Die Gottesvorstellung, die du da beschreibst ...
Ein direktes literarisches oder religiöses Vorbild gibt es nicht, aber natürlich fließen da jede Menge Konzepte mit ein, die ich im Laufe der Zeit aufgeschnappt habe. Synkretismus lag mir schon immer im Blut^^
Der wesentliche Aspekt scheint mir allerdings nicht in etwaigen polytheistischen Bezügen zu liegen (die ich auch nicht wirklich erkenne), sondern in dem Umstand, dass dieser Gott als immanent beschrieben wird und somit, genau wie alles andere, eine
gewordene Entität darstellt, die nicht über dem System der Existenz angesiedelt, sondern Teil davon ist.
Die Vorstellung kann in beliebige Richtungen ausgeweitet werden. Mir besonders sympathisch ist das Konzept eines
Ergregore, also einer Art panpsychischer Matrix aus den Bewusstseinskernen aller lebenden Wesen, in der jedes Wesen sowohl Individuum, als auch Teil des Überbewusstseins ist. Aber es sind natürlich auch personalisierte Vorstellungen denkbar, dann wäre dieser Gott sowas ähnliches wie eine Superintelligenz à la "Es" (Perry Rhodan-Lesern wohlbekannt), nur sehr viel mächtiger.
Und warum das? Weil ich es für wichtig halte, sich in der Diskussion über Gott und seine Eigenschaften darüber klar zu bleiben, dass es keinen Menschen gibt oder gab, der auch nur eine einzige dieser Eigenschaft kennt oder kannte. Dass "Gott" auch immer völlig anders gedacht werden kann und dass es - meines Erachtens - auch keine Hierarchie angeblich überlegener Konzepte - à la: der Monotheismus ist eine höhere Entwicklungsstufe der Gottesvorstellung als der Polytheismus oder der Pantheismus - gibt. Dass Zuweisungen noch keinen Gott machen, sondern Zuweisungen sind, menschlichen Absichten verpflichtet. Dass alle Gottesbilder gleichwertig sind, solange sie nicht an der Realität abgeglichen werden können.
Und seien wir doch mal ehrlich: das letzte, was Menschen, auch gläubige Menschen, brauchen können, ist ein realexistenter Gott, der ihnen permanent und konkret in die Parade fährt. Die meisten können ja noch nicht mal ein Gewissen brauchen. Deswegen hat es mir Spaß gemacht, einen als immanent gedachten Gott zu entwerfen^^ vielleicht gelingt es ja, ihn eines Tages zu verifizieren oder zu falsifizieren^^ beides wird bei transzendenten Gotteskonzepten nie gelingen^^
klar zwischen Gott und der Schöpfungsinstanz unterscheiden
Anaximander spricht vom "apeiron", einem unpersönlichen Prinzip, das alles aus sich heraus immanentisiert und später auch alles wieder emmanentisieren wird. Für einen Satz, der ganz am Beginn der europäischen Philosophiegeschichte steht, gar nicht mal so schlecht^^ sollte noch einige Zeit vergehen, ehe dieser Satz konzeptuell wieder eingeholt wurde -
überholt wurde er bis heute nicht.
... wenn behauptet hätte Uranus oder gar Zeus sei der unbewegte Beweger
Aristoteles hätte dem sicher nicht zugestimmt, allerdings ging im letzten hellenistischen Jahrhundert die Vorstellung immer mehr in diese Richtung, zunehmende Betonung der Bedeutung von Zeus und nachlassende Wichtigkeit der anderen Götter. Auch ohne das Christentum wären die Griechen irgendwann beim Monotheismus angelangt^^ es gibt da eine Erzählung, in der Zeus die anderen Götter herausfordert mit der Frage, ob die denn glauben, sie könnten alle zusammen die Welt auch nur um ein Jota bewegen, wenn er sich dagegen sperrte.