Koan

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Milena
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Di 29. Apr 2008, 15:50 - Beitrag #1

Koan

Ein Koan besagt folgendes:
die Zypresse im Garten erfüllt eine wichtige Aufgabe,
sie dient als Räuber.

ich wollte nun fragen:
...was bedeutet das für dich..?

..ich habe schwer gegrübelt und es liess mir keine ruhe,
bis ich es gefunden hatte...^^

(ihr könnt den thread gerne verschieben, wenn nicht philosophisch genug..)^^

Maglor
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Mi 30. Apr 2008, 09:14 - Beitrag #2

Gehe ich recht in der Annahme, dass das ein Koan so eine Art Zen-Aphorismus ist? :rolleyes:
Ich denke mal die Sache wird wahrscheinlich versätndlich, wenn man ein wenig von japanischer Garten-Kultur versteht. Ich verstehe natürlich nichts davon. :fear:
Ich würde das ganze als radikal-konvervativer Gärtner, natürlich so verstehen, dass Zypressen schon allein deswegen "Räuber" im Garten sind, weil man sie nicht essen kann. :crazy:
Da ein Zen-Garten aber ohnehin kein Gemüsegarten ist, spielt das wahrscheinlich keine Rolle. Hier kommt es eher auf metaphorische und symbolische Bedeutungen an. Zypressen sind immergrün, was ja schon vieles bedeuten kann, und in ihrem Wuchs sehr variabel.

Ipsissimus
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Mi 30. Apr 2008, 09:37 - Beitrag #3

um mal ein generelles Indiz zur Lösung eines Koans zu geben:

im Zen geht es u.a. um Prägungen, Prägungen unserer Psyche. Jede Prägung schafft sich ihren eigenen kleinen blinden Fleck, führt zu einem Automatismus, zu einer kleinen "Geistlosigkeit". Jedes Koan thematisiert so eine Prägung, oder genauer gesagt, thematisiert das Phänomen der Geprägtheit, wobei unterschiedliche Koans auf unterschiedliche Aspekte zielen. Nun gibt es kleinere und größere Prägungen, und dementsprechend sind Koans leichter oder schwerer zu lösen. Aber immer zwingen sie uns, zu ihrer Lösung - also zum Verständnis dessen, was sie eigentlich meinen - an einem blinden Fleck unserer Psyche zu sehen, sonst sind sie nicht lösbar. Koans sind im allgemeinen bis auf wenige Ausnahmen weder metaphorisch noch symbolisch gemeint und werden gründlich missverstanden, wenn sie so aufgefasst werden.

Das Zypressen-Koan nun ist ein sogenanntes Nanto-Koan in der Kategorisierung von Hakuin, einem berühmten Zenmeister des 17. Jahrhunderts, desses Erneuerungsbemühungen zur Renaissance der Rinzai-Sho führten, einer der drei Hauptrichtungen des japanischen Zenbuddhismus, aus der seit Hakuin die meisten bedeutenderen japanischen Zenmeister hervorgegangen sind.

Ein Nanto-Koan ist ein extrem schweres, nicht mehr mit trivialen Strategien lösbares Koan. Das Zypressen-Koan im Besonderen gilt als eines der schwierigsten Koans überhaupt. Sein Thema ist eine der zentralen, "großen" Prägungen der Psyche.

Milena
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Mi 30. Apr 2008, 12:29 - Beitrag #4

....besser hätte ich es auch nicht sagen können spatzerl^^.....Bild

Ipsissimus
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Mi 30. Apr 2008, 12:48 - Beitrag #5

danke, Schätzle^^

C.G.B. Spender
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Mi 30. Apr 2008, 13:31 - Beitrag #6

Anekdote

Hmmm, ich weiß jetzt wo ich diese kleine Anekdote "hinposten" soll, Maglors Thema würde vielleicht auch passen, denn vor einiger Zeit begegnete mir ein Buch "Zen. Wohnen und Leben in Harmonie" in der Form eines Ebayartikels. Bei Amazon gibt es das Buch auch. Geschrieben wurde es augenscheinlich von mir selbst, nur dass ich mich nicht daran erinnern kann. *lol*

Und noch irritierender, hier tauche ich sogar als Fotograf auf...! Bild

Diese Doppelleben sind schon hart, zumal auch ein Papst zumindest mit Nachnamen mal so hieß wie ich. *g*

Gleichzeitig Zen und Christentum, was wohl die lokalen Freimaurer dazu sagen würden?

Ist das nun eine Anekdote, ein Metazenrätsel oder einfach nur lynchesque schräg? Der Film Lost Highway bietet sich an, denn ich bin offensichtlich gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten.


Ein Koan besagt folgendes:
die Zypresse im Garten erfüllt eine wichtige Aufgabe,
sie dient als Räuber.

ich wollte nun fragen:
...was bedeutet das für dich..?
Ich habe keinen Garten.

Nicht hauen! Bild

Aber ich sag dir was, Milena, die Tatsache, dass ich mich mal für fernöstliche Philosophien und Religionen interessiert habe und dieser seltsame Namensvetter, sind zusammen eine Art kurioser Koan, der womöglich den einen oder anderen virtuellen Bekannten mehr stutzen ließ als mich, denn so manche virtuelle Bekannte haben mich noch nie im RL getroffen, können also nicht direkt wissen, ob ich nun dieser Autor bin, oder nicht. Zumindest nicht im ersten paradoxen Augenblick.

Milena
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Mi 30. Apr 2008, 13:50 - Beitrag #7

...nein,^^
ich haue dich nicht Spender, auch wenn ich manchmal hart erscheine..Bild
denn deine antwort,
ist schon eine antwort,
nämlich die deine...^^
und das ist eine sehr weise antwort an sich, denn es ist die deinige.....
und du hast sie so für dich beantwortet.....^^

...nun, ich kann dich sehr gut als autor und fotograf dbzgl. vorstellen...^^
(bitte all das mit autogramm mir zuschicken, hehe^^)

C.G.B. Spender
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Mi 30. Apr 2008, 14:44 - Beitrag #8

...nun, ich kann dich sehr gut als autor und fotograf dbzgl. vorstellen...^^
(bitte all das mit autogramm mir zuschicken, hehe^^)
LOLROTF BildBildBild

Ich schick dir ein Autogramm! Bild


Kam ein Zenmeister in einen Schnellimbiss:

"Ich hätte gerne ein Sandwich."

"Womit möchten sie es belegt haben?"

"Ich hätte gerne eins mit allem."



Ernsthaft gesehen, wenn ich weiter darüber nachdenke, finde ich das Gedankenspiel mit der Zypresse interessant; denn würde ich selber einen Garten anlegen, so wäre er weitesgehend wild und wuchernd, oder zumindest stark angelehnt an die Natur. Je nach Umfang wären jedoch sicher die einen oder anderen Inseln der Ordnung vorhanden. Ich finde ein gewisses Gleichgewicht aus Ordnung und Natürlichkeit sehr schön, ähnlich wie in den großen englischen Landschaftsgärten.

Nadelbäume versäuern nur leider die Böden, um wieder pragmatisch zu werden! So gerne ich z.B. Zedern mag, wovon ich das letzte Mal welche in England fotografiert habe.

Diese Räuberpflanzen, was wird aus ihnen, wenn ihre Umgebung einmal ausgeraubt wurde? Sie stehen da und herrschen, aber in ihrem inneren Kreis sind sie wohl recht einsam.

Die Dunkelheit dient dem Licht als Lebensraum. Die Dunkelheit raubt Leben, schafft Raum für Neues und wenn ein Räuber der Freiheit dient, dann gibt er der Welt auch etwas, indem er anderes nimmt. Ohne Erneuerung und Freiheit gibt es kein neues Leben. Dennoch zerfallen auch Räuber wie die Zypresse eines Tages zu Staub, so wie alles in der Welt.

Man könnte auch sagen, in jedem Diener steckt ein kleiner Räuber und in jedem Räuber ein kleiner Diener. Aus der Dunkelheit wird nur durch das Licht die Dunkelheit und aus dem Licht nur Licht, wenn es Dunkelheit gibt. In jedem Gegensatz steckt der Keim des Anderen.

Milena
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Mi 30. Apr 2008, 14:57 - Beitrag #9

...so habe ich auch angefangen, Spender,
zu überlegen und rational zu denken...^^

deine erste antwort mit: ich habe keinen garten...
hat mir mehr gefallen...
denn,
du hast spontan geantwortet,
du hast nicht weiter darüber nachgedacht, was die zypresse ist, welche funktionen sie hat usw...
anstelle der zypresse kann auch ein busch stehen oder eine rose oder sonstwas....^^
das sind alles sehr kluge antworten,
aber sie stehen nicht für dich,
da du auch nicht in der ichform geantwortet hast,
sondern im allgemeinen...^^

aber wege führen einen,
wenn auf ihnen gegangen wird........^^Bild

janw
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Mi 30. Apr 2008, 17:17 - Beitrag #10

Die Zypresse im Zypressen-Koan erfüllt eine wichtige Aufgabe, sie lässt es als Illusion erscheinen, daß Sein irgendetwas mit Aufgabe zu tun habe...im Garten ist sie Zypresse, nichts weiter.

Ipsissimus
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Do 1. Mai 2008, 09:40 - Beitrag #11

nicht schlecht, Jan^^ tatsächlich ist es aber noch schlimmer^^ und das Koan zielt auf das noch schlimmere^^

Maglor
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Do 1. Mai 2008, 10:22 - Beitrag #12

Als Mittelpunkt des Kosmos bin ich natürlich der, der den Dingen ihre Bedeutung und Aufgabe gibt. Und ich bin der Meinung, dass die Zypresse im Garten nur Platz wegnimmt, denn ich besser für Himbeersträucher, Apfelbäume oder wenigstens blühende Ziergewächse nutzen kann. :crazy:

janw
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Do 1. Mai 2008, 13:59 - Beitrag #13

[Durch ihr bloßes Da-sein als Zypresse lenkt die Zypresse meine Aufmerksamkeit auf sich, sie raubt meine Aufmerksamkeit für mich selbst]

Die Zypresse im Zypressen-Koan erfüllt eine wichtige Aufgabe, sie lässt es mir als Illusion erscheinen, daß mein Sein irgendetwas mit Aufgabe zu tun habe...im Garten ist sie für mich Zypresse, nichts weiter...ist es das, was fehlte?^^

janw
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Do 1. Mai 2008, 21:53 - Beitrag #14

Maglor, als Punkt des Kosmos bist Du nur einer der Punkte des Kosmos, die alle verbunden sind und deren Verbundenheiten Ausdruck ihrer Bedeutungen für einander sind, und Deine intensive Wahrnehmung der Zypresse ist Ausdruck Deiner selbst...mir würde da noch ein Kirschbaum fehlen^^

Milena
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Fr 2. Mai 2008, 11:19 - Beitrag #15

nicht schlecht...^^

noch ein tipp:

Alles ist der eine Geist, die eine Wirklichkeit. Alle Vielheit ist Illusion
.

Maglor
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Fr 2. Mai 2008, 13:05 - Beitrag #16

Der Kosmos ist doch auch nur ein Punkt meines Selbst und Zypressen existieren doch auch nur, weil ich sie beachte. :rolleyes:

janw
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So 4. Mai 2008, 19:26 - Beitrag #17

Maglor, wer beobachtet sie denn wirklich?^^

Hmmm...ich trinke nicht Wasser, also ist die Zypresse nur eine Repräsentanz eines Gegenstandes auf der emergenten Leinwand, genannt "mein Ich", produziert durch Millionen neuronaler Verschaltungen.

Nur, welcher andere Beobachter hat ihr das Attribut "Räuber" beigegeben?

Ipsissimus
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Mo 5. Mai 2008, 09:31 - Beitrag #18

in welchem Sinne könnte sie denn was rauben?^^

janw
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Mo 5. Mai 2008, 09:45 - Beitrag #19

Sie raubt den Blick auf den Garten als Ganzes, verstellt ihn. Sie wirft Schatten und raubt damit Licht. Sie raubt igendwie auch Aufmerksamkeit für den Rest des Gartens, weil sie den Blick unmerklich auf sich zieht, vielleicht das Wesentliche.
Ist es das, den Blick für das Ganze zu verlieren?^^

Ipsissimus
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Mo 5. Mai 2008, 11:12 - Beitrag #20

hust ^^ nöö^^

versuchen wir es anders herum^^ was IST eine Zypresse, und was SCHEINT eine Zypresse zu sein?^^

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