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BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2002, 18:53
von Padreic
@Maglor
Es fände es schon einen guten Stil, wenn man die Beiträge des Threads, in dem man schreibt, alle liest. Aber jedem sein Stil...

Was ich sagen wollte: Deine Theorie ist nicht vollständig.
Was ist mit dem Liebenden, der sich für seinen Geliebten opfert? Geld spielt hier wohl keine Rolle. Wenn es sich um einen Atheisten oder Agnostiker handelt, ist Unsterblichkeit wohl auch auszuschließen. Und was hat man von posthumen Rum, wenn man (wohl von deiner Weltanschauung her) wirklich tot ist und nichts mehr mitkriegen kann? Ich kann hier weit und breit keinen Egoismus sehen.

Padreic

BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2002, 18:58
von Traitor
Findest du deine Theorie nicht etwas trostlos?
Wenn du "trostlos" im Sinne von kalt und nicht-transzendent meinst ist sie das wohl. Allerdings denke ich, dass unser Geist dieses Verhalten so stark interpretiert, dass es für uns selbst wiederum nicht trostlos wirkt.

Was ist mit dem Liebenden, der sich für seinen Geliebten opfert?
Vermutlich geht sein Selbsterhaltungstrieb aufgrund der extrem starken Fixierung auf diese Person so stark zurück dass sie ihm erhaltenwerter erscheint als er selbst?

BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2002, 19:13
von Padreic
Vermutlich geht sein Selbsterhaltungstrieb aufgrund der extrem starken Fixierung auf diese Person so stark zurück dass sie ihm erhaltenwerter erscheint als er selbst?

Mit dieser Vermutung ist aber der Altruismus gegeben, da man sich von der eigenen Person löst. Stimmst du hiermit der Position zu, dass es nicht nur Egoismus gibt?

Padreic

BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2002, 19:23
von Traitor
Da hast du mich wohl in die Falle gelockt :)
In gewissem Maße ist es aber schon egoistisch. Man sieht diese Person als so wichtigen Bestandteil seiner selbst an, dass man ohne sie nicht leben kann und damit doch wieder versucht sich selbst zu retten...

BeitragVerfasst: Mi 10. Apr 2002, 22:06
von Monoceros
Bist du sicher? Ich z.B. sehe meine Freundin nicht als unbedingten Teil meiner selbst an, trotzdem bin ich bereit, sie mit meinem Leben zu verteidigen, wenn das notwendig sein sollte, und ich gehöre beileibe nicht zu den Suizidgefährdeten (und ich bin auch Agnostiker), damit wäre das, was du sagst, eine hinreichende, aber keine notwendige Bedingung. Vielleicht kann man den Egoismus hier darin suchen, dass ich sie verteidige, weil ich aufgrund meiner persönlichen Einschätzung der Ansicht bin, dass ihr Leben es wert ist, erhalten zu werden, aber dagegen steht wieder, dass ich meines in dem Fall opfern würde... Jeder Mensch ist von Natur aus egoistisch, aber das sagt nichts darüber aus, wie stark dieser Egoismus ausgeprägt ist oder wo er sich vornehmlich bemerkbar macht.

Mit freundlichen Grüßen
Monoceros

BeitragVerfasst: So 14. Apr 2002, 19:49
von Maglor
Original geschrieben von Monoceros
Vielleicht kann man den Egoismus hier darin suchen, dass ich sie verteidige, weil ich aufgrund meiner persönlichen Einschätzung der Ansicht bin, dass ihr Leben es wert ist, erhalten zu werden, aber dagegen steht wieder, dass ich meines in dem Fall opfern würde... Jeder Mensch ist von Natur aus egoistisch, aber das sagt nichts darüber aus, wie stark dieser Egoismus ausgeprägt ist oder wo er sich vornehmlich bemerkbar macht.

So würdest also dein Leben für das deiner Freundin geben.
Egoistische Begründungen:
A) Du willst die ewige Verherung über den Tod hinaus durch deine Freundin, da du ihre Liebe keinesfalls vermissen willst.
B) Manchmal muß man eben Prioritäten setzen. Das Leben deiner Freundin erfreut dich und Freude ist das Ziel des Egoismus.
C) Ein uralter genetischer Selbsterhaltungstrieb. Der Mann opfert sich für die Frau, um seine Gene zu erhalten in Form des ungeborenen Kindes. (unbewußte Abläufe fragen nicht danach ob da wirklich ein Kind ist)
MfG Maglor

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 16:24
von Greywulf
Gewissen, ist nicht der Grund, wegen dem man etwas tut, sondern das Gefühl, dass entsteht, wenn man etwas getan hat, dass wieder der eigenen Moral geht.

Das ist meine Definition, und ich denke, so finde ich sie auch im Brockhaus. Guck bitte mal jemand nach.

Also wird hier keine Diskussion über das Gewissen geführt, sondern über die "Existenz von Non-Egoistischen-Handlungen".


Korrigiert mich, wenn ich mich irre.

Danke

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 16:31
von Noriko
nach dieser definition hieße es doch dass wenn jemand der keine gewissens bisse nach einer "böösen" tat hat nich unbedint kein gewissej hat sonder nur keinee oder eine anders angesetzte moral.

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 16:32
von Greywulf
@ Maglor
ja es gibt Gründe, aus denen man es tuen könnte, die einem selbst dienen könnten.

