Die Philosophie nimmt mE unter den Geisteswissenschaften eine Sonderstellung ein dergestalt, daß sie eine Wissenschaft des schöpferischen Geistes ist, gewissermaßen "Denk-Kunst".
Das bringt es mit sich, daß empirisch untersuchbare Gegebenheiten nur insoweit eine tragende Rolle spielen, als sie den Rahmen des Denkens definieren, ansonsten wird das Denken vom für den jeweiligen Denker Denk-baren bestimmt im Sinne dessen, was für den Denker in seiner Zeit und seiner individuellen Verfasstheit Kategorie ist und wie dies konnotiert und assoziiert ist.
Als Folge dessen muss die Rezeption philosophischer Texte IMHO zwangsläufig immer einen analytischen Anteil aufweisen im Sinne eines historisch-kritischen Lesemodus, ggf. erweitert um Untersuchungen zu autorimmanenten Sachverhalten, um Klarheit über die Bedeutung und Konnotation der verwendeten Begriffe und Kategorien zu bekommen.
Dessenungeachtet ist aber Denken ein kreativer Akt, oft für den Denker selbst ein Quell der Überraschungen, und damit einer letztlichen rationalen Erklärung und Deutung entzogen. Logische Konsistenz ist gewiss ein Wünschbares, und man kann sie auch als Qualitätsmerkmal ansehen - logische Brüche in einem philosophischen Konzept nichten dieses jedoch nicht.
Zitat von Yanapaw:Nein, ich meine das ana. Phil. in der Phase der Analyse bereits Rahmenparameter definiert, die eine tatsächliche philosophische Reflektion verhindern. Statt dessen wird nur noch ein System erschaffen, das einen vordefinierten Weg formallogisch korrekt zu Ende geht. Wenn ich eine Frage so lange durch Umdefinieren und Wegdefinieren präzisiere, bis es nur noch eine Antwort geben kann und dann mittles empirischer Vorgehensweise belege, dass diese Antwort zutrifft, oder eben nicht, dann ist das für mich keine Philosophie sondern Formallogik. Und Formallogik hat gewisse Reize ist aber größtenteils trivial und ermöglicht keine Erkenntnisse sondern Lösungen, die ich bereits in der Analysephase kenne.
Ich sehe das ähnlich, wobei ein Vorrang der Analyse vor der Reflektion natürlich auf den Betrachter verweist - Reflektion bedeutet sich-einlassen, was nicht immer Jedem gemäß ist.
Yana, Du zitierst Heidegger mit
"Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen".
Der Satz ist iirc im Zusammenhang mit der Diskussion um Heideggers Verstrickung in die NS-Ideologie diskutiert worden, von der er sich nie explizit distanziert hat, was ihm etliche übel nehmen.
Weißt Du mehr über den Hintergrund des Satzes und die Bedeutung des Sprechens und Schweigens für Heidegger?