Was würdest Du tun?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
e-noon
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Do 20. Mai 2010, 23:27 - Beitrag #41

Zitat von Maglor:Wie kommst du darauf, dass es besser ist? Wir könnten eine Menge Geld sparen, wenn nicht sogar Geld an sich, wenn wir keine Schrift hätten.
Die Alternative war aber nicht Schrift- keine Schrift sondern Einkaufsliste mit Stift und Papier - Einkaufsliste mit Meißel und Marmorblock.

Die meisten modernen Menschen sind allergisch gegen so vieles, dass ihnen ein dauerhaftes Leben in freier Natur unmöglich ist.
Die MEISTEN? Vielleicht dann, wenn du "modern" mit "allergiegeplagt" gleichsetzt, aber sonst...
Außerdem heißt eine Pollenallergie nicht, dass man nicht mehr draußen sein kann, sondern nur, dass es unangenehm wird. Man kann ja ans Meer ziehen. Oder in die Wüste.
Und zum Thema Anpassungsfähigkeit: Die Steinzeitmenschen von einst können problemlos von Hartz IV oder RTL II leben, aber der Rollentausch andersherum funktioniert nicht.

Außerdem: Die Steinzeitmenschen von einst würden ohne Eingewöhnungszeit wahrscheinlich nicht mal eine Straße überqueren können, ohne plattgefahren zu werden.


Hinzu kommt die zunehmende Abhängigkeit von pharmazeutischen Substanzen.
Kalter Entzug :D Bzw. im Endzeitszenario: Antidepressiva - all you can eat!

Der Grund hierfür ist die Entfremdung der heutigen Arbeitswelt von den existenziellen Bedürfnissen des Menschen. Tag X bedeutet eine Rückkehr zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens. Menschen werden sich ihr täglich Brot wieder im Schweiße ihres Angesichts verdienen, sei es indem zur Landwirtschaft zurückkehren oder Supermärkte plündern oder nach Taylor'scher Art Leichen zerlegen.

Die Entfremdung der Arbeitswelt von den existenziellen Bedürfnissen des Menschen, wo habe ich das schon mal gehört? ^^
Denken ist mir existenzielles Bedürfnis. Nahrung, Wasser, Luft und Wärme bekomme ich auch dadurch.

Interessante Frage: Würde es einen Unterschied für die Lage machen, wenn Leichen vorhanden wären?

Ipsissimus
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Fr 21. Mai 2010, 10:59 - Beitrag #42

Zitat von e-noon:Die Entfremdung der Arbeitswelt von den existenziellen Bedürfnissen des Menschen, wo habe ich das schon mal gehört? ^^ Denken ist mir existenzielles Bedürfnis. Nahrung, Wasser, Luft und Wärme bekomme ich auch dadurch.


in einer postapokalyptischen Umgebung würde das Konzept des "existentiellen Bedürfnisses" mutmaßlich einen anderen Charakter annehmen, spätestens dann, wenn die Haltbarkeitsgrenzen eingelagerter Lebensmittel ein halbes Jahr in der Vergangenheit liegen und sowieso alle Stalltiere längst verhungert sind. Du wirst dann zwar immer noch denken (müssen), aber dieses Denken wird wohl eine massive Wendung ins Praktische erfahren haben.

e-noon
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Fr 21. Mai 2010, 18:04 - Beitrag #43

Natürlich, existenziell im Sinne von "ohne das keine Existenz" ist Denken nicht. Dennoch haben sich auch schon viele aufgrund oder als Folge ihrer Gedanken umgebracht, also können Gedanken auch über Leben und Tod entscheiden, wenn sie auch offensichtlich keine notwendigen Bedingungen für Leben sind.
Ich wollte eigentlich nur ausdrücken, dass ich mich als reiner Feldarbeiter nicht wohl fühlen würde ^^

e-noon
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Fr 21. Mai 2010, 18:08 - Beitrag #44

Im Prinzip haben Konserven eine nahezu unendliche Haltbarkeit bei moderaten Temperaturen (bis zu 23°C). 100 Jahre alte in gesunkenen Schiffen gefundene Konserven wurden noch immer als mikrobiologisch sicher befunden! Wir empfehlen zwar nicht, Konserven für 100 Jahre aufzubewahren, aber wenn die Dose intakt ist, ist der Inhalt essbar. Rost oder Dellen beeinträchtigen den Inhalt der Dose nicht, solange die Dose nicht undicht ist. Hat die Dose jedoch ein Leck oder wölben sich Unter- oder Oberseite heraus, dann sollte der Inhalt nicht mehr verzehrt werden." (Quelle: http://www.mealtime.org)

Falls mal jemand in die Lage gerät ^^ Wenn man also nicht gerade 130 Jahre alt wird, muss man auch als einzig Überlebender nicht selbst jagen und sammeln gehen, es reicht völlig, die Supermärkte abzuklappern, was sich nur in Details von dem unterscheidet, was wir heute tun.

