Und nun Karl Marx

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
So 22. Dez 2002, 19:54 - Beitrag #1

Und nun Karl Marx

Nachdem alle über Hobbes wurden, werd ich mal n anderen großen Philosophen vorstellen. Karl Marx, ich glaube keine anderen Lehren haben das 20. Jahrhundert positiv wie negativ so stark beeinflußt wie die Schriften des Karl Marx. Viele zitierten ihn, alle mit Elan, manche mit Haß, manche mit Vererhrung. Naja der Folgende Text entstammt einem Referant im Fach Geschichte.

Marxismus ist die von Karl (Heinrich) Marx und Friedrich Engels begründete Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie. Der Begriff Marxist war anfangs nur ein Schimpfwort anarchistischer Theoretiker für die Anhänger von Karl Marx, später wurde er zur Eigenbezeichnung. Die Bezeichnung von die Marx und Engels hingegen verwendeten war „wissenschaftlicher Sozialismus“.
Die Wurzel des Marxismus liegen in der Dialektik des Philosophen Hegel und dem Materialismusbegriff Feuerbachs. Aus diesen Lehren entsteht eine atheistische Grundeinstellung. Desweiteren wurde Marx von der Pariser Kommune und den französischen Frühsozialisten beeinflußt.
Das Kernstück des marxistischen Lehre ist das dreibändige Werk „Das Kapital“ (1867-94) von Marx und Engels.

Karl Heinrich Marx
1818 Geburt in Trier, seine Familie ist jüdischer Abstammung und protestantischen Glaubens
1836 Philosopiestudium in Berlin an den Schriften Hegels
1842 Arbeit bei der „Rheinischen Zeitung“ in Köln
1843 Unter Druck des preußischen Regierung wandert er nach Paris aus, es entstehen die
„Deutsch-französische Jahrbücher“
1845 Ausweisung aus Paris auf Anweisung Preußens, Wohnsitz nun Belgien
1848 Ausweisung aus Belgien, Rückkehr nach Köln, nach der Revolution Verbannung nach
England, es erscheint das „kommunistische Manifest

In England schrieb er die wichtigsten Schriften. Wirtschaftlichen wurde er von Friedrich
Engels unterstützt.
1849 „Lohnarbeit und Kapital“
1859 „Zur Kritik der politischen Ökonomie“
1864 Wahl zum Generalrat der Internationale
1867 „Das Kapital Band I“
1883 Tod von Karl Marx
1885 „Das Kapital Band II“ herausgeben von Friedrich Engels
1894 „Das Kapital Band III“ herausgeben von Friedrich Engels

Nachwirkung:
Schon zu Lebzeiten wurde der Marxismus zur Massenbewegung. 1864 fand die erste Internationale, eine internationale Sozialistenversamlung, statt. Vielfach nahmen sich Arbeiterbewegungen, aber auch Bauern und Soldaten der Lehre an. SPD, USP Spartakusbund und KPD verfechteten den Marxismus in Deutschland. Oft wurde der Marxismus vereinfacht und verfälscht, sodass schon Karl Marx selbst sagte, er sei kein Marxist.

Dialektischer Ansatz des Marxismus
These/Position: Der Mensch ist eins mit der Gesellschaft.
Antitthese/Negation: Die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft ist die Negation des Menschen.
Synthese/Negation der Negation: Der Mensch kann sich nur in einer Gesellschaft entwickeln, wo der Kapitalismus vollständig negiert ist.

Der historische Materialismus
Karl Marx unterscheidet fünf Epochen. Die erste ist die klassenlose Urgesellschaft, wo alle Produktionsmittel im Besitz der Gemeinschaft liegen. Auf sie folgt die Sklavenhaltergesellschaft, wo die herrschende Klasse Produktionsmittel und Menschen ihr Eigen nennt. In dem darauf folgenden Feudalismus ist nur noch ein eingeschränkter Besitz an Menschen möglich. Der Kapitalismus, die damalige Epoche, erlaubt nur noch den Besitz von Produktionsmittel. Auf ihn folgt der Kommunismus bzw. Sozialismus, der den Kapitalismus negiert und somit Beginn der eigentlichen Menschheitsgeschichte ist, alle Produktionsmittel liegen im Besitz der Gesellschaft, es gibt keine Klassen.
Für Marx ist die bisherige Geschichte ein Klassenkampf. (Sklaven vs. Herren, Bauern vs. Adel...)
In „Das Kapital“ analysiert Marx den damaligen Gesellschaftszustand in England:
In der kapitalistischen Epoche ist die Bourgeoisie (das Besitzbürgertum) die herrschende Klasse. Die Bourgeoisie ist im Besitz aller Produktionsmittel, was ihr gleichzeitig politische Macht verleiht. Im gegenüber steht das Proletariat, die Arbeiterklasse. Sie ist besitzlos, um sich selbst zu ernähren, muß sie ihre eigene Arbeitskraft an den Kapitalisten vermieten. Die Besitzlosigkeit gekoppelt mit der Industrialisierung führt zur Entfremdung von der Arbeit. Das Produkt, was er fertigstellt, gehört nicht ihm, also ist es ihm fremd. Des weiteren macht er nur winzige Handschläge und somit ist ihm der gesamte Sinn seiner Arbeit fremd. Des weiteren bekommt der Arbeiter nicht den vollen Lohn ausgezahlt hat, der Kapitalist behält einen Teil, den Mehrwerts, für sich, den der Arbeiter erarbeitet hat, dieser Wert wird vom Kapitalisten wieder investiert, dem Arbeiter bleibt nur das Nötigste zur Selbsterhaltung und Fortpflanzung, was zur Verelendung der Arbeiterklasse führt, was beim Proletariat revolutionäre Tendenzen auslöst. Der Arbeiter ist nur ein Produktionsmittel, was nur soviel bekommt, dass es funktioniert, ähnlich wie eine Maschine.
Konzentrationtheorie: Auf Grund der Verelendung steigt die Produktion schneller als die Nachfrage, die Folge ist Überproduktion. Der Mittelstand geht an der Überproduktion zu Grunde, und das Kapital konzentriert sich bei wenigen, die Folge ist eine Zweiklassengesellschaft und die Monopolisierung.
Akkumulationstheorie: In Folge der Krise werde großen Mengen von Arbeitern arbeitslos, diese drücken auf Grund des höheren Angebot den Lohn nach unten, was die Verelendung beschleunigt. Sie warten als „industrielle Reservearmee“ auf die Hochjunktunr, wo sie wieder arbeiten können.
Desweiteren kritisiert er den „Warenfetischismus“. Er bezieht sich darauf, dass Waren nicht mehr nach ihren Nutzen und dem Bedürfnissen des Menschen, sondern nach Tauschwert produziert werden. Der Zweck der Produktion ist folglich nicht mehr ein Gebrauchsgegenstand oder ein Nahrungsmittel sondern allein eine Handelsware.
Der Übergang zum Kommunismus:
Der Kommunismus kann durch eine Revolution oder eine Evolution herbeigeführt werden. Voraussetzungen für den Kommunismus sind ein funktionierender Kapitalismus und eine organisierte Arbeiterschaft. Die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmittel und die klassenlose Gesellschaft werden durch die Diktatur des Proletariats herbeigeführt werden. Vorbild dieses vorkommunistischen Staats ist die Pariser Kommune. Anschließend kann der Staat abgeschafft werden, da die einzige Aufgabe des Staats der Schutz der Interessen der Oberklasse nutzlos wird, der Staat „stirbt ab“. Da politische Macht allein Ausdruck wirtschaftlicher Interessen ist, gibt es keine politische Macht mehr.
Das Privateigentum ist in Besitz der Allgemeinheit. Jeder Mensch kann arbeiten nach seinen eigenen Interessen und Fähigkeiten und ist nicht mehr an einen einzelnen Beruf gebunden.
„Religion ist Opium des Volkes.“
Dieser Satz beruht auf den Feuerbachschen Religionstheorien. Was der Mensch nicht ist, aber sein will, das Macht er zu seinem Gott. Er ist also entfremdet von sich selbst. Die Religion wächst nach Marx auf dem Elend des Kapitalismus. Sie verschafft die Hoffnung auf ein Paradies nach dem Tod. Da der Kommunismus aber Elend und Ungerechtigkeit abschafft , wird auch die Religion nutzlos.
Mit freundlichen Grüßen Maglor

Krautwiggerl
Royal Member
Royal Member

 
Beiträge: 1603
Registriert: 12.12.2000
Mo 23. Dez 2002, 14:41 - Beitrag #2

Karl Marx ist immer eine Diskussion wert. Das Referat bietet schonmal eine gute Hinleitung dazu. Ich persönlich finde auch, dass Marx in der Retroperspektive zu schlecht wegkommt. Allerdings gibt es da so kleine Anekdötchen, die zeigen, dass Marx selbst vor der bürgerlichen Doppelmoral alles andere als gefeit war.
Wie schon rauskommt, war Marx ursprünglich Hegelianer. Davon entfernte er sich allerdings schon bald, warf den Hegelianern fehlender Praxisnähe vor und den Frühsozialisten die fehlende wissenschaftliche Fundierung. Meiner Meinung nach war Marx kein geschichtlicher Determinist wie die Nachfolgekommunisten, weil bei Marx erkennbar wird, dass er gedanklich arbeitete und später öfter seine eigenen Positionen wieder relativierte. Während das Komm. Manifest recht offensiv ist, hat er an anderer Stelle wieder Probleme, einen Endzustand in der Geschichte kennzuzeichnen, zumal er feststellte, dass eine derartige Gesellschaft eigentlich nichts wirklich neues ist, sondern eine Fortführung bürgerlicher Strukturen. So weit reichte seine Selbstreflexion, dass er dies erkannte und man auch immer ein Produkt seiner Zeit ist. So schwenkt er auch gedanklich zwischen zwei Polen hin und her, nämlich zum einen dem, dass die wirtschaftl. Lage das Individuum determiniert, und zum anderem der Feststellung, dass man selbst sein Umfeld bestimmt.
Marx Vater konvertierte 1818 glaube ich vom Judentum zum Protestantismus, um seine Anwaltsstelle nicht zu verlieren. Sowas produziert auch immer Schuldgefühle, die sich darin niederschlagen, dass Marx mit seinem Vater abrechnete, sich aber von ihm sponsorn ließ.
Jetzt zu den lustigen Geschichten: Marx war jemand, der mit Geld nicht gut umgehen konnte, deshalb war er trotz reichen Erbes ständig von der Pleite bedroht. In London hat ihn dann Friedrich Engels bezuschusst, der eine Fabrik in Manchester (!!) hatte. Marx verzockte dann das Geld an der Börse (!!) und war eigentlich vom Kapitalismus recht angetan, weil er es als dynamische und zerstörerische Kraft durchaus für die weitere Entwicklung als notwendig erachtete (so sagt Marx auch, dass es immer wieder Zeiten gab, in denen sich Produktionsmittel und Prduktivkräfte entsprochen haben, auch in der Frühzeit des Kapitalismus, und erst dann wieder eine beherrschte Klasse entstehen musste, die neue Ansprüche erhebt). Fasziniert war Marx von den damals entstehenden AGs, weil sie die Vergesellschaftung des Kapitals in gewisser Weise vorwegnahmen. In London gab er oft Empfänge in der guten Gesellschaft und amüsierte sich dann über deren falschen Schein, wenn sie wieder weg waren. Da mag man sich seinen Teil denken.
Weitere witzige Geschichte: Marx war ziemlich wissenschaftsgläubig und insbesondere ein Anhänger der Phrenologie, wo man versuchte, durch Schädelabmessungen auf den Charakter zu schließen und dies sogar zeitweise Zugangsvoraussetzung zu soz. Gruppen war.
Zu Hause hat er sich allerdings den größten Bock geschossen: 1850, im Exil, als seine Frau Kohle heranschaffen musste, schwängerte er die Haushälterin. 12 Jahre später das selbe nochmal bei deren Halbschwester, so dass er über die "Hausscheisse" schimpfte.
Zuletzt, als sich "das Kapital" dem Ende zuneigte, war er deswegen erstmal fertig mit Gott und der Welt und entfernte sich zudem recht weit von seinen frühen Lehren, insbes. dem Komm. Manifest.
Es sind weniger die Antworten als vielmehr die Fragen, die von Marx heute noch aktuell sind. Der Realkommunismus ist kläglich gescheitert, allerdings stellt sich hier schon die kritische Frage, inwieweit der überhaupt noch durch Marx funidert war. Das Kalkül, dass Ideologie, auch wenn sie falsch ist, durchaus produktiv auf Menschen einwirken kann, wurde bewusst miteinbezogen.

