Bücher von Frauen über Frauen für Frauen

Die Faszination des geschriebenen Wortes - Romane, Stories, Gedichte und Dramatisches. Auch mit Platz für Selbstverfasstes.
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So 16. Dez 2012, 22:23 - Beitrag #41

Im politischen Bereich könnte ich mir einige höchst reizvolle Werke denken, die aber alle noch nicht geschrieben sind und wohl auch nie geschrieben werden - beispielsweise:

Beate Baumann: Dr. rer. nat. Angela Merkel
Juliane Weber: Hannelore Kohl

Viele weitere Beispiele sind gewiss denkbar.

Maglor
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Mi 19. Dez 2012, 21:51 - Beitrag #42

Ich habe verdächtig wenig Bücher von Frauen gelesen. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass ich keine "Bücher für Frauen" lesen, also sowas wie Twilight oder Rosamunde Pilcher.
Häufig lese ich tote Dichter, historische Romane und sowas, gern mal Geschichten vom Krieg gegen sich selbst oder wenigstens gegen Frankreich.

Vor nunmehr schon ein paar Jahren habe ich "Wilde Schwäne" von Jung Chang gelesen, ich glaube fast, dass war fast schon eine Art Buch für Frauen.

e-noon
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So 17. Feb 2013, 20:00 - Beitrag #43

Lucas Malet war eine weitere Autorin, die unter männlichem Pseudonym schrieb.

Padreic
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Mi 23. Apr 2014, 04:04 - Beitrag #44

Ich habe in letzter Zeit sowohl positive als auch sehr positive Erfahrungen mit Literatur von Autorinnen gemacht. Tributes of Panem fand ich spannend und gut lesbar; aber daran, dass mir Unterhaltungsliteratur von Frauen gefallen könnte, hatte ich nie Zweifel.
Was mich doch mehr beeindruckt hat sind Wuthering Heights von Emily Bronte und Middlemarch von Marian Evans aka George Eliot, die ich kürzlich las. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein, beachtet man gleiche Epoche und gleiches Land. Wuthering Heights lebt von einer Wucht der Gefühle, in Spannung mit der raffinierten Erzählperspektive. Die Gefühle in Middlemarch sind sanfterer Natur, erzählt mit sanfter Ironie und großer Ernsthaftigkeit in einem. Wuthering Heights ist vom Horror gezeichnet (ohne jemals diesem Genre zuzugehören), Middlemarch vom Realismus.
Beide berührten meine Seele; Middlemarch wohl noch tiefer und dauerhafter, unter anderem wohl, weil meine Seele vor Handlung, Charakteren und Atmosphäre Wuthering Heights's wohl noch immer zurückzuckt und so diesem Roman die tieferen und sanfteren Teile meiner Seele verschlossen bleiben. Middlemarch versteht es, in einem schönen Happy End noch Tragik zu vermitteln, Wuthering Heights noch in aller Schrecklichkeit am Ende etwas schönes zu finden. So haben beide ihre Form des Happy Ends und Happy Ends habe ich sehr gern.

Ipsissimus
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Fr 25. Apr 2014, 10:10 - Beitrag #45

ich verstehe immer noch nicht, was die Qualität eines Textes damit zu tun hat, ob es sich um einen Autor oder eine Autorin handelt^^

Padreic
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Sa 26. Apr 2014, 01:35 - Beitrag #46

Ebenso wenig wie damit, ob er Japaner oder Deutscher ist. Aber es kann sein, dass jemand das Gefühl hat, mit einem Großteil der japanischen Literatur (trotz möglicher Übersetzung) wenig anfangen zu können -- er mag durchaus verstehen, warum andere Leute das interessant finden, selbst aber emotional wenig berührt sein, weil ihm fremde (oder nicht so bedeutsam erscheinende) Themen auf ihm fremde Weise behandelt werden. Er mag dann erfreut sein, wenn er einige japanische Bücher findet, die ihm doch zugänglich sind, die er interessant findet und die ihn emotional berühren.

Dir am allerwenigsten muss ich wohl sagen, dass Qualität nur sehr beschränkt etwas objektives ist.

Ipsissimus
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Mo 28. Apr 2014, 11:17 - Beitrag #47

Nun, wenn ich japanische Literatur lesen möchte, lese ich Werke von Autoren und Autorinnen aus Japan. Du bist also der Ansicht, dass es Männerliteratur und Frauenliteratur gibt, wie es japanische oder venezuelanische Literatur gibt, also mit Themen, über die der Autor oder die Autorin nur deswegen kundig und adäquat schreiben kann weil er Mann, weil sie Frau ist? Gibt es vielleicht. Allerdings kenne ich kaum irgendwelche Nichtfachbücher, die sich ausschließlich in Menstruation oder Hodenkrebs erschöpfen.

Ich bezweifele, dass es eine spezifisch weibliche oder spezifisch männliche Perspektive auf die Welt gibt. Das sind alles nur Geschlechterklischees. Von daher ist für mich bei grundlegendem Interesse am Thema nach wie vor die Frage, ob es ein guter Autor, eine gute Autorin ist, oder sind sie es nicht.

Dass die persönliche Motiviation, sich mit einem Roman zu beschäftigen, durchaus mit Aspekten der Person des Autors oder der Autorin zusammenhängen kann, ist wiederum trivial. Und auch, dass solche Aspekte die sachliche Dimension der Wertigkeit eines Werkes überschreiben können.

Padreic
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Di 29. Apr 2014, 02:35 - Beitrag #48

Die Analogie trägt natürlich nur beschränkt weit. Viele Romane sind beispielsweise nur in einem Land angesiedelt (obgleich nicht immer dem des Autors), während nur wenige (fast) ausschließlich Charaktere nur eines Geschlechts haben. Trotzdem muss man gegenfragen: Gibt es denn ein spezifisch venezulanische Perspektive auf die Welt?

Es ist nunmal so: Wenn ich beispielsweise Simone de Beauvoirs Alle Menschen sind sterblich lese, es aber so öde finde, dass ich es nach 150 Seiten weglege, betrachte ich die Autorin einfach als schlechte Autorin? Könnte ich tun, aber das ist schlecht damit in Einklang zu bringen, dass viele das Werk so schätzen. Also schiebe ich es auf die Konstellation von Autorin, Werk und mir. Neben individuellen Faktoren, sehe ich das dabei sicherlich als bedeutender an, dass sie eine Frau ist und ich nicht, als dass sie aus Frankreich stammt, ich aus Deutschland. Das Werk kommt mir weich wie ein Frauenkörper vor ;).
Das soll folgende Dinge sicherlich nicht behaupten:
1) Dass es eine spezifisch weibliche Weltsicht gibt.
2) Dass es hier primär um biologisch-neurologische Gründe geht.
3) Dass ich Literatur von Frauen generell nicht mag.
Aber es ist sicherlich so, dass das Geschlecht, ob biologisch oder gesellschaftlich-psychologisch definiert, eine Rolle spielt für unsere Weltsicht und unsere Erfahrungen. Wenn das nicht so wäre, hätte Frau de Beauvoir wohl kaum Das andere Geschlecht schreiben müssen ;).

Feuerkopf
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Di 29. Apr 2014, 11:36 - Beitrag #49

Mal anders herum betrachtet.
Mein Sohn liest gern Fantasy-Literatur, dieses Zwergen/ Elfen/ Orks-Zeug mit jeweils gut 1000 Seiten. Da ich selbst fantasy-affin bin, lese ich den Kram zumindest quer. Zu manchen Reihen gibt es auch Frauen, die in diesem Bereich schreiben und das unterscheidet sich wesentlich, finde ich.
Wo die Männer es ordentlich krachen lassen, kampftechnisch, zwischenmenschelt/elft/orkt es bei den Frauen, was ich sehr viel lieber lese. Nicht, dass Frauen keine fetten Kampfszenen schreiben könnten, oh, nein, sie sind da nicht zimperlich und es fließt genügend Blut, aber die Figuren sind irgendwie - mehrdimensionaler.
Stephen King ist übrigens ein erfreuliches Gegenbeispiel; er sagt von sich selbst, es läge daran, dass er mit Schwestern aufgewachsen sei. ^^

