Wien als Mythos, Popsong und Wirklichkeit

Der Kaktus auf dem Fensterbrett und der bedrohte Regenwald, Haustiere, die uns zu Kühlschrankbutlern erziehen, Wildtiere, die ihre Lebensräume verlieren, Reisen in die Einsamkeit und Erkundungen von Städten.
janw
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Fr 12. Okt 2007, 21:53 - Beitrag #1

Wien als Mythos, Popsong und Wirklichkeit

Ein thread für Lykurg, der ja gerade wieder am südöstlichen Rand des christlichen Abendlandes weilt, in der Stadt Wien.
Eine Stadt, die ich leider bisher nur aus einigen Schilderungen und Bildern und irgendwo als Mythos kenne. Wobei mir dieses "Mythische" diese Stadt eigentlich interessant macht, es mich anderseits auch reizt zu ergründen, worin dieses "Mythische" genau sich manifestiert und was dahinter ist.

Zu meinem Bild von der Stadt hat auf eine nicht ganz genau beschreibbare Weise auch ein Lied beigetragen, das in den 80er Jahren von dem Liedermacher (und Satiriker? Oder ist das in Wien zwangsläufig eine Zwangsehe in einer Person?) Rainhard Fendrich geschrieben wurde: "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?"
Hier der Text, um den es geht:
Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?
Haben Sie das schon erlebt?
Man sieht zwar nicht, ob die Bäume blühen,
welche besonders beliebt.

Hoffen Sie nicht auf den Walzerklang
oder auf Herzen aus Gold.
Man hat sich davon schon Gott sei Dank
einigermaßen erholt.

Unter Tags ist sie schön,
fotogen wie man weiß.
In der Nacht wird sie heiß
und verschlingt jedes Eis.

Gut Sie waren in Übersee,
in New York und L.A.,
in Rio De Janeiro
wurden Sie auch nicht froh.

Sie kennen Tel Aviv
besonders intensiv,
Sie träumen von Paris,
von Moskau träumt man ohnedies.

Doch haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?
Haben Sie das schon erlebt?
Man sieht zwar nicht, ob die Bäume blühen,
welche besonders beliebt.

Achten Sie nicht auf das Riesenrad,
so etwas lenkt Sie nur ab.
Wie es sich oft schon bewiesen hat,
wird Ihre Zeit viel zu knapp.

Diese Stadt ist ein Schrei,
sie ist high und modern!
Alle lieben den Duft,
alle haben sie gern.

Gut Sie waren in Übersee,
in New York und L.A.,
in Rio De Janeiro
wurden Sie auch nicht froh.

Sie lieben Mexiko,
wie Rom und Tokio,
Sie machten in Beirut
oft tagelang kein Auge zu.

Doch haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?
Haben Sie das schon erlebt?
Man sieht zwar nicht, ob die Bäume blühen,
welche noch immer beliebt.

Fragen Sie nicht nach dem Stephansdom,
wann und warum er gebaut.
Suchen Sie nicht nach dem Donaustrom,
den hat man sicher verstaut.

Diese Stadt wird nie satt
sie verlangt einfach mehr.
Alle zieht es dahin
alle mögen sie sehr.

Gut Sie waren in Übersee,
in New York und L.A.,
in Rio De Janeiro
wurden Sie auch nicht froh.

Sie fuhren durch die Welt,
sogar nach Fürstenfeld.
Sie haben Bern bereist,
was aber noch gar nichts heißt.

Denn haben Sie Wien schon bei Nacht
gesehen?
Haben sie das schon erlebt?


Die "Mythische" Konnotation läuft für mich auf eine Beschreibung der Stadt als Manifestation des Morbiden hinaus, wobei mir nicht klar ist, woher diese Zuschreibung rührt und wie sie zu sehen ist. Hat es etwas mit der Zeitbetrachtung der Menschen in einer der kulturellen Blütephasen um 1900 zu tun, einer Epoche, die auch als Fin de siecle bezeichnet wird? Dies wäre für mich indes ein wenig verwunderlich, da dieses Lebensgefühl von Frankreich ausgehend damals die gesamte Befindlichkeit der kulturellen Szene in Mitteleuropa prägte.

Das Lied läuft für mich auf eine Ironisierung einer "Nabel der Welt" - Betrachtung der Wiener hinaus, wobei allerdings unklar bleibt, was an der Stadt so reizvoll sein soll, nachdem alle vermeintlichen Sehenswürdigkeiten wie Stephansdom, Walzer, Riesenrad, sogar die blühenden Bäume für belanglos erklärt worden sind. Ein "heißes Nachtleben" verspricht wohl jede Stadt, modern und high zu sein ist gleichfalls universeller urbaner Anspruch.

Lykurg, kannst Du hier Aufklärungsarbeit leisten?

Traitor
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So 14. Okt 2007, 20:21 - Beitrag #2

Wie es der Zufall so will, traf ich gestern in New York einen Wiener Stadtplanungsstudenten. Jener regte sich ausführlich darüber auf, wie seine Stadt zerstört würde - Abriss historischer Gebäude zugunsten modernen Zeugs, immer schlimmere Verstopfung mit Autos, verfallende Nahverkehrssysteme. Um auch diesen Beitrag mit einer Aufforderung enden zu lassen - Lykurg, ist all dies dort tatsächlich schlimmer als anderswo, oder handelte es sich nur um das übliche Gejammer, das es aus fast allen Städten gibt? (außer wohl Frankfurt, wo ihnen sowas gefällt :rolleyes: )

Lykurg
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Mi 17. Okt 2007, 00:32 - Beitrag #3

Kaum fünf Stunden wieder im eigenen Lande, und schon als Experte hofiert Bild

Traitor, ja - historische Gebäude werden beiseitegeräumt, wenn ich auch schlecht beurteilen kann, wieviel mehr oder weniger als in anderen Städten; außerdem hat Wien dank der extremen Wiederaufbau-Bemühungen nach '45 schon ein beeindruckendes, wenn auch natürlich nicht geschlossen historisches Stadtbild.
Wie in vielen anderen Städten auch sollte man in der Rush-hour nicht mit dem Auto unterwegs sein; ärgerlicherweise werden durch den allgemeinen Stillstand regelmäßig auch Busse und Straßenbahnen ausgebremst, für die es nicht genügend eigene Fahrbahnen gibt. Auch Fahrradfahrer leben gefährlich. - Am Nahverkehr wird gearbeitet, Verlängerungen bestehender U-Bahn-Strecken und sonstige Erweiterungen des Netzes sind im Bau, Reparaturen dauern zwangsläufig lange; die Straßenbahnen sind teilweise alt, aber da sehe ich keinen allzu dringenden und andere mir bekannte Systeme übersteigenden Modernisierungsbedarf.

@janw
Das Fendrich-Lied gibt in meinen Augen sehr wenig von Wien (zumindest von meinem Wien-Bild) wieder - weder direkt noch in seinen Negationen. Allerdings fehlt mir zwangsläufig die Musik zu diesem Text, um mir ein vollständiges Urteil zu etwaigem 'Wiener' Tonfall und Ironie zu machen.

Fendrich nennt touristische Erwartungen (blühende Bäume, Schönheit, Walzerklang, "Herzen aus Gold", Riesenrad, Stephansdom, Donau), die er einen nach dem anderen negiert - bei Nacht seien die Bäume nicht sichtbar, das alte Walzerwien sei ("Gott sei Dank") vergangen, für das Riesenrad keine Zeit, der Stephansdom und die Donau abgeschlossene Vergangenheit. Ich lese aus dem Text nicht heraus, daß der historische Werdegang Wiens ihm irgendwie etwas bedeutete, daß etwa die Bausubstanz, das Stadtbild, aber auch nicht etwa die Sprache, die Gepflogenheiten, kulinarische oder sonstige Besonderheiten für sein Wien eine Rolle spielten.
Für ihn ist die Stadt (s.S. 3; 8; 13) heiß, high (!), modern, verlangend, anziehend. Das ließe sich sicherlich über eine Vielzahl von Metropolen weltweit mit demselben oder größerem Recht sagen, ich selbst habe mit all diesen Beschreibungen abgesehen von "anziehend" meine Schwierigkeiten.^^
Eine Ironisierung des "Nabels der Welt" lese ich daraus übrigens nicht, denn entweder spricht er der Stadt ihre spezifische Vergangenheit ab (die eher abschätzig behandelt wird) oder ihre entindividualisierte Gegenwart (die gerühmt wird), jedenfalls stellt er beides gegeneinander: Strophen mit Aufforderungscharakter wechseln sich ab mit Betrachtungen. Die aber bleiben für ihn bemerkenswert.

