Manson in His Own Words
von Charles Manson (Autor), Nuel Emmons (Redakteur)
256 Seiten
Verlag: Grove/Atlantic Inc
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0802130240
Helter Skelter: The True Story of the Manson Murders
von Vincent Bugliosi (Autor), Curt Gentry (Künstler)
Verlag: W.W. Norton & Co;
Reprint (Dezember 2001)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0393322238
Nuel Emmons war in den späten 50ern/frühen 60ern ein Knastkumpel Mansons, der es im Gegensatz zu Manson doch noch geschafft hat, in ein bürgerliches Leben zu wechseln.
Nach den Tate/LaBiancha-Morden (1969, insgesamt 9 Morde in 2 Tagen) der Manson-Family und der Umwandlung der Todesurteile gegen Manson und 5 Haupttäter in lebenslängliche Gefängnisstrafen war er der erste, dem es Manson nach langem Zögern erlaubte, mit ihm Interviews zu führen, was Manson explizit mit ihrer alten Bekanntschaft begründet.
Diese Interviews wurden dann in dieses Buch umgearbeitet, welches also keine Direktschrift Mansons ist, aber von ihm autorisiert wurde und weitgehend mit seinen Worten und seiner Sprache die Sachverhalte aus seiner Sicht der Dinge darstellt. Das Buch ist für einen kritischen Leser eine dringende Ergänzung zu "Helter Skelter" von Curt Gentry und Vincent Bugliosi, das die Dinge aus der Sicht der Anklage beschreibt.
Nach der Lektüre stellt sich die Frage nach dem Ausmaß der Schuld, die Manson trifft. Er streitet keineswegs seinen Einfluss auf die jungen Männer und Frauen ab, die die Morde tatsächlich begingen, aber dieser Einfluss ist weder so weitgehend noch so ungeheuerlich, wie es in "Helter Skelter" und allen davon abgeleiteten Dokumentationen dargestellt wird. Die Schuld, die Manson selbst anerkennt, besteht darin, dass er das Abtrifften einiger Mitglieder zwar erkannt, aber nicht unterbunden, sondern durch seine eigene drogenbedingte krisenhafte psychische Verfassung passiv unterstützt hat. Liest man "Helter Skelter" unter dieser Maxime nochmals, kann man diese Aussage mit einigem guten Willen auch anhand dieses Buches nachvollziehen, das im übrigen kein gutes Haar an Manson lässt.
Andererseits wird in "Manson in His Own Words" sehr deutlich, was Manson im Prinzip war: ein verbitterter kleiner Wichser und Zuhälter, der seine Kindheitstraumata nie überwunden hat, mit zuviel Gefängniswissen, zuviel Ehrgeiz und zuviel Einfluss auf charakterschwache und in Persönlichkeitskrisen begriffene junge Menschen. Allerdings sind viele der Unterstellungen aus "Helter Skelter" offenbar Übertreibungen - die in späteren Dokumentationen als Sachverhalte verkauft wurden - deren Funktion sich nur aus dem Prozessverlauf erklären lässt, der aus der Sicht Bugliosis (Chefankläger und Hauptermittler im Prozess) an einigen Stellen zu kippen drohte und entsprechend forciert werden mußte.
Ich sehe mich außerstande, anhand dieser beiden Bücher zu erkennen, ob das juristische Urteil über Manson angemessen war, und ob das Bild, das in der Öffentlichkeit über ihn und seine Gruppe gezeichnet wurde, auch nur einigermaßen korrekt ist. Das Rolling Stones-Magazin hat mit ziemlicher Sicherheit übertrieben, als es ihn zum "most dangerous human being alive" erklärte. Klar ist nur, dass er der Bezugspunkt für die Täter war, ohne den diese jungen Menschen die Taten niemals so ausgeführt hätten. Ob er sie dazu anstiftete, bleibt fraglich; dass es auf die Morde hinauslief, hatte er ein paar Tage vorher erkannt und nicht verhindert, obwohl er der einzige war, der es hätte verhindern können.
|