Zu dem Thema hatte ich doch noch was... *such*
Da ist es ja - ein Text des Spiris meines alten Internates:
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Lebte Jesus nur ein paar Tage?
Wenn wir Martin Luther King sagen, stellen wir uns kein kleines, nacktes Baby vor, sondern einen erwachsenen Mann, der einen Demonstrationszug anführt, den Satz: "Ich habe einen Traum..." auf den Lippen.
Wenn wir aber Jesus Christus sagen, dann schrumpft für viele Menschen das Vorstellungsvermögen auf ein kleines Kind in der Krippe zusammen - von vielen Künstlern wurde dieses Bild bis hin zur Kitschigkeit ausgemalt: Niedlich lächelnd liegt er da auf dem Heu im Stall, umgeben von den glücklichen Eltern, beschenkt von den drei Weisen, die ihn mit Hilfe des Sterns, der über dem Stall schwebt, fanden. Diese idyllische Geburtsatmosphäre wollen wir dann übertragen auf unsere heutige Weihnachtszeit, auf die Gottesdienste, möglichst mit einem "hübschen Krippenspiel" im traditionellen Sinne.
Ich frage mich im Advent, dieser Zeit zur Vorbereitung auf Weihnachten immer, warum für viele Menschen sich die Gestalt Jesu Christi fast ausschließlich auf den Beginn seines Lebens reduziert. Sicher wäre es angemessen zu sagen: Der Geburt Jesu steht ein derart hoher Stellenwert zu, weil in ihr die Unfaßbarkeit am deutlichsten wird, daß Gott Mensch geworden ist.
Gegenüber dieser Interpretation vermute ich aber eher, daß viele Menschen sich das Dasein Jesu Christi so willkürlich zurechtkürzen, daß viele Zeitgenossen die ersten Lebensstunden Jesu Christi derart angestrengt feiern und ihn dann später kaum mehr beachten, weil alles an seinem späteren Wirken uns Menschen verunsichert. Später in seinem Leben lacht Jesus nicht mehr so unschuldig und brav; später ist er nicht mehr derjenige, der sich ohne weitere Folgen so harmlos feiern läßt.
Darum - vielleicht - die Anstrengung, seine Geburt so gebührend zu feiern: Noch verpflichtet er uns zu nichts. Noch klagt er kein Unrecht an, das ihm in seinem weiteren Leben überall begegnen wird; noch fordert er uns nicht dazu auf, ihm bedingungslos nachzufolgen. Noch ist Jesus Christus wenige Stunden alt.
Noch ist er nicht auf den Berg der Seligpreisung gestiegen, noch hat er seine herausfordernden Predigten nicht in die Welt hineingesagt, noch ist er nicht ans Kreuz genagelt worden...
Es steckt so viel an neuen, ungewohnten Mustern in dem, was Jesus in den drei Jahrzehnten seines Lebens gesagt hat, womit wir unsere Schwierigkeiten haben, sie für unser Leben zu verwirklichen. Darum schaffen wir Abstand zu den entscheidenden Jahren seines Lebens und begnügen uns mit dem Szenarium seiner Geburt. Aber - lebte Jesus Christus nur ein paar Tage?
Einen be-sinn-lichen Advent und frohe Weihnachten in der stillen Hoffnung, daß Jesu Leben und Wirken nicht auf dieses Fest reduziert wird, wünscht der gesamten Schulgemeinde
Ihr / Euer
Karl J. Rieger, Spiritual.
DAS ZITAT: "Wenn er doch immer so klein und niedlich bleiben würde. Denn kleine Kinder haben sowieso nichts zu sagen. So bleibt man lieber beim kleinen "Christkind" stehen, wartet, bis Weihnachten vorüber ist - und vergißt." - Max Spring
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Ich hoffe, ich verstoße hier nicht gegen irgendwelche Copyrights
Aber ich denke mal, er hat nichts dagegen.
Ich habe den Text aufgehoben, weil ich ihn für sehr treffend halte.