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BeitragVerfasst: Do 5. Jun 2008, 23:28
von janw
Zitat von Ipsissimus:Was ist nun eine wirklich zentrale Prägung ALLER Menschen, so selbstverständlich wie das Atmen, und genauso unbemerkt, solange alles gut läuft??

Sie haben eine "Aufgabe", ihr Leben einen "Sinn". Sie "dienen" zu etwas, sollten es zumindest.
Zumindest glauben sie das.

Wäre Siphylis nicht gleich viel liebenswerter, wenn sie Iolanthe hieße?^^

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 00:36
von Ipsissimus
worin besteht denn der jeweilige gedankliche Fehler der Senatorin und des Senators?^^

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 01:20
von janw
Mh, sie denkt, daß die Sterne Namen "haben" und daß es irgendwie "besonders" ist, diese zu kennen - als ob die Namen irgendetwas bedeuten würden.

Er beurteilt die Syphilis nach ihrem für ihn wenig attraktiven Namen, wo doch aber eigentlich die Syphilis an sich eine schauderhafte Krankheit ist.

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 13:05
von Ipsissimus
kannst du das noch etwas verallgemeinern und dann in Bezug zu dem Koan stellen?^^

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 15:44
von janw
Sie gehen davon aus, daß die Dinge damit, daß sie einen Namen bekommen, automatisch zu Trägern von Bedeutung und Eigenwert werden - bis dahin, daß ein als unattraktiv empfundener Name das damit Benannte negativ konnotiert.
Der Name ist damit nicht nur kategorisch wirksam - als er den Weg frei macht für Konnotationen - sondern trägt selbst Konnotationen bei.

Die Zypresse wird dadurch, daß sie als Zypresse benannt wird, aus dem Zusammenhang des Gartens heraus gehoben, und die Behauptung, sie erfülle eine lebenswichtige Aufgabe, würde wohl auch von den Senatoren mit einem leichten Kopfnicken bedacht. Die Behauptung, sie diene als Räuber, würde bei ihnen Verstörung hervorrufen, deutet aber nur an, daß der gesamte Teil mit der Aufgabe absurd ist. Wäre sie wirklich ein Räuber, würde irgendjemand auf die Idee kommen, sie abzuhacken oder einen Polizisten an ihre Seite zu stellen.

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 16:07
von Ipsissimus
dein erster Absatz - vor allem der zweite Satz - ist der Problematik des Koans ganz dicht auf den Fersen, noch eine allergeringfügigste, trotzdem essentielle Ergänzung, denn der Name trägt nicht nur KONNOTATIONEN bei, er macht noch etwas viel wesentlicheres; der zweite Absatz geht lichtjahreweit an der Zypresse vorbei. Da fehlt noch ein "missing link"

BeitragVerfasst: Fr 6. Jun 2008, 21:41
von janw
Benennen heißt in Besitz nehmen, Macht über das Benannte ausüben wollen. Der Name ist Ausdruck des Machtausübungswillens, und neben Konnotationen trägt er auch Werturteile bei, bzw. ist sie.
Vor allem aber schafft er die Illusion einer Trennung, des Benenners vom Benannten.

Den Senatoren entgeht völlig, daß sie durch das Ereignis untrennbar mit Beteigeuze verbunden sind, und auch der Syphilis kann man sich nicht dadurch entziehen, daß man ihren Namen nicht mag.
Insofern sind Zypresse und Betrachter eins...bzw. nicht-zwei.

BeitragVerfasst: Sa 7. Jun 2008, 09:15
von Ipsissimus
Macht auszuüben ist eine Möglichkeit, die erst auf späterer Stufe hinzutritt. Ich gehe noch mal einen Schritt zurück und frage im Kontext der Beispiele und deiner durchaus richtigen Einsichten nochmal: Was ist denn eine absolut grundlegende Prägung aller Menschen? Was haben sie alle gemeinsam, was praktizieren sie so selbstverständlich wie das Atmen, ohne was wäre ihre Existenze, so wie wir sie kennen, nichtig?

BeitragVerfasst: Sa 7. Jun 2008, 13:13
von janw
Mmmh...sie sprechen von sich als "Ich".

Ich überlege gerade, wie ich einem Marsmännchen dieses "Ich" erklären würde...
träfe es mich essend an und fragte mich, was ich tue, so würde ich sagen "ich esse". Träfe es eine Kuh beim fressen an, so würde die wohl sagen "Hungergefühl".

BeitragVerfasst: Mo 9. Jun 2008, 09:27
von Ipsissimus
Mmmh...sie sprechen von sich als "Ich".


da sind zwei aufeinanderfolgende Worte drin, die jene Prägung benennen, die im Zypressenkoan thematisiert ist^^

BeitragVerfasst: Mo 9. Jun 2008, 19:57
von janw
Ok..."sich als"...die Zypresse IST alles zypressenmögliche, nicht ist sie als irgendwas.
Jed Es ist Es selbst.

In dem Experiment wird von dem Stern als Beteigeuze gesprochen, bzw. wenn ich es richtig verstehe mißverstandenhabenderweise als Syphilis, mit entsprechenden unterschiedlichen Wertzuweisungen.

BeitragVerfasst: Do 12. Jun 2008, 12:35
von Ipsissimus
Stichwort Kodierung^^

BeitragVerfasst: Mo 16. Jun 2008, 22:55
von janw
Wenn wir sprechen, senden wir Botschaften, die durch die Sprache codiert sind, bzw. wenn wir Gesprochenes aufnehmen, decodieren wir es, wobei wir hoffen, daß unser Schlüssel dem Code des Sprechers möglichst ähnlich ist.

Dem Gesprochenen liegt meist ein Gedanke zugrunde, der aber nur selten gleichen Inhalts sein dürfte wie der, den das Gehörte bei uns hervorruft.

BeitragVerfasst: Sa 21. Jun 2008, 13:48
von janw
Gut...war das immer noch zu meta?^^

Ich sage "Ich esse Erdbeeren" und drücke damit aus, was ich gerade (nicht^^) tue, und Du denkst, ah der Jan isst gerade Erdbeeren, und Dir kommen auch Erdbeeren in den Sinn und alles, was Du damit verbindest. Je nachdem werde ich damit zum Leckermaul oder zum Unverbesserlichen, der sich Erdbeeren antut^^

BeitragVerfasst: Sa 28. Jun 2008, 02:20
von janw
Dann führt also das koan vor Augen, daß man ständig nach "Sinn" und Bedeutung in der Welt sucht - anstatt die bloße Anmut der Linien auf dem Papier zu bestaunen und den Baum schlicht als den Baum zu sehen, der er in dem Moment für uns ist.

Namen vermitteln die Illusion, daß das Benannte Bedeutung habe, die Senatorin geht unausgesprochen davon aus, daß die Wissenschaftler die Sterne selbst kennen würden, daß sie für sie Bedeutung hätten, deren Namen sie kennen.

BeitragVerfasst: Sa 28. Jun 2008, 11:32
von Maglor
Die Zypresse als Räuber
Die Zypresse erscheint im Kontext als Räuber. Warum? Die wird natürlich durch die sprachliche Äußerung erzeugt, also durch den Koan. Allein dieser Koan macht die Zypresse zum Räuber. Eigentlich ist es aber der Garten an sich, der schon ein Produkt der Einbildung ist, welches erst beim Lesen des Koans durch das innere Auge erzeugt wird.
Die Zypresse hat in diesem Garten eine wichtige, ja die wichtige Rolle. Nicht die Kartoffelreihen oder die Erdbeeren, keine Hortensien oder Gänseblümchen, nein die Zypresse wird fokussiert. Die Sprache allein gibt ihr Bedeutung. Welche Bedeutung sie erhält, liegt in der Macht der Senders, aber mehr noch in der des Empfängers. So wird die Zypresse zum Räuber. Und wichtig ist das auch nur im Zusammenhang des Koans.
MfG Maglor :rolleyes:

BeitragVerfasst: Do 25. Jun 2009, 13:31
von e-noon
Menschen sprechen von "etwas als etwas" und ordnen sich so die Welt zurecht, schaffen künstlich Kategorien und Unterschiede, wo eigentlich alles ineinander übergeht?
Ansonsten tippe ich auf Maglor.

Was ist die Lösung!??

BeitragVerfasst: Do 25. Jun 2009, 15:05
von Ipsissimus
nochmal alles durchgehen?^^

BeitragVerfasst: Do 25. Jun 2009, 16:11
von e-noon
Nochmal alles durchgehen ist die Lösung o_? Verstehe nicht, was das mit der Zypresse zu tun haben soll. Ist ja auch egal - wer seine Meinung nicht klar ausdrücken kann, verdient es, nicht verstanden zu werden.

BeitragVerfasst: Do 25. Jun 2009, 16:21
von Ipsissimus
ich meinte nur, wenn du den Thread noch mal komplett durchgegangen wärest, hättest du ganz von alleine rausfinden können, dass die Lösung eines Koans nicht mitgeteilt wird wie die Antwort auf die Frage, wie heiß es gerade auf den Malediven ist