Ipsissimus
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Mo 24. Mai 2010, 10:18 - Beitrag #45

wenn du dich ein paar Jahrzehnte nur von Konserven ernähren magst^^ interessantes Langzeit-Experiment^^ und was das "Wohlfühlen als Feldarbeiter" angeht, je nach der tatsächlichen Situation bräuchtest du kein Feldarbeiter zu werden, wer pflanzt schon gerne auf verstrahlten Böden verstrahltes Saatgut an^^ du hättest am wahrscheinlichsten sehr viel Zeit zum Nachdenken in deinem Bunker^^

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Mo 24. Mai 2010, 12:20 - Beitrag #46

Allergien und Arzneiabhängigkeiten wären wohl kaum die größten Probleme bei der Wiedereingliederung in eine präzivilisatorische Welt. Beides sind, wie e-noon schreibt, keine lebensbedrohenden Probleme, sondern machen einem das Leben nur etwas schwerer. Eher würde man wohl verhungern, sich mit falsch geernteten Pflanzen vergiften, durch Dummheit fressen lassen, sich irgendwo verletzen und dann mangels Arzt verbluten oder eine Wundinfektion zuziehen, oder an einer ganz simplen Krankheit sterben, gegen die man nicht mehr genügend Resistenzen hat.
Umgekehrt hätte der Steinzeitmensch ebenfalls ein Krankheitsproblem, plus das völlige Unverständnis zivilisatorischer Gefahren.

Zurück zur Zukunft: Auf Konserven kann man sich schon ganz gut verlassen. Allerdings ist das Risiko, früher oder später doch eine beschädigte nicht zu bemerken und sich eines der übleren Verderbnisbakterien einzufangen, wohl doch recht hoch.

Interessante Frage: Würde es einen Unterschied für die Lage machen, wenn Leichen vorhanden wären?
Ja, einen riesigen. Erstens einen hygienischen, die Gefahr, sich von denen eine Krankheit zu holen, dürfte hoch sein. Zweitens einen psychologischen, es verwandelt die Postapokalypse zumindest anfangs von einer unwirklichen, leeren Traumwelt in eine stinkende, an jeder Ecke voller Horror steckende Hölle.

Verstrahlter Ackerbau - man könnte ja darauf hoffen, dadurch eine Spontanmutation zu induzieren, die einen perfekt an die neue Welt anpasst. ;)

Ipsissimus
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Di 25. Mai 2010, 00:58 - Beitrag #47

Verstrahlter Ackerbau - man könnte ja darauf hoffen, dadurch eine Spontanmutation zu induzieren, die einen perfekt an die neue Welt anpasst.
yepp^^ meine Eltern hoffen auch schon seit 50 Jahren auf die Lottozahlen^^

Allergien und Arzneiabhängigkeiten wären wohl kaum die größten Probleme bei der Wiedereingliederung in eine präzivilisatorische Welt.
eine Welt, die tatsächlich auf den technologischen Status der Prähistorie zurückgefallen wäre, dürfte für die Überlebenden in erster Linie eine Welt schwerer körperlicher Tätigkeiten sein. Da können Allergien schon ein echtes Handicap werden, und auch viele Wohlstandskrankheiten verschwinden nicht einfach so, weil der Wohlstand verschwunden ist; ein Gichtkranker, der seine Tabletten nicht findet, dürfte es schwierig haben, lange zu überleben.

Die Leichen wären wohl höchstens ein paar Wochen von Belang

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Di 25. Mai 2010, 16:26 - Beitrag #48

Passende Spontanmutation ist hübsch, in Kombination mit dem Zufall des Alleinüberlebens aber schon ein bißchen extrem. Dann doch eher nur die eine Mutation annehmen und das Überleben selbst als Ergebnis einer singulär auftretenden Mutation erklären.

Aber das mit den Leichen stelle ich mir doch deutlich schwieriger vor. Deren Verwesung hängt natürlich von Klimazone und Wetter ab, aber so oder so dürften im besten Fall unter freiem Himmel einige Wochen bis Monate vergehen, bis das Fleisch verwest ist und nicht mehr riecht; das Skelett bleibt in jedem Fall übrig (wenn nicht von wilden Tieren entsorgt, die dürften aber überfordert sein, selbst wenn sie nicht selbst dezimiert sind). Leichen in Häusern verwesen aber sicherlich noch deutlich langsamer. Das Horror-Element käme noch dazu, ich kann mir schlecht vorstellen, daß man sich daran gewöhnt, an jeder Ecke auf Leichen zu stoßen - ganz abgesehen von der angesprochenen Gesundheitsgefahr. Eher sollte man vermutlich ein nicht allzu dicht besiedeltes Umfeld aufsuchen, dort die verbliebenen Leichen bestatten und sich erst nach längerer Zeit wieder in andere Gebiete bewegen.