Eine einzige Nennung weist allerdings über diesen gesichtslos-modernen Anschein hinaus: der in Strophe 8 erwähnte Duft Wiens - ich hatte zunächst den Eindruck, daß ihm dieser Gemeinplatz der älteren Wien-Beschreibungen versehentlich aus einer Negations- in eine Affirmationsstrophe gerutscht wäre, vielleicht meint er aber tatsächlich, hier etwas dauerhaft Wienerisches in die Welt hinaus tragen zu können?

Ein ganz anderes Bild zeigt Hans Kaltnekers "Sonett für Wien" (um 1910?), das ich vorhin wieder in Korngolds exilhaft-sehnsuchtsvoller Vertonung hörte. Als ein absoluter Gegensatz sei es hier angefügt.
Hans Kaltneker: Sonett für Wien
[size=75]
[/size]Du Stadt, du Psalm, aus Gottes Mund erklungen
und Stein geworden, Marmor, Park und Garten,
Gedicht und Lied der liebsten Engelszungen,
die lange deiner goldnen Kirchen harrten,
[size=75] [/size]
drin alle Heil'gen, wunderlich bezwungen
von ihrer hohen Form, zu Glanz erstarrten!
Stadt der Fontänen, altem Stein entsprungen,
barocker Bauten, gnädiger Standarten,
[size=75] [/size]
die über hohen Prozessionen schweben!
Du Stadt, darin der Klang vergangner Zeiten
noch klingt, darin das alte Gold noch leuchtet,
[size=75] [/size]
darin die dunklen, frommen Bilder leben
und Gottes Auge aus den grünen Weiten
der Berge strahlt, von Wehmut sanft befeuchtet.
Die (tatsächlich besondere) Morbidität Wiens wäre gesondert zu erörtern; mir wird es gerade zu spät dazu.^^

janw
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Mi 17. Okt 2007, 01:07 - Beitrag #4

D'accord zur Rezension, bis auf
Für ihn ist die Stadt (s.S. 3; 8; 13) heiß, high (!), modern, verlangend, anziehend.

Ich verstehe Fendrich eher so, daß er diese Aspekte nur etwas spöttisch zitiert, quasi im Sinne von Zuschreibungen aus einem Touri-Prospekt - und damit nach den "klassischen" Merkmalen auch noch diese universal-urbanistischen Aspekte hinterfragt.
So daß am Ende...ja, was? übrig bleibt.
Daß man Wien bei Nacht gesehen und erlebt haben sollte, die Nacht als Filter, welcher dem eigenen Erleben Vorrang vor den Projektionen der medialen Klischees einräumt.

Ich muss mal sehen, ob das Lied auf einer der vielen Kassetten drauf ist, die meine Schwester und ich in den 80ern vom Radio...^^

Kaltnekers Gedicht, ist's Schwulst, der Satyrn, ist's gar ernst gemeint?