Nun allerdings frage ich dich :
Wenn ich ein Mensch bin, der ausschließlich zufällige Handlungen ausführt, einfach so, bin ich dann ein Mensch ?
Oder ist das "Handeln aus Gründen" vielmehr ein Grundbestandteil des Menschen ? Eine charakterisierende Eigenschaft.
Wer ohne Gründe handelt, ist jedoch definitiv non-egoistisch, so dass man es fast schon selbstlos nennen könnte.
Denn wer ohne Gründe handelt, hat, außer dem Auslöser, keinen Grund für sein Handeln <- logisch.


"Zwei Mönche gehen über die Straße. Eine gut aussehende Frau kommt ihnen entgegen. Der eine Mönch hilft der Frau über die Straße. Dann gehen beide weiter.
Nun meint der Mönch, der nicht geholfen hat geschockt zum Anderen : "Was hast du getan?! Hast du denn vergessen, das es uns verboten ist, Frauen zu berühren ?!"
Daraufhin antwortet der andere Mönch : "Ich habe sie losgelassen, nachdem ich sie berührt hatte. Du berührst sie immernoch." "


Es gibt non-egoistisches Handeln, und wer es sucht, der findet es.
Jedoch, wer es verläugnet, der wird es niemals sehen.
Aus diesem Grund, wird diese Diskussion niemals auf ein Ergebnis hinauslaufen, denn eine Diskussion läuft pro und kontra, und wer für kontra ist, kann pro nicht akzeptieren.

( sonst fasst eure Erkenntnis bitte in einem Buch zusammen und veröffentlicht sie. )


Greetings Greywulf

-better pray-

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 16:38
von Greywulf
[ZITAT]nach dieser definition hieße es doch dass wenn jemand der keine gewissens bisse nach einer "böösen" tat hat nich unbedint kein gewissej hat sonder nur keinee oder eine anders angesetzte moral.[/ZITAT]


__________________

Du hast verstanden , was ich gesagt habe und erkannt, dass das Gewissen relativ ist und niemals unabhängig vom Besitzer stehen kann.

Zitat :

"Gewissen ist nichts Gutes oder Böses, sondern ein Gefühl, ebenso wie Angst, Hass oder Liebe"

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 17:07
von Traitor
Ich denke, dass Gewissen etwas subjektives ist, wird von niemandem bestritten...
Zu den Zufälligkeiten: Wenn er zufällig handelt, handelt er auch unabhängig vom Auslöser. Also wäre es keine logische Handlung, sondern halt einfach Zufall. Und ein Auslöser wäre ja ein Grund, und somit nach deiner Definition folgte keine grundlose Handlung daraus.

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 18:00
von Erdwolf
Gewissen, ist nicht der Grund, wegen dem man etwas tut, sondern das Gefühl, dass entsteht, wenn man etwas getan hat, dass wieder der eigenen Moral geht.

Das sehe ich auch so.

Zum Zufall:
Ich würde gerne an dieser Stelle anführen, das es meiner Meinung nach keinen Zufall in dem Sinne gibt. Alles hat einen Grund. Es kann nur wie Zufall erscheinen, weil man nicht alle Parameter kennt.
Somit gäbe es auch keine "zufälligen" Handlungen.

Zum "selbstlosen Handeln":
Eigentlich ein Paradoxon, wortsinnbezüglich gesehen. Handeln wird von einem "Selbst" vollführt.
Die Frage ist nur, ob man jediglich "zu sich hin" oder auch "von sich weg" handeln kann. Wie ich irgendwo in einem Thread schon sagte, ist das eine Identifikations-Problematik. Ich sehe das so: Ein Bewußtsein erstreckt sich nicht über einen festen Bereich, sondern ist variabel. Es identifiert sich auf verschiedenen Ebenen mit der "Umwelt". Ein Bewußtsein handelt immer in Bezug auf eine dieser Id-Ebenen positiv.
Ich bin der Meinung, daß es jediglich ein Bewußtsein gibt, daß an versch. "Stellen" in die materielle Welt eindringt, wobei wir diese starken Konzentrationen als Geist bezeichnen. Es manipuliert die Materie so, daß diese komplexe Strukturen ausbildet. Wenn diese Strukturen tw. zerfallen, findet eine Identifikation mit einer "höheren"/unkomplexeren Ebene statt.
Es gibt also kein "selbstloses Handeln".

BeitragVerfasst: Mo 22. Apr 2002, 20:45
von Traitor
Ich bin der Meinung, daß es jediglich ein Bewußtsein gibt, daß an versch. "Stellen" in die materielle Welt eindringt, wobei wir diese starken Konzentrationen als Geist bezeichnen.
Meinst du ein einziges Über-Bewusstsein, dessen einzelne "Manifestationen" wir als individuelle Bewusstseine (wie ist da eigentlich der Plural?) wahrnehmen?

BeitragVerfasst: Mi 24. Apr 2002, 19:56
von Erdwolf
Ja, Traitor, mit einer kleinen Korrektur: ... dessen einzelne "Manifestationen" sich selber als individuelle Bewußtseine wahrnehmen.
Das objektive Ich existiert nicht.

BeitragVerfasst: Fr 20. Sep 2013, 15:19
von Ipsissimus
es gibt m.E. keine Möglichkeit, die Frage nach der Existenz oder des Wertes eines Gewissens objektiv zu klären. Jede Bewertung eines Motivs oder einer Handlung ändert sich mit der angelegten Perspektive und mit dem persönlichen Deutungshintergrund.