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Mi 26. Mai 2010, 11:51 - Beitrag #49

die Seuchengefahr ist sicher problematisch, der Horroraspekt scheint mir allerdings relativ unbedeutend. Es kommt mir so vor, dass mich dann, wenn ich die Ausrottung der eigenen Spezies überhaupt überlebe, mich nicht mehr so sehr viele Dinge erschüttern können - und ohnehin, ein Toter ist eine Katastrophe, 7 Milliarden Tote sind eine Zahl. Heutzutage sterben Menschen nicht mehr an metaphysischem Schrecken.

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Sa 29. Mai 2010, 13:20 - Beitrag #50

Die Gicht hätte ich jetzt nicht als Wohlstandskrankheit eingeschätzt, die gab es doch auch in vergangenen Zeitaltern. Dass eine bereits schwer an etwas erkrankte Person keine Chance in einer Naturwelt hätte, ist aber natürlich klar. Eher war die Frage, ob der moderne Durchschnittsmensch tatsächlich körperlich ungeeignet wäre, oder eher nur mental.

Es kommt mir so vor, dass mich dann, wenn ich die Ausrottung der eigenen Spezies überhaupt überlebe, mich nicht mehr so sehr viele Dinge erschüttern können - und ohnehin, ein Toter ist eine Katastrophe, 7 Milliarden Tote sind eine Zahl. Heutzutage sterben Menschen nicht mehr an metaphysischem Schrecken.
Das Argument wirkt für mich genau andersherum. Das Verschwinden der gesamten Menschheit, insofern es als "zapp und weg", sauber und ohne Leichen, geschieht, ist erstmal etwas äußerst irreales, wenn du willst lediglich "metaphysischer Schrecken". Man kann sich vermutlich sogar über einen sehr langen Zeitraum erfolgreich einreden, dass es nur eine Illusion ist, alle sich nur versteckt haben, oder so. Jede einzige Leiche dagegen, die man stinkend und möglicherweise verunstaltet vor sich sieht, ist eine individuelle Katastrophe, die die absolute Realität der Ereignisse klarstellt.

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Sa 29. Mai 2010, 15:05 - Beitrag #51

es ist ja irgendwann - sehr schnell - nicht mehr "jede einzelne Leiche". Bei der ersten, im Hausflur, bist du noch entsetzt, auch noch Nr. 2 bis 5 vor deinem Haus erschüttern dich, die Nummern 5 bis 20 auf der anderen Straßenseite nimmst du schon nur noch summarisch wahr, und jede weitere Leiche ist die Wiederholung von Bekanntem. Irgendwann - sehr schnell - macht der Selbsterhaltungstrieb dicht und mensch lässt es nicht mehr an sich heran. Dass das langfristig nicht zur Gesundheit und Stabilität deiner Psyche beiträgt, darüber sind wir uns vielleicht einig; aber genau das geschieht m.E. mit Kriegsveteranen, die im Krieg einfach nur funktionieren, und den Horror, dem sie ausgesetzt waren - auch den, den sie verbreitet haben - mit nach Hause nehmen, wo sie dann, zu oft alleine gelassen, psychisch durchknallen. Das dürfte mittelfristig auch mit einem letzten überlebenden Menschen passieren, aber nicht durch den unmittelbaren Horror, erst durch das "an sich Heranlassen" später

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So 6. Jun 2010, 21:15 - Beitrag #52

An der Sichtweise ist auf jeden Fall auch etwas dran. Wie schnell dieses Abschalten zur Selbsterhaltung funktioniert, hängt dann wohl sehr von der Psyche des überlebenden Individuums ab.
Mit einem Kriegseinsatz ist diese Situation aber meines Erachtens auch nicht ganz vergleichbar. Dort ist der Tod nicht absolut. So fern sie auch scheinen mag, es gibt die Heimat, in der der Tod weniger allgegenwärtig ist. Und jeder Tote, den man begegnet, hat seine eigene Todesgeschichte. Dies kann zwar natürlich sogar ein sehr viel grausameres Gefühl als der absolute Tod sein, insbesondere, wenn man selbst mitschuldig an den individuellen Toten ist. Aber etwas fundamental anderes als die Weltende-Situation, in der jeder Tote ein Abbild des absoluten Todes an sich ist, ist es schon.

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