Maglor
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Mi 17. Okt 2007, 20:59 - Beitrag #5

Wenn es ein Lied über Wien gibt, dann dieses hier:
Zitat von ":Wien ist a schöne schöne Stadt, das weiß alle Welt!
Aber wissen Sie, was mir ganz besonders g'fällt?
Weder der Stephansturm noch der Johann Strauss,
Nicht der Wiener G'spusi, schon gar net die Musi,
nein, was ich am liebsten hab, ich sag's grad heraus:

Die Messer. Die Messer! Die G'schäfte san ganz voll damit!
In jeder Zahl, aus Edelstahl und aus der Monarchie,
zum Schnitzen, zum Schlitzen. Wohin man schaut auf Schritt und Tritt,
für'n Pudel, für'n Strudel und für die Chirurgie.
Wer Wien liebt, - und das tun doch heut die meisten Leut! -
der denkt bei soviel Messer gleich an diese Möglichkeit:

Wie schön wäre Wien ohne Wiener!
So schön wie a schlafende Frau.
Der Stadtpark wär sicher viel grüner,
und die Donau wär endlich so blau.
Wie schön wäre Wien ohne Wiener,
ein Gewinn für den Fremdenverkehr!
Die Autos ständen stumm, das Riesenrad fallet um,
und die lauschigen Gassen wärn leer,
in Grinzing endlich Ruh - und's Burgtheater zu!
Es wär herrlich, wie schön Wien dann wär.

Keine Baustelln, keine Schrammeln,
und im Fernsehn kein Programm!
Nur die Vogerln und die Pferdeln
und die Hunderln und die Baüm'.
Und wer durch dies' Paradies muß,
findet später als Legat
statt des Antisemitismus
nur ein Antiquariat.

Weder Krankheit noch Genesung.
Weder Fürsten noch Parlament.
Wär für Wien nicht diese Lösung
das perfekte Happy-End?

Und der Wein wächst ungetrunken,
und die Geigen werd'n geschont.
Und der Mond wirft seine Funken
tief im Prater auf die Unken.
Und die Unken schaun versunken in den Mond.


Wie schön wär mein Wien ohne Wiener.
Wie ein Hauch, der im All balanciert.
Vielleicht gibt's wo a fesche Angina,
die ein Wohltäter herimportiert.
Wie schön wäre Wien ohne Wiener,
nur einmal möcht ich es so sehn!
Und schreite ich sodann
den Kahlenberg hinan
und bleib oben voll Seligkeit stehn,
und seh dann aus der Fern
mein liebes leeres Wien,
werd' ich sagen: Sehn's, jetzt ist's da schön!

Vielleicht trifft das ja jede Stadt zu, doch Wien ohne Wiener wär doch letztlich völlig museal.
MfG Maglor :rolleyes:

Traitor
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Mi 9. Jan 2008, 01:34 - Beitrag #6

Mal noch eine anglophone bzw. kanadische Perspektive:
Leonard Cohen - Take This Waltz

Now in Vienna there's ten pretty women
There's a shoulder where Death comes to cry
There's a lobby with nine hundred windows
There's a tree where the doves go to die
There's a piece that was torn from the morning
And it hangs in the Gallery of Frost
Ay, Ay, Ay, Ay
Take this waltz, take this waltz
Take this waltz with the clamp on its jaws

Oh I want you, I want you, I want you
On a chair with a dead magazine
In the cave at the tip of the lily
In some hallways where love's never been
On a bed where the moon has been sweating
In a cry filled with footsteps and sand
Ay, Ay, Ay, Ay
Take this waltz, take this waltz
Take its broken waist in your hand

This waltz, this waltz, this waltz, this waltz
With its very own breath of brandy and Death
Dragging its tail in the sea

There's a concert hall in Vienna
Where your mouth had a thousand reviews
There's a bar where the boys have stopped talking
They've been sentenced to death by the blues
Ah, but who is it climbs to your picture
With a garland of freshly cut tears?
Ay, Ay, Ay, Ay
Take this waltz, take this waltz
Take this waltz it's been dying for years

There's an attic where children are playing
Where I've got to lie down with you soon
In a dream of Hungarian lanterns
In the mist of some sweet afternoon
And I'll see what you've chained to your sorrow
All your sheep and your lilies of snow
Ay, Ay, Ay, Ay
Take this waltz, take this waltz
With its "I'll never forget you, you know!"

This waltz, this waltz, this waltz, this waltz ...

And I'll dance with you in Vienna
I'll be wearing a river's disguise
The hyacinth wild on my shoulder,
My mouth on the dew of your thighs
And I'll bury my soul in a scrapbook,
With the photographs there, and the moss
And I'll yield to the flood of your beauty
My cheap violin and my cross
And you'll carry me down on your dancing
To the pools that you lift on your wrist
Oh my love, Oh my love
Take this waltz, take this waltz
It's yours now. It's all that there is.

Eine (wenn auch qualitativ desaströse) Hörprobe müsste hier bei Amazon abrufbar sein.

Hier dient Wien wohl nur mit seinen musikalisch-romantisch-altmodischen Konnotationen als genereller Hintergrund, oder lassen sich noch genauere charakterliche Bezüge oder vielleicht sogar Zuordnungen der metaphorisch genannten Orte und Begebenheiten finden?

Lykurg
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Mi 9. Jan 2008, 02:06 - Beitrag #7

Was der Text jedenfalls bis in die dritte Strophe hinein atmet, ist die Wiener Morbidität. Die Wiener haben eine weltweit wohl ziemlich einzigartige Sterbekultur, vom regelmäßigen Picknickausflug auf den Zentralfriedhof über den pompösen Leichenzug als Ziel eines erfüllten Lebens ("a scheene Leich") bis zu Kapuzinergruft und Bestattungsmuseum.
Im Wiener Alltag lebt noch eine ganze Menge Vergangenheit, aber teilweise fragt man sich doch, was darunter so alles an Zombies steckt.

Ungarn ist immer nah, und gerade wenn es ums Tanzen geht, fast unverzichtbar - Stoff unzähliger Revuen und Operetten... (wenn auch nicht spezifisch für den Wiener Walzer)

Für Zuordnungen der Orte (abgesehen vielleicht von der concert hall, aber auch da gibt es einige Auswahl neben Musikverein und Konzerthaus) sind die Beschreibungen und Anknüpfungen mir zu vage.

henryN
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Do 10. Jan 2008, 20:31 - Beitrag #8

"Wien ist ganz oberflächlich wegen seiner Oper berühmt, aber tatsächlich gefürchtet und verabscheut wegen seiner skandalösen Toiletten. [...] die Wiener Toiletten sind insgesamt ein Skandal, selbst auf dem unteren Balkan finden Sie nicht eine einzige solche verwahrloste Toilette, sagte Reger.
[...] Überhaupt sind die Wiener schmutzig, es gibt keine europäischen Grosstädter, die schmutziger sind, wie es ja bekannt ist, dass die schmutzigsten europäischen Wohnungen die Wiener Wohnungen sind, die Wiener Wohnungen sind noch viel schmutziger als die Wiener Toiletten.
[...] Tatsächlich sind die Wiener die schmutzigsten Leute in Europa und es ist wissenschaftlich festgestellt, dass der Wiener nur einmal in der Woche ein Stück Seife verwendet, wie es ebenso wissenschaftlich festgestellt ist, dass er seine Unterhosen nur einmal wöchentlich wechselt [...]. Die Socken oder Strümpfe hat der Wiener im Durchschnitt gar zwölf Tage hintereinander an, sagte Reger. So gesehen machen die Seifenfabrikanten und die Wäscheerzeuger nirgendwo in Europa ein so schlechtes Geschäft wie in Wien und natürlich in ganz Österreich, so Reger."

schreibt Thomas Bernhard........ ;-)

das beste was ich je in Wien gesehen habe, sind riesige Plakatwände mit dem Titel oder der Aufforderung wie zum Nichtparken:

"Nichtraunzerzone"

Das beste 'Tagebuch', das ich kenne über das Leben in der Stadt: Jelinek 'Die Klavierspielerin'

Lykurg
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Fr 11. Jan 2008, 01:03 - Beitrag #9

henryN, deine Österreich-Einstellung gefällt mir, ich hatte damals etwas ähnliches entwickelt Bild - und Bernhards liebevoll-neutrale Tatsachenbeschreibungen kann man tatsächlich seitenlang genüßlich rezitieren wie Jelineks sentimentale Elegien Bild

An den Mülltonnen finden sich Aufkleber, man solle, wenn irgendetwas nicht stimmt, das "Misttelefon" (Nummer xxxx) benutzen. (Tut das jemand?)


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