eviegrashalm
Good Member
Good Member

 
Beiträge: 472
Registriert: 22.12.2002
Fr 27. Dez 2002, 00:09 - Beitrag #3

aus reiner faulheit und müdigkeit ist es mir nicht gelungen eure überaus umfangreichen beiträge zu studieren!
trotzdem: ich finde es immer wieder beeindruckend wie ernst marx theorie über die revolution des proletariats genommen wurde! viele herrschenden persönlichkeiten hatten ja regelrecht angst dies könnte zur realität werden!!!!

Thod
Harfner des Erhabenen
Lebende Legende

 
Beiträge: 2858
Registriert: 02.06.2001
Sa 28. Dez 2002, 15:04 - Beitrag #4

Hallo Maglor,
soweit gibt das Refarat sicher einen guten Überblick über Grunddaten. Die zwei für mich interessantesten Fragen lässt es allerdings offen:
- Welche Anthropologie liegt These und Antithese zu grunde, und wie plausibel ist diese
- Inwiefern basiert Marx korekt auf Hegels Geschichtsphilosophie, und ist diese haltbar.

Letztlich finde ich es immer seltsam, grosse Prozesse aus einer teilwissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten, wie es der wirtschaftliche Aspekt ja ist. Zum Menschsein gehört imho mehr, als Handel treiben, und dessen folgen.

Gruss,
Thod

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
So 29. Dez 2002, 17:24 - Beitrag #5