Ich denke schon, dass es eine unterschiedliche Wahrnehmung der Welt gibt, denn wir alle wachsen nicht in einem geschlechterneutralen Umfeld auf. Die Grenzen sind da allerdings fließend. Es gibt Auschläge in alle Richtungen.

In meinem Bücherregal steht einiges an Frauenliteratur. Da ich aber keine Männer kenne, die z. B. "Die Wolfsfrau" von Clarissa Pinkola Estés gelesen haben, weiß ich nicht, ob ein Mann das nachvollziehen kann, was das Buch z. B. in mir bewegt hat.

Ipsissimus
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Di 29. Apr 2014, 12:14 - Beitrag #50

Padreic, aber welche Modifikation fügt das Frausein der Beauvoir noch dem Umstand zu, dass du mit ihrem Personalstil nichts anfangen kannst, zumindest so, wie er sich in diesem Buch ausdrückt? Warum muss das Folge ihres Frauseins sein, und nicht einfach Folge ihres Personalstils, in den sicher jede Menge Faktoren einfließen, aber ebenso sicher das Frausein keine exponierte Bedeutung hat, vor allem weil "Frausein" etwas anderes ist als "Beschäftigung mit dem eigenen Frausein".

Gibt es denn ein spezifisch venezulanische Perspektive auf die Welt?


Zumindest dürfte die Sozialisation in einem Nationalstaat zur erhöhten Vertrautheit mit den Eigenarten dieses Nationalstaates und seiner Gesellschaft führen, und insofern die Literatur sich in diesem Staat abspielt, sollte das dem Unterschied zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung entsprechen. Der Blick von Außen ist der Blick des Fremden, der Blick von Innen ist der des Dazugehörigen. Aus meiner Sicht ist das schon ein relevanter perspektivischer Unterschied. Das gleiche gilt natürlich auch für den Blick nach außen, mit umgekehrten Vorzeichen. Ich glaube, es gibt nur wenige Autoren, die mit der Welt als ganzer in gleicher Weise vertraut sind wie mit der Welt ihrer Nation.

Bezüglich Männern und Frauen gibt es natürlich erhebliche Unterschiede in den Rollenklischees. Aber wenn ich die Feminismusdebatte der letzten 30 Jahre überblicke, war das eines der großen Themen, der Nachweis, dass es sich dabei um echte Klischees handelt, nicht um die genuine Wirklichkeit von Männern und Frauen. Von daher halte ich den Schluss für plausibel, dass es keine genuin männliche oder frauliche Perspektive gibt.

Auch Feuerkopfs Bemerkungen halte ich diesbezüglich nicht für eine echte Widerlegung. Mag sein, dass die Tendenzen aufgrund der Rollenklischees so angelegt sind, und es gibt ja auch jede Menge Leute, die sich nicht von diesen Klischees emanzipiert haben. Aber jeder empfindsame Autor, jede rabaukige Autorin widerlegt die Widerlegung, und von denen gibt es zunehmend mehr. Und aus meiner Sicht ist die Fähigkeit zur mehrdimensionalen Anlage von Charakteren Zeichen der schriftstellerischen Qualität eines Autors oder einer Autorin, aber nicht Folge des Mann- oder Frausein.

Von daher, Unterschiede in den Personalstilen auf jeden Fall, darin eingeschlossen das Geschlecht als Motifikator des Personalstils, aber das Geschlecht als auschließliche Grundlage einer eigenen Perspektive halte ich für unwahrscheinlich.

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