Jan, das ist, denke ich keine Mathematik, sondern Anwendung von Mathematik. Wundersamerweise funktioniert die Anwendung aber.
Zu deiner letzen Frage, nun, ich denke, Zahl als Gegenteil von Nichts, taugt nicht, zum einen ist die Frage, was die eins ausmacht und die andre Frage, woher du andere Zahlen nimmst. Gerade in der Antike, auch Spätantike, vielleicht auch vornehmlich diese, wurden die Zahlen allesamt auf die Eins zurückgeführt, was dazu führte, dass es wundersam Paradoxe Erscheinungen gab. Als Beispiel nehmen wir Überlegungen von Sextus Empiricus (leider weiß ich nicht um die Übersetzung, vertraue der vorliegenden aber sinnvoll zu sein)
Aber auch das Ganze un der Teil werden nicht mit ausgeschaltet. Denn das Ganze scheint durch Zusammenkommen und Hinzufügen der Teile zu entstehen und durch Fortnahme eines oder einiger Teile aufzuhören, Ganzes zu sein.
Ferner, wenn es ein Ganzes gibt, dann ist das Ganze entweder verschieden von seinen Teilen oder seine Teile selbst. Etwas Verschiedenes von den Teilen nun scheint das Ganze nicht zu sein. Denn wenn die Teile aufgehoben werden, bleibt zweifelslos nichts übrig, um das Ganze als etwas anderes außer ihm betrachten zu können. Wenn das Ganze aber die Teile selbst ist, dann ist das Ganze nur ein Wort, ein leerer Name, und hat keine eigene Existenz, wie auch die Entfernung nichts ist außer den voneinander entfernten Dingen und eine Balkenverbindung nichts außer den verbundenen Balken. Also gibt es kein Ganzes.
Aber auch keine Teile. Wenn es nämlich Teile gibt, dann sind sie entweder Teile vom Ganzen oder voneinander oder jeder von sich selbst. Weder aber vom Ganzen, da es nichts ist außer den Teilen und außerdem die Teile dann Teile von sich selbst sein müssten, weil jeder der Teile ja das Ganze ausfüllen soll; noch voneinander, da der Teil in dem, dessen Teil er ist, enthalten zu sein scheint und es unsinnig ist zu behaupten, die Hand etwa sei im Fuß enthalten.
Aber jeder Teil ist auch nicht Teil von sich selbst. Denn wegen des Enthaltens müsste dann doch etwas größer und kleiner sein als es selbst.
Wenn also die angeblichen Teile weder Teile des Ganzen sind noch von sich selbst noch voneinander, dann sie von gar nichts Teile, und sie von nichts Teile sind, dass sie auch keine Teile;
Ich denke, man kann heutzutage sagen, dass Zahl, als auch Vermehrung und Verminderung durchaus verstanden sind, ebenso wie Einheit, und dass, das ist der Punkt, diese Konzepte für die Zahl nicht kohärent aufgehen. Ich denke, es ist verstanden, was Zahl ist, auch wenn es vielleicht noch nicht überall angekommen ist (gilt sicherlich auch für Mathematiker).
Mathematik spielt jedenfalls eine Sonderrolle in der Wissenschaftstheorie, weil ihre Ergebnisse nicht falsifizierbar sind. Mathematische Theorien entstehen durch strenge logisch-formale Herleitung, sind sie erst einmal bewiesen, sind sie in der Regel endgültig.
Und dagegen möchte ich mich wehren, nicht gegen den ersten Satz, sondern gegen den zweiten. Eine Mathematische Theorie
ist falsifizierbar, eine
ideale (zunächst ohne nähere Spezifikation, kann auf Wunsch entwickelt werden) mathematische Theorie
darf nicht faslifizierbar sein und ist es tatsächlich auch nicht. Wir haben leider, oder zum Glück keine solche ideale Theorie.
Wie sieht aber nun die Falsifizierbarkeit aus? Rein empirisch wie die der hiesigen Naturwissenschaften oder empirischen Wissenschaften wie der Psychologie ist sie nicht, aber es gibt durchaus Gemeinsakeiten und Parallelen, was die Faslifikation, Konsequenz und Methodik betrifft, obgleich die Mathematik auch einige spezielle Fälle hat. Fangen wir mit einem speziellen an, der Beweisanalyse. Der Beweis wird geprüft, auf Fehler, es ist zweckmäßig ihn zu zergliedern (Hilfssätze), diese genauer zu prüfen. Diese Prüfung funktioniert insofern, als dass man Zweifel anbringt, Zweifel äußert sich so, dass nach Beispielen und Gegenbeispielen geschaut wird, aber nicht nur dies, die Beispiele und Gegenbeispiele müssen klassifiziert werden, nämlich ob sie schon den Satz widerlegen oder dem Satz genügen, aber nicht dem Beweis, weiterhin kann ein Hilfssatz auch schon ohne Gegenbeispiel angezweifelt werden, insofern dass die Vermutung dort als nicht wahr akzeptiert wird.
Weniger speziell und allgemein auf andere Wissenschaften ausweitbar ist die Methode der Überprüfung oder der Monsterjagd. Man such gezielt Objekte, die den Vorrausetzungen des Satzes genügen, aber nicht die Folgerung teilen. Im 19. Jahrhundert hat sich ein regelrechter Sport solcher Jagden etabliert, bogleich es auch um das erfüllen von Defintionen ging.
Dass ein Satz an sich also wahr ist, ist mitnichten sicher und eine strenge Beweisführung gibt es auch garnicht. Und ein Satz ist durchaus auch nicht endgültig, und damit meine ich nicht, eine Verallgemeinerung, sondern eine Variation des Inhalts aufgrund externer Einflüsse, die aber die Extension des Satzes unberührt lassen. Ein Satz hat eine Aussage, eine Aussage Bedeutung, wird die Bedeutung der Aussage geändert, kann sich der Satz, trotz Anpassung an die Bedeutungsänderung als falsch oder unzulänglich erweisen, teilweise mag es auch nur für den Beweis gelten. Und Bedetungen ändern sich in der Mathematik ständig, durch Weiterentwicklung und Präzisierung. Ein gutes Beispiel der Moderne dafür ist das Omega-Kalkül (unendlich große Zahlen), welches einen beträchtlichen Teil der Sätze der gewohnten Standardanalysis (betrifft auch die, die du in der Schule gelernt hast) ändert, ohne die Extension zu ändern.