@Thod
Nein ich habe keine Ahnung von der Hegelschen Geschichtsphiliosopie.
Zur Anthropologie in der Dialektik:
Naja, wenn ein Mensch eins sein muß mit der Gesellschaft, und dies auch noch möglich sein könnte (naja irgendwann halt), so glaube ich das Marx ein ziemlich positives Menschenbild hatte, wenn man sie von ihren materiellen Zwängen hat, glaubt Marx wüßten sie nichts besseres als auf der grünen Wiese Skat zu spielen. Naja eben so ähnlich wie bei Rousseau, es gibt den rosa-roten Urzustand.:s126: Ich glaube nicht dass ich deine Frage beantwortet habe.
So und nun mal so zum Martxismus.
Ich halte ihn für die perfekte Gesellschaftslehre des 19. Jahrhunderts. Aber, heute ist er wohl veraltet. Der Kapitalismus reagierte auf die marxistischen Vorgänge und verhinderte die Weltrevolution. Die Existenz der Sozialisten in Preußen führte zu Bismarcks Sozialistengesetzen, neben dieser Einschränkung der Grundrechte, führte er aber die Sozialversicherung ein und hinderte eine Verelendung der Proletarier. Zusätzlich erkämpften Gewerkschaften eine Verbessrung des Lebensumstände bei den Arbeitern, weshalb ihnen zunehmend die nötige Wut für eine Revolution und der nötigfe Hunger für die Kapitalismuskritik fehlte.
Hinzu kam die Oktoberrevolution in Russland. Der Schrecken der russischen Revolution und des Bürgerkrieges verschrecken die Bevölkerung im Westen. Nun sah man nicht mehr länger den Kapitalismus als Feind der Freiheit sondern den Kommunismus, wie ihn Lenin, stalin, und Mao Tse Tung betrieben. Hinzu kam die Angst der Kapitalisten und Regierung, die sich nur zu gut an die erschossenen Zaristen und so weiter errinnerten, man behandelte seine Bürger einfach so gut, dass sie nicht auf "dumme Gedanken" kamen.
Letztlich verhinderte meiner Meinung die Existenz der marxistisch- sozialistischen Bewegung eine weltweite Umsetzung des Kommunismus. Klingt aber irgendwie paradox, aber sonst.
MfG Maglor

Thod
Harfner des Erhabenen
Lebende Legende

 
Beiträge: 2858
Registriert: 02.06.2001
So 29. Dez 2002, 19:36 - Beitrag #6

Ich denke, eine Weltanschauung kann nicht nur für eine bestimte Zeit perfekt oder mangelhaft sein. Wenn dies der Fall ist, ist sie von vorn herein schon defizitär, weil auf einen zu geringen Ausschnitt der Welt zurechtgeschnitten.
Somit stellt sich für mich die Frage: Ist diese Weltanschauung plausibel nachzuollziehen oder nicht. Ich denke, die Ergebnisse der verschiedenen Umsetzungen sprechen eine deutliche Sprache. Es scheint in der Theorie einiges zu liegen, was die Umsetzungen nicht vernünftig zu unterstützen scheint.

Die Prämissen sind da etwas, was ich mir natürlich immer zuerst ansehe. Wenn die Wurzeln faulen, wirds auch nix mit dem Baum, egal wie toll er konzipiert ist.
Was das Geschichtsbild angeht: die These vom Weltgeist, der sich selber reproduziert, bzw. die Frage, ob sich im ethischen Bereich eine Entwicklung hin zu immer höheren Stufen vollzieht, incl. der Frage, wie die Wertigkeit der Stufungen zu sehen ist, ist ja Basis für den Gedanken, der Mensch könne zum Kommunisten werden. Aber hier denke ich wird in der Konkretisierung hin auf den Kommunismus ein entscheidender Fehler gemacht.
Was mich aber viel mehr an der Theorie stört ist, dass sie auf eine Anthropologie aufbaut, die ganz offensichtlich falsch ist. Wie du selber schon schreibst, ist das Menschenbild zu ideal. Auch der Stellenwert der Erziehung, dass man am Menschen wesentliche (die essentia betreffende) Änderungen durch Prägung erreichen kann, ist imho nicht haltbar. Wenn etwas aber so stark auf dieses Menschenbild aufbaut, wie der Marxismus, dann muss jedes Gebäude auf ihm wackeln, wenn man es umzusetzen versucht. In der Theorie allen aber, nutzt es nichts. Nur schade, dass das Wackeln in der Realität oft so blutig ist.
Ich finde, eine Weltanschauung sollte erst einmal auf einer fundierten und festen Anthropologie aufbauen. Alles andere kommt später. Hier sehe ich bei Marx deutliche, aus der Zeit geborene Defizite. Auch bin ich der Meinung, dass er Hegel nicht richtig verstanden hat, und seine persönlichen Empfindungen zu sehr verabsolutiert. Zu den grossen Denkern kann ich ihn darum nicht zählen.

