Spendieren wir mal einen eigenen Thread - ehemals "Welches Buch lest ihr gerade?" - Traitor
Simone de Beauvoir, Tous les hommes sont mortels
in meiner Jugend und frühen Adoleszenz das Buch, welches mich neben La nausée wohl am stärksten und nachhaltigsten beschäftigt und wohl auch beeinflusst hat. Es war einfach mal wieder fällig^^
Regine ist ein Star im Paris des frühen bis mittleren 20sten Jahrhunderts, spielt große Theaterrollen und strebt danach, auch im Fernsehen präsent zu werden. Sie ist intrigant, eifersüchtig und kleinlich, dabei von einer großen Leidenschaft erfüllt, dem Wunsch, einzigartig zu sein. Eines Tages fällt ihr Fosca auf, ein merkwürdig weltabgewandter Mann anscheinend besten Alters, den nichts und niemand zu interessieren scheint. Sie beschließt, ihn für das Leben zurückzugewinnen, was für sie nur ein weiteres Spiel ist, das sie gedenkt, zu beenden im Augenblick ihres Triumphes. Fosca erweist sich als Unsterblicher, der schon die schönsten und überragendsten Frauen geliebt hat, und der unumgänglichen Wiederholung der Geschichten des Lebens längst überdrüssig ist, aber er kann nicht sterben. Er kann noch nicht einmal mehr schlafen, denn leidet unter dem Albtraum einer menschenleeren Erde, auf der nur noch er und die Maus leben. Er erzählt Regine auf ihr Drängen hin die Geschichte seines Lebens, und Regine erkennt, was sie in seinen Augen und angesichts der Ewigkeit ist: ein bedeutungsloser Grashalm unter Grashalmen, eine Geschichte unter Myriaden von Geschichten, alle gleich belanglos in ihrer ewigen Wiederholung. Dies verkraftet sie nicht und bricht zusammen. In ihrem Wunsch nach Einzigartigkeit erkennt sie nicht, dass gerade ihre Sterblichkeit ihr den Wert verschafft, den Fosca für sich selbst nicht mehr beanspruchen kann.