Wir hatten einen Thread mit dieser Frage iirc schon mal, aber das ist schon eine Weile hier, weshalb man das Thema ruhig aus gegebenen Anlass (siehe GID-Thread) wieder aufgreifen kann.
Als Ausgangspunkt nehme ich die Definition von Wikipedia, die mir prima facie sehr brauchbar erscheint:
Eine Krankheit (...) ist eine Störung der körperlichen, kognitiven, sozialen und/oder seelischen Funktionen, die die Leistungsfähigkeit oder das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv oder intersubjektiv deutlich wahrnehmbar negativ beeinflusst oder eine solche Beeinflussung erwarten lässt.
Aber auch hier lassen sich Kritikpunkte finden:
1. Bedarf es einer subjektiv oder intersubjektiv wahrnehmbaren Verschlechterung, damit eine Krankheit vorliegen kann? Angenommen ich habe Krebs, was wir alle erstmal selbstverständlich als Krankheit bewerten, aber niemand bemerkt es und bevor es zu einer Verschlechterung meiner Leistungsfähigkeiten oder Wohlbefinden kommt, sterbe ich durch eine andere Einwirkung, z.B. eines Autounfalls. Wenn ich das richtig sehe, würde die obige Definition den Krebs dann nicht als Krankheit einstufen können. Zwar würde man eine Verschlechterung erwarten, wenn man den Krebs erkennen würde, aber in meinem Beispiel wird der Krebs gerade nicht erkannt.
Die Defintion von Wikipedia scheint hier daher zu eng zu sein.
2. Wenn ich mich hemmungslos besaufe, führt das zu einer Verschlechterung einiger Funktionen, Leistungsfähigkeiten und am Ende auch des Wohlempfindens. Dennoch bin ich nicht krank, nur weil ich zuviel Alkohol getrunken habe. Die Defintion von Wikipedia scheint hier daher zu weit zu sein.
So das sollte fürs erste reichen. Meine tiefergehenden und deutlich schwierigeren Zweifel am Krankheitsbegriff hebe ich mir für später auf. Die beiden obigen Punkte sollten für einen Einstieg in die Diskussion reichen.