Gruss,
Thod

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
So 29. Dez 2002, 19:49 - Beitrag #7

@Thod
Das MEnschenbild Marx ist wirklich zu positiv und ich glaube nicht das das große Ziel des Klassenlosengesellschaft je erreicht werden kann. Es ist vielmehr ein Ideal auf dass die Gesellschaften hinstreben. Es irrt der Mensch, so lang strebt. Und irgendwann fällt er zurück auf den Boden des Tatsachen, um neuen Trugbildern hinterherzujagen.
Mit der Sache mit dem 19. Jahrhundert meinte ich, dass die marxistische Theorie nur am Liberalismus des 19. Jahrhundert angreifen kann. Sie ist dafür geschaffen und für nicht mehr. Für das industrialisierte Europa des 19. Jahrhunderts. Seine Umwelt. Ich glaube nicht, dass man die marxistische Lehre als ganzes auf die heutige Gesellschaft anwenden kann.
Wen zählst du eigentlich zu den großen Denkern?
Sie sind doch alle nur Kinder ihrer Zeit.
MfG Maglor

Thod
Harfner des Erhabenen
Lebende Legende

 
Beiträge: 2858
Registriert: 02.06.2001
So 29. Dez 2002, 19:58 - Beitrag #8

Einer der letzten grossen Denker ist imho Heidegger. Nuja, aber das mag auch als Schlagwort von mir übertrieben sein. Marx bringt für mich keine neuen Positiven Aspekte in die Geistesgeschichte.

Ideale zu halten, und nach diesen Streben ist sicher richtig. Aber ein Ideal ist auch etwas absolutes. Hierin sehe ich den grossen Fehler, einem Marxismus als Ideal anzusehen. Er bezieht sich in seiner Anthropologie nur auf einen Teilaspekt des Menschen, nämlich sein wirschafts-soziales Umfeld. Dieses zu absolutieren, und den Menschen nur durch diese Brille zu betrachten ist imho ein grosses Problem, da all die unbedachten Seiten des Menschen unreflektiert doch in erscheinung treten, und somit den gesamten Ansatz sabotieren, bzw. zu Fall bringen.
Ich denke, wenn das Ideal nicht auch der Wirklichkeit entspricht, sondern sich nur nett anhört, aber in sich defizitär ist, dann trägt es nicht. Wenn man auf sowas sein Leben aufbaut, wird man das in Krisensituationen immer wieder merken. Hierin liegen imho die Ursache für viele Depressionen, Persönlichkeitskriesen und und letztlich frustrierten zynischen Äusserungen von Menschen.

Gruss,
Thod

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4280
Registriert: 25.12.2001
So 29. Dez 2002, 20:08 - Beitrag #9

@Thod
Ja, Marx mag keine positiven Aspekte in die Geistesgeschichte gebracht, aber in der Politik hat er große Umwälzungen gebracht, dieseits und jenseits des Eisernen Vorhangs.
Ich frage mich nur, wie können Theorien, die auf den subjektiven Einfdrücken einer gescheiterten Existenz beruhen und zudem fehlerhaft zu seien scheinen, so viele Jünger finden?
Aber wer ist Heidegger?
MfG Maglor

Thod
Harfner des Erhabenen
Lebende Legende

 
Beiträge: 2858
Registriert: 02.06.2001
So 29. Dez 2002, 20:16 - Beitrag #10

Martin Heidegger, eins seiner Hauptwerke ist sein und Zeit, war wohl der grösste Metaphysiker des letzten Jahrhunderts. Zu sagen, wer er war, würde den Rahmen dieses Threads sicher sprengen, aber im Netz findest du sicher mehr als genug.

Wie man rausfindet, ob etwas richig ist, kann ich dir schwer sagen. Aber wenn man rausgefunden hat, dass etwas sicherlich falsch ist, dann hilft das doch auch schon mal weiter, oder?

Gruss,
Thod


Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste