hier gerade Geschriebenen noch in die Hausarbeit einbringen sollte, sag Bescheid.