MelianaweGood Member
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Krad war bei den ersten Worten der Frau ja bereits leicht errötet, doch jetzt traf es das nicht mehr. Sein Gesicht hatte die Farbe von reifen Tomaten angenommen - etwas, was sich auf gemeine Art und Weise mit seinem goldenen Haar biss. Als sie sich befreite, war die Röte einer unnatürlichen Blässe gewichen, die wiederum gegen einen Schimmer grün getauscht wurde, als das Blut seine weiße Kleidung beschmutze. Der Gestank von Drachen lag in der Luft, und der Dämon würgte leise.
„Ähm…“, brachte er hervor, als seine Stimme zurückkehrte, „Ähm… W- Wer… Wer seid ihr, bitte? Und… Was ist hier geschehen?“
Am liebsten hätte der junge Geflügelte geweint - vor lauter Verwirrung und weil er sich gerade ziemlich verloren fühlte. Melianawe-sama… Er drehte den Kopf zu dem Ort, von dem er gekommen war, wagte aber nicht, einfach wegzurennen. Das war nicht seine Art - nie gewesen! - und das wollte er auch sicher nicht beginnen.
Auch wenn er sich fliehenderweise jetzt… Sicherer gefühlt hätte!
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Melianawe stemmte die Fäuste in die Seite. „Krad such ich - meine abtrünnige Seele!“ Es ärgerte sie, dass der Blonde ihr nicht bescheid sagte, wenn er seine Wege zu gehen gedachte.
„KRAAAAD!!! HIKARI KRAD!!! WO BIST DU SCHON WIEDER???“, brüllte sie in das Zwielicht der Bäume hinein. „KOMM GEFÄLLIGST SOFORT HER!!!“
Etwas raschelte. Wurde Lauter. Kam offensichtlich näher…!
“F- Für Krad-san ist das z-zu laut…“, stotterte Chiara, bevor sie eilig zurückwich, Suroh an sich gepresst.
“Aaaaah, Deckuuung!“, quiekte eben dieser, wild seine Flügel peitschend.
Melianawe griff nach Mentis’ Arm, warf ihn regelrecht beiseite und stürzte sich dann ebenfalls aus der „Schusslinie“ - keine Sekunde zu früh, denn etwas… Gigantisches brach aus dem Dickicht.
Die Eisdämonin hatte nicht sofort den Durchblick, aber sie sah einen felligen Unterbauch - weiß, gesprenkelt mit rotschwarzem Blut. Schwarze Hufe - wie aus poliertem Eisen! - peitschten den schlammigen Grund, und ein hoch empor gerