Dank Astronomie-Sommerschule habe ich nun eine innerdeutsche Bildungslücke beseitigt und erstmals Heidelberg besucht. Meine Eindrücke: eine im Wesentlichen sehr schöne, aber doch auch irgendwie widersprüchliche Stadt.
Heidelberg hat 145.000 Einwohner und liegt am Neckar am Rand des Odenwaldes. Direkt über der Stadt liegen mit Königstuhl und Heiligenberg zwei 500- bzw. 400-Meter-Berge. Hauptattraktion ist die "barocke Altstadt auf mittelalterlichem Grundriss", die so gut erhalten ist wie bei kaum einer anderen deutschen Stadt dieser Größe. Darüber am Berghang liegt dann das große Heidelberger Schloss, zum Teil Ruine, zum Teil intakt.
Die Altstadt ist natürlich wirklich schön, eine riesige zusammenhängende Fußgängerzone und viele nette Gebäude, sowohl die Universität als auch das Rathaus und die Bürgerhäuser. Das Schloss ist sehr sehenswert, fast noch mehr von unten oder dem Berg gegenüber als malerische Kulisse als von innen, aber auch da ist es hübsch groß. Den Marsch wert ist der "Philosophenweg" auf der gegenüberliegenden Flusseite, der eben diesen und viele andere nette Blicke ermöglicht.
Nun aber auch zu den Widersprüchen. Sehr überrascht hat mich, dass Heidelberg sein Flussufer so vollkommen verschwendet. Auf der "falschen" Seite gibt es eine Uferwiese, aber auf der Stadtseite ist das Ufer bis auf ein paar Bootsanleger komplett von einer zweispurigen Straße vereinnahmt. Jede andere Großstadt ist doch froh über ihren Fluss und nutzt ihn für hübsche Promenaden mit Cafés und dergleichen oder einen Park.
Dann kenne ich keine andere alte Stadt, deren Sehenswürdigkeiten so sehr vom modernen Kommerz unterwandert wurden. Hier gibt es einen Subway-Imbiss im "Haus zur goldenen Sonne", einen Dönerladen direkt neben dem berühmtesten Prunkbaus "Haus Zum Ritter", und Souvenirläden in der Fassade der Kirche. Sehr befremdlich.
Ein positiver Widerspruch dagegen ist die Jesuitenkirche. Katholisch, aber innen fast frei von jedem Kitsch; großzügig, schlicht, nüchtern und erhaben, bemerkenswert.