Geschichten über das menschliche Wesen

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Ipsissimus
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Mo 22. Jun 2009, 11:08 - Beitrag #1

Geschichten über das menschliche Wesen

Angenommen ihr kommt in die Situation, einem Außerirdischen erklären zu müssen, wie Menschen so drauf sind, um es etwas förmlicher auszudrücken, wes Geistes Kinder Menschen sind, und ihr dürftet dem Außerirdischen zu diesem Zwecke eine nicht zu lange Geschichte erzählen, egal ob ihr sie selbst erlebt habt, ihr von ihr gehört habt oder sie frei erfindet (oder auch Kombinationen davon): was wäre eure Geschichte? Ihr dürft dabei so subjektiv sein, wie ihr wollt, so einseitig oder viele Aspekte bedenkend, wie ihr wollt, nur sollte eure tatsächliche Ansicht über unsere Spezies daran zu erkennen sein.

Also, Geschichtenerzähler nach vorne^^

Milena
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Mo 22. Jun 2009, 12:48 - Beitrag #2

`der spezie mensch ist eine eigentümliche, spezielle kreatur...
dümmer und einfältiger als so manches tier...
seicht und dreist wie jedwede kreatur....
mitunter letztlich kreativ und überlebensfähig...
natürlich gibt es wie bei jeder spezie auch vereinzelte ausnahmen,
aber im grunde müsste es damit ausreichend getroffen sein....
noch irgendeine frage du ausserirdischer?`

Ipsissimus
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Mo 22. Jun 2009, 13:04 - Beitrag #3

sehr ansprechend formuliert, Schätzle, und schön auf den Punkt gebracht^^ gibt es auch eine kleine Geschichte dazu, die das ganze illustriert?

Ipsissimus
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Di 23. Jun 2009, 11:12 - Beitrag #4

na, dann will ich mal eine Geschichte erzählen, eigentlich zwei, denn sie haben auf den ersten Blick nur wenig miteinander zu tun. Es sind nicht meine Geschichten, aber ich habe keinerlei Grund zu der Annahme, dass sie sich nicht so oder so ähnlich abgespielt hätten.

Ich würde dem Alien also von Tauben erzählen, von bestimmten Tauben. Diese hier waren blau, und für Tauben verdammt groß, größer selbst als ein ausgewachsener Truthahn. Ihre Flügel hatten sich aus irgendwelchen Gründen dem Wachstum des Körpers nicht angepasst, unsere Tauben konnten also nicht fliegen, aber das machte nichts. Sie lebten isoliert vom Rest der Welt auf ihrer Insel, und da es auf dieser Insel keinerlei Feinde gab, lebten sie vor sich hin, sorglos und arglos.

Letzteres konnte man von ihren Besuchern nicht wirklich behaupten. Nicht eigentlich bösartig, waren die meisten von ihnen doch nach Monaten auf hoher See, eingeschlossen auf im Platzangebot doch noch recht limitierten Segelschiffen, ernsthaft frustriert; und da sie sich an ihren Offizieren nicht abreagieren konnten, kamen die großen blauen Tauben, die ihnen in aller Zutraulichkeit entgegen watschelten, gerade recht. Eine Keule ist schnell bei der Hand, und so hatten unsere tapferen Seefahrer schnell ein beglückendes Hobby gefunden; und der Rest der völlig verteidigungsunfähigen Tiere wurde von eingeschleppten Räubern wie Ratten und dgl. immer weiter dezimiert. 1690 starb die letzte blaue Taube unter der Keule eines spanischen Seefahrers, keine 100 Jahre, nachdem ihre Insel das erste Mal von Menschen besucht worden war.

Später schrieb ein berühmter Mann ein berühmtes Buch, und in dem wurde die blaue Taube erwähnt. Plötzlich waren alle furchtbar traurig und fanden es schade, dass es den großen Vogel nicht mehr gab, er war doch soooo lieb. Nun, das änderte natürlich nichts daran, dass fröhliche Zeitgenossen des berühmten Mannes und all der traurigen Leser ihre Zeit damit verbrachten, die Insel der Taube weiter in eine einzige Zuckerrohrplantage zu verwandeln, denn Zucker war begehrt damals, ein echter Luxusartikel und gut bezahlt. In Folge davon wurden auf der Insel noch ungefähr weitere 150 Tierarten und knapp 3000 Pflanzenarten ausgerottet, über die erst mal niemand weinte, weil zunächst mal kein berühmter Mann etwas davon geschrieben hat.

Damit könnte die Geschichte beendet werden, doch gab es dann noch einen kleinen Nachhall, und das praktisch in der Gegenwart, 1981. Die Taube hatte es schon längst zum Nationalemblem gebracht, und alle Menschen waren praktisch schon immer furchtbar engagierte Umweltschützer gewesen, da hielt in einer kleinen, unbedeutenden Stadt auf der Insel der Taube ein kleiner unbedeutender Volksschullehrer eine Stunde in Biologie ab, und er erzählte den Schülern von den ausgestorbenen Tieren und Pflanzen ihrer Insel. Er zeigte ihnen auch Bücher mit Bildern und Zeichnungen dieser Tiere und Pflanzen, bis plötzlich ein kleiner, vorlauter Junge meinte, dass diese Pflanze da ja wohl nicht ausgestorben sein könne, das Zeug wächst schließlich bei ihnen im Garten. Nach einigem Drumherum begaben sich der Lehrer und wichtige Leute von der Inselverwaltung in den kleinen Garten, und siehe da, sie fanden die Pflanze, und es war tatsächlich die in dem Buch beschriebene und gezeichnete Pflanze, die seit einem Jahrhundert als ausgestorben galt.

Und sie waren beglückt und begeistert und schwuren sich, die Pflanze zu ehren und zu schützen und dann passierte etwas. Es sprach sich herum.

Und so sind die Leute nun mal. Da war etwas besonderes, und sie wollten wenigstens, in lauter Liebe, einen kleinen, klitzekleinen Anteil daran haben. Und so kamen sie, heimlich, des Nachts, wie zu einem Stelldichein, einem Rendezvous von Geliebtem und Geliebter. Der eine zupfte hier ein Blättchen ab, die andere brach da ein Zweiglein ab, wieder andere ritzten den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen in den Stamm; alles ganz vorsichtig, ganz zärtlich, denn es war ja die letzte Pflanze ihrer Art, sie waren stolz darauf, und niemand wollte, dass sie stirbt.

Sie starb aber trotzdem, keine 2 Monate nach ihrer Entdeckung, mittlerweile von schweren Stacheldrahtzäunen umgeben und Wächtern rund um die Uhr bewacht, die aber immer noch nicht ausreichten, ihre Blätter und Zweige zu schützen, denen man mittlerweile heilsame Wirkungen zuschrieb, und ein wirksames Aphrodisiakum soll die Rinde auch gewesen sein.

Und das ist das Ende, nicht der furchtbar traurigen Menschen, sondern der Geschichte, und die Menschen, die werden solange traurig sein, bis sie wieder was zum ausrotten finden.

Jo, ich glaube, das wäre die Geschichte, die ich dem Alien erzählen würde, um ihm das Wesen der Menschheit klarzumachen, die Geschichte vom Dodo und vom Wilden Kaffee, die keine Chance hatten, weder auf der Insel Mauritius noch sonstwo.

Lykurg
[ohne Titel]
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Di 23. Jun 2009, 13:56 - Beitrag #5

Darin stecken sicher für den Außerirdischen wesentliche Informationen... In einen Satz gefaßt hat eine ähnliche Überlegung Terry Pratchett (Gedächtniszitat): Wenn es irgendwo einen Knopf gäbe mit der Aufschrift "Zerstörung der Welt, bitte nicht drücken!", hätte die Farbe noch nicht einmal Zeit, zu trocknen.

Für eine eigene Geschichte kenne ich den Menschen nicht zur Genüge... Will ich ihn kennen?

blobbfish
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Do 25. Jun 2009, 17:30 - Beitrag #6

Ich mag keine Geschichten schreiben und finde auch die Betrachtung den Menschen so zu beschreiben nicht so richtig schön, das liegt aber wohl in meiner Natur als Mathematiker, Metaphern zum erklären nein, zum veranschaulichen meinetwegen.
Zum Knopf: Sehr heikles kompliziertes Thema.


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