wie aus angehängtem Text, der eigentlich nur für mein "persönliches Archiv" gedacht war hervorgeht, bin ich heute etwas auf dem "Vergangenheitstrip"...und dabei blieb natürlich TWM nicht aus
ich dachte mir, dass das Ganze vielleicht für den ein oder andern von Interesse sein könnte, daher einfach mal kommentarlos der Quote:
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kennt ihr das?
das Bedürfnis haben zu schreiben...nur ohne Plan über was, wegen was oder für wen?
dieses Bedürfnis habe ich grade...vor 4 Stunden hatte ich den Gedanken ins Bett zu gehen...und habe dann angefangen, in Erinnerungen zu schwelgen...
sehr alte Backups sind was tolles...und verhängnisvolles...alte chatlogs, alte Bookmarks...
dabei denke ich mir gerade: wer kann sich heutzutage noch vorstellen, eine Festplatte mit nur 1GB zu besitzen? oder gar noch weniger? darauf würde sich ein aktuelles Betriebssystem nicht mal installieren lassen...und doch schlummern in solch "geringen" Größen doch Unmengen von Erinnerungen.
ich finde es immer wieder erstaunlich, erschreckend, faszinierend, wie sehr meine Jugend doch vom Internet geprägt war...und wie wenig von diesem "Internet", das ich damals kannte doch übrig geblieben ist...
Doch muss ich mich deswegen schlecht fühlen, deswegen trauern?
wenn man recht überlegt stellt sich zwangsweise die Frage, wieviel von meinem damaligen "ich" überhaupt übrig geblieben ist?
Klar, der Mensch entwickelt sich fortlaufend weiter...aber heißt das nicht, dass über kurz oder lang der Mensch aus deiner Vergangenheit wird sterben müssen?
Sind wir alles nur "schon quasi-tote" Seelen mit den Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen die wir vorher waren?
Und wenn nicht - was unterscheidet und von dieser hypothetischen Daseinsform?
Klar weiß ich noch wie es damals war...doch kommt es mir heute so herrlich naiv vor...
So wie sich die haut erneuert erneuert sich unser Geist immer wieder? Ein ziemlich deprimierender Gedanke, wie ich finde...vor allem im Angesicht der Tatsache, dass der Mensch von Natur aus ja immer nach Dauerhaftigkeit strebt...
Ich für meinen Teil habe auf jeden Fall keine Lust, einen Großteil der Erlebnisse und Begebenheiten, die ich für das halte, was mich zu dem gemacht hat was ich bin, als Erfahrungen eines anderen anzusehen.
Doch welch andere Deutungsweise bleibt uns?
Die naheliegende Antwort "wir verändern uns halt" greift denke ich zu kurz und läuft im Endeffekt ja auf o.g. hinaus.
Was also mach uns aus?
Das wiederum ist eine sehr deprimierende Frage, denn je länger ich mir diese Frage stelle, desto weniger Antworten habe ich darauf bzw. desto mehr laufen alle meine Antworten wieder auf o.g. hinaus.
Die logische Konsequenz wäre ja eine ungezügelte Maßlosigkeit, da mich das was ich mache ja über kurz oder lange sowieso nicht mehr betrifft...
Greift hier wieder der drang nach Dauerhaftigkeit?
Das was sich oberflächlich im Drang nach Fortpflanzung etc. äußert?
Haben wir ein latentes Verlangen, unser zukünftiges "Ich" - bzw. den, der aus uns entstehen wird - zu schützen?
Ich dachte zeitweise, dass ich philosophisch recht bewandert bin...habe ich das nur vergessen, verdrängt...habe ich diese Problematik nur nie wahrgenommen - oder hat sich dessen wirklich noch niemand angenommen?
Alle Flucht in alternative Realitäten hätte damit einen Sinn - diese Realitäten müssten gar nicht dauerhaft sein...sondern nur so lange in sich konsistent, bis das "Ich" sich vollständig erneuert hat.
Eine einfache und zugleich erschreckende Erklärung für "Persönlichkeitsstörungen"...das Fehlen des Drangs, das zukünftige "Ich" zu schützen...
Daran will ich aber nicht glauben...allerdings will ich auch nicht an etwas übersinnliches wie eine "Seele" glauben...
Was bleibt also als Konsequenz?
Eine Frage zumindest - würde ich sagen
Sind es nur Teile, die sich erneuern und es gibt doch einen "festen Kern"?
Ideale? Ich habe bisher nur noch kein Ideal getroffen, das eine entsprechende Gelegenheit überlebt hätte.
Und hier schlägt wieder meine wissenschaftliche Seite durch: klar würde ich bei so einem Satz gern entgegnen: "aber dies und das ist eines meiner eisernen Grundprinzipien"
Kannst du das beweisen? Oder schwächen wir es ab: fällt dir wirklich keine Situation ein, wo du deine Ideale verraten würdest?
Ich muss mit erschrecken feststellen: Zumindest kann ich mir vorstellen, das eine Ideal für das Andere zu verraten.
Und hier mit einer moralischen Abstufung zu kommen würde heißen, sich die ultimative Moral auf die Fahne zu schreiben...und so egozentrisch bin nicht einmal ich.
Bleibt also noch die Möglichkeit, Geist und Körper als Eins zu sehen.
Hier sprechen neben den deprimierenden Implikationen dieser Annahme noch 2 Punkte dagegen:
1. auch der Körper erneuert sich fortwährend.
2. Auch wenn ich an keine "Seele" glaube, so ist der Geist für mich doch eine eigene Entität, die zumindest in der Theorie auch ohne Körper - oder in einem anderen "Gefäß" - existieren könnte.
Erstreckt sich die Relativitätstheorie also auch auf den Geist? Ist alle Existenz relativ? Dafür spräche, dass - zumindest einige - Geister in der Lage sind, sich in alternative Realitäten bzw Bezugsrahmen einzudenken...
Dagegen spricht, dass wir über kurz oder lang doch immer wieder auf die Realität unseres Körpers zurückgegoholt werden...also doch keine Trennung zwischen Körper und Geist? Oder doch nur eine Schwäche unseres Geistes, sich nicht auf Dauer "frei" bewegen zu können?
Ich finde es immer wieder faszinierend...einst war ich voll gepolt auf die "harten" Wissenschaften...doch diese kommen mir immer mehr Makelbehaftet vor - zumindest solange man sich Selbst nicht erklären kann...
Wie will man einen Bezugsrahmen für Annahmen definieren, wenn man noch nicht einmal die Natur, den Bezugsrahmen des Geistes eingrenzen kann, der diesen "wissenschaftlichen Bezugsrahmen" aufstellt?
Das wäre, als würde man eine Rennstrecke entwerfen, ohne den Unterschied zwischen Straße und Feldweg zu kennen...
Wobei diese Überheblichkeit ja irgendwie auch wieder zur menschlichen Natur passen würde.
Abfinden kann ich mich deswegen trotzdem noch lange nich damit.
Aber nehmen wir nichtsdestotrotz einmal an, unser akuter Geisteszustand wäre ein absoluter.
Wie verarbeiten wir Erinnerung?
Dass unser Hirn ein Meister darin ist, "unnütze" (also ungenutze) Fähigkeiten auszusortieren - da besteh wohl kein Zweifel.
Erinnerungen können aber - im Gegensatz zu Fähigkeiten - auch jaherlang verschüttet bleieben und nur durch irgend einen Trigger mit voller Wucht zurückkommen...
Nun kann mna natürlich das Hirn als unglaublich leistungsfähigen Speicher mit einer erstaulichen Fähigkeit zur Filterung ansehen.
Unser Kopf also als Datenbank, die alte Fragmente aufgrund von Keywords aus dem Backup holt?
Was ist dann mit der nostalgischen Verklärung von Erinnerungen?
Und diese Verklärung ist abhängig von dem Stadium unserer Entwicklung?
Ein mächtiges Werkzeug unser Hirn...
oder aber, die Erinnerung wird von jeder unserer "Inkarnationen" aufgrund der aktuellen Datenlage neu interpretiert...
Und kommt mir jetzt nicht mit "der irrationalen Seite"
Wenn man wirklich wissenschaftlich vorgehen möchte, so muss man ernsthaft versuchen sich von o.g. "Bezugssystembefangenheit" zu lösen...und dann hat auch ein Begriff wie "Irrationalität" nur noch den faden Beigeschmack des "ich kann es mir nicht erklären"...
Je mehr ich darüber nachdenke, desto deprimierender wird das Thema...