Ansonsten: Meine Defntion trifft NICHT auf die Naturwissenschaften zu, da ihre Selsbtreflektion nicht potentiell unendlich ist, sondern ihre Grenzen an ihren selbstgesetzten Axiomen endet. Die Mathematik kann z.B. nicht beantworten, was Mathematik ist. Darüber kann aber sehr wohl die Philosophie diskutieren. Ebenson kann die Philosophie sich fragen, was Philosophie sei. Außerdem sind die Einzelwissenschaften in ihrer Kritikfähigkeit begrenzt: Sie können externe aber nicht interne Kritik an Theorien äußern, die nicht zu ihrer Disziplin gehören, da sie sonst ihre Disziplin verlassen (sehr wohl kann dagegen ein Biologe eine interne Kritik an einer biologischen Theorie äußern). Hier ist Philosophie universeller. Auch ist es nicht in der Hand von z.B. der Physik die Ethnologie als Wissenschaft zu analysieren. Zwar können manche Wissenschaften z.B. die Soziologien Interpretationen von anderen Wissenschaften liefern, sind diese in ihren Möglichkeiten aber doch offensichtlich begrenzter als die der Philosophie.
Vielleicht muss ich meine Defintion also sprachlich etwas präzisieren, aber deine Kritik trifft imo nicht zu.
@gute Philosophie vs. schlechte Philosophie:
Ja, die Unterscheidung war sehr vereinfacht. Trotzdem ist Heidegger für mich schlechte Philosophie. Ja, ich habe Probleme ihn zu verstehen, aber wer hat das nicht? Kein Wunder, so wie er schreibt...
Meine Trennlinie sollte hier aber nicht zwischen naturalistische und nicht-naturalistischen Ansätzen verlaufen, sondern zwischen, um Präzision, Klarheit, Systematik und Verständlichkeit bemühte Philosophie und denen, die ich als "nebulös" bezeichnet habe. Kant ist ganz bestimmt kein Naturalist, bemüht sich aber offensichtlich um Präzision und Systematik. Dass er trotzdem recht schwer zu lesen ist, liegt imo einfach an dem Sprachgestus seiner Zeit.
Von Kierkegaard habe ich bisher noch keinen längeren Text gelesen, weshalb ich über ihn kein Urteil fälle. Platon hat zwar eine ungewöhnliche Art des Philosophierens, ich würde ihn aber eher denjenigen zählen, die ich offensichtlich um Präzision bemühen - wenn eben auch auf eine ungewöhnliche Weise.
aber dass gerade z. B. die Existenzphilosophie nicht anwendbar ist
Habe ich das so allgemein irgendwo behauptet? Kann mich nicht erinnern und wenn es doch der Fall sein sollte, dann kritisiere ich mich für diese Behauptung selbst. Ich möchte nicht Behaupten, dass Existenzphilosophie praktisch wenig relevant ist - das hängt von den behandelten Inhalten und ihrer Form ab.
Sie sind (u.a.) Teilantworten auf die Fragen:
Woher kommt die Welt?
Wer/was bin ich?
Was soll ich tun?
Mögliche Teilantworten aber imo keine notwendigen.
@Sprachanalyse und Gerechtigkeit: Wenn sich z.B. herausstellt, dass der Begriff X in sich widersprüchlich ist (wie es z.B. Pauen für den indeterministischen Willensfreiheitsbegriff zeigt), dann kann es nichts in der Welt geben, was dem Begriff X entspricht, wenn es stimmt, dass es nichts in sich widersprüchliches geben kann.
Aber auf das zweite, insbesondere auf das Geist-Körper-Problem, kenne ich keine wirklich plausible Erklärung.
Du kennst keine für dich wirklich plausible Erklärung. Ich kenne eine für mich plausible Erklärung. Relativistisch wie ich bin, wende ich selbstkritisch gegen mich selber ein, dass es natürlich keine an sich gute oder schlechte Philosophie gibt, sondern immer nur eine für jemanden gute oder schlechte. Von daher sind die obigen Aussagen natürlich so zu verstehen, dass ich wiederzugeben versuche, welche Philosophien ich für mich als besser oder schlechter einschätze. Das muss dann für jemand anderen nicht zutreffen. Leider scheine ich ab und zu immer noch in objektivistische Wertpostulationen zu verfallen - das sollte ich mir endlich abgewöhnen. ^^*
Ich hoffe trotzdem, dass wir uns in unseren Urteilen weiter annähern werden oder uns wenigstens gegenseitig besser verständlich machen.
PS: Warum eigentlich das Daumen-hoch-Gif vor deinem Post, wenn du mich in erster Linie kritisierst?