"Auswilderung" finde ich eine fantastische Idee... sicher würde ich dabei zugreifen (und bald wegen Überfüllung auch wieder Bücher freisetzen). Aber die Verkehrsbetriebe wären vermutlich weniger begeistert. Und wie wollte man verhindern, daß Buchantiquariate das als Eingriff in ihre Hoheitsrechte sehen und die guterhaltenen Freigänger "beschlagnahmen"?
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum ich meine eigenen Bücher mag und behalte, statt sie nur bei Bedarf bzw. zum Einmallesen aus einer Bibliothek auszuleihen: Der Zustand! Oft genug sind Bücher aus Büchereien leicht beschädigt - verknickt, eingerissen, fleckig etc. - das stört mich bei der Wahrnehmung des Buches als Kunsterzeugnis. (Ich weiß, daß diese Haltung meinerseits etwas oberflächlich ist, aber gerade dieses oberflächlichen Eindrucks sich völlig zu erwehren halte ich für schwierig.) Und: In vielen Büchern aus "öffentlichem Besitz" befinden sich Unterstreichungen und Eintragungen. Das kann zwar auch amüsant sein, besonders, wenn der Notizenschreiber
völlig unpassende Assoziationen hatte, es engt mich als Leser aber auch massiv auf die Betrachtungsweise anderer ein. Ich verliere also meinen unabhängigen Blick auf das Buch, einen Teil des Genusses beim ersten Lesen eines unbekannten Textes. (Ich habe mich zum Beispiel einmal über einen Krimi geärgert, in dem jemand einen frühen Hinweis im Text unterstrichen hatte.) Auch in einer mir neuen Gedichtsammlung möchte ich meine zukünftigen Lieblinge selbst entdecken und nicht von den Kreuzchen am Rand vorbeeinflußt sein.
Mein Buch ist
meine Erfahrung, und mein Lesen ist
mein Verstehen.