Hume

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
janw
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So 27. Jul 2008, 12:19 - Beitrag #21

Ipsi, danke für den Tipp, werd ich mal...klingt ein bisschen wie der "Schwarm". oder?^^

Ipsissimus
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So 27. Jul 2008, 12:53 - Beitrag #22

eine Gemeinsamkeit besteht im Fokus auf "einzellige Intelligenz"; das war aber auch schon die letzte Gemeinsamkeit^^ und "Blutmusik" enthält darüber hinaus Gedanken über die Folgen dessen, was mit dem Universum passiert, wenn ungefähr 10^45 Lebewesen von durchschnittlicher menschlicher Intelligenz im gleichen Augenblick über dieselbe Sache nachdenken^^

mine'S^
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Mo 28. Jul 2008, 01:57 - Beitrag #23

Ein Wunder ist ein Ereignis, das nach meinem Verständnis der Naturgesetze, meines hier als Repräsentant der intersubjektiven Realität, nicht eintreten kann, also mit einer Wahrscheinlichkeit von 0% eintreten wird (die 0-Unmöglichkeit bei unendlicher Durchlaufanzahl vernachlässige ich).

Ein Wunder ist für mich NICHT das Eintreten eines extrem unwahrscheinlichen Ereignis', also sind der Sturz aus dem 150ten Stockwerk, oder spontane Genesung, keine Wunder sondern Ereignisse deren Eintreten extrem unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich ist. Genau das ist für mich das Kriterium: ein Wunder ist nicht unwahrscheinlich, es ist unmöglich, daher stimme ich dir bei der Einschätzung metaphorischer Wunder zu.

All das schließt aber die Möglichkeit tatsächlicher Wunder nicht aus, es rückt sie nur in ein Definitionssystem, das sich unserem Verständnis entzieht, allein deshalb ist es schon schwierig über die Möglichkeit von Wundern zu diskutieren, weil damit ein Wunder per definitionem ein Ereignis ist, das wir nicht verstehen können. Sich ein Ereignis zu denken, das der Denker nicht verstehen kann, wäre allerdings bereits ein Wunder ^^

Ipsissimus
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Mo 28. Jul 2008, 12:23 - Beitrag #24

"es rückt sie nur in ein Definitionssystem, das sich unserem Verständnis entzieht"

Der GEIST oder auch die SEHNSUCHT hinter dieser Formulierung ist das Hintertürchen^^ der GEHALT dieser Formulierung ist das Eingeständnis, dass ein Wunder nichts mit physikalisch-chemisch-biologischer Realität und alles mit Psyche zu tun hat^^ Das Definitionssystem, in welches sie gerückt sind, entzieht sich damit mitnichten unserem Verständnis^^ Genau das meinte ich auch mit den Bemerkungen, dass sich der metaphysische Rahmen geändert habe, und dass es ohne größere "Paradigmenwechsel auf breiter Front" keinen Weg mehr zu Wundern gibt.

mine'S^
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Di 5. Aug 2008, 12:55 - Beitrag #25

Ich interpretiere das so, dass du das mit einem gewissen Bedauern konstatierst. Woraus leitest du die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels ab und in welche Richtung sollte dieser Wandel denn gehen?

Ipsissimus
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Mi 6. Aug 2008, 09:43 - Beitrag #26

nein, da missverstehst du mich, ich habe mit Wundergeschichten nichts am Hut^^ die Paradigmen nehme ich, wie sie kommen, und platziere mich dazwischen, wie es mir genehm ist, für mich daher keine Notwendigkeit zu Paradigmenwechseln^^

im Prinzip habe ich den Geist der Moderne tief in mich eingesogen, und jener Geist besagt: Wahrscheinlichkeiten statt Gewissheiten, Wirklichkeitsmöglichkeiten statt definitiver Wirklichkeit, Perspektiven statt absoluter Standpunkte. Zu meinem Entzücken fand ich in gewissen ostasiatischen Philosophien Vergleichbares, so dass sich für mich mit etwas sehr Altem den Kreis zum heute schloss^^ mensch ist also nicht unbedingt darauf angewiesen, alle Torheiten der europäischen Philosophiegeschichte mitzumachen^^

Wenn mich in dieser Hinsicht etwas mit Wehmut erfüllt, dann ist es vielleicht der Niedergang des Spirituellen, das langsam aber sicher zwischen den Mühlsteinen Religion und Rationalismus zermahlen wird. Für mich weisen das Leben, das Universum und der ganze Rest eine spirituelle Dimension auf, die sich weder in den Albernheiten religiöser Dogmatik noch in den formalen Regelungen wissenschaftlicher Axiomatik ausdrückt oder wiederfindet. Dieses Spirituelle taugt nichts zur Wundergläubigkeit, aber es erfüllt mit Staunen über dieses ungeheuerliche Ganze, das mensch Existenz nennt. Es ist leise, das Spirituelle, und deswegen wird es vorschnell von Dogmen und Axiomen niedergebrüllt. Ich würde mein "davon erfüllt sein" gegen nichts auf der Welt tauschen wollen.

janw
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Di 12. Aug 2008, 12:04 - Beitrag #27

Ist dieser Niedergang des Spirituellen nicht etwas, das in uns selbst stattfindet, indem wir zivilisatorisch genötigt werden, alle Erfahrungen, die nicht in das naturwissenschaftliche Weltbild passen, als zumindest irrelevante abweichende Wahrnehmungen, wenn nicht Schlimmeres, abzutun?
Wenn ich mir die Nomaden ansehe in ihren schwierigen Lebensumständen, dann habe ich manchmal den Eindruck, daß sie teils fast noch rationaler an die Dinge heran gehen, um die ihr Alltag kreist, als wir das tun, und dennoch ein offenes Verhältnis zur Spiritualität besitzen, während bei uns der Rationalismus fast zur Ersatzreligion geworden ist, spirituelle Sichtweisen kommen da fast der Ketzerei gleich...

Ipsissimus
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Di 12. Aug 2008, 15:30 - Beitrag #28

ich glaube nicht, dass es der Rationalismus ist, janw, der zur Debatte steht - wie anhand deines Beispiels deutlich wird, ist es notwendig und möglich, sich über die Dinge glasklar und täuschungsfrei im Klaren zu sein, ohne das Spirituelle zu verleugnen. Zur Debatte stehen aus meiner Sicht der Dinge Kommerzialismus (das Weltbild, welches den Wert der Dinge an ihrer kommerziellen Verwertbarkeit und Nutzbarmachung bemisst und bereit ist, noch im Intimsten und Privatesten dem Zugriff des Kommerz gutzuheißen oder gleich zu erzwingen) und Nützlichkeitsdenken überhaupt (gut ist, was ich für meine Zwecke nutzbar machen kann). Zur Debatte steht ebenfalls die Objekt-Subjekt-Dichotomie der europäischen Philosophie- und Religionsgeschichte, als das große Konstrukt, welches im Hintergrund dafür sorgt, dass es uns eine Selbstverständlichkeit ist, das Objekt als das andere zu diffamieren und abzuspalten.

Es ist im wesentlichen der Kommerzialismus, der dafür sorgt, dass die Lebenswelt der Menschheit immer mehr ins Eindimensionale abtriftet.

janw
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So 17. Aug 2008, 12:44 - Beitrag #29

Ich denke das auch...nur frage ich mich noch, welche Rolle die Objekt-Subjekt-Dichotomie dabei spielt - ist sie zwangsläufige Voraussetzung des Kommerzialismus, greift sie als solche auch in Ostasien um sich, oder beruht der dortige sich ausbreitende Kommerzialismus auf anderen Grundlagen? Oder leben die Menschen dort vielleicht eine Art Doppelleben, mit einem Bein im Denken der Nichtzweiheit, mit dem anderen in einer kommerzabendländischen Denkungsart?

Ipsissimus
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So 17. Aug 2008, 16:33 - Beitrag #30

meiner Ansicht nach ist advaita - Nichtzweiheit - in Ostasien und Indien in einem ähnlichen Sinne Vergangenheit wie bei uns die Mystik Vergangenheit ist, abgelöst, durch Kirchenreligiosität, was nichts daran ändert, dass es hier wie dort immer einzelne geben wird

janw
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So 17. Aug 2008, 16:57 - Beitrag #31

Das heißt, hier wie dort sind die Menschen in ihrer großen Mehrheit durch den institutionalisierten Glauben vorgeprägt für die Überstülpung der doxa des Kommerzes?

Ipsissimus
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So 17. Aug 2008, 21:47 - Beitrag #32

so sehe ich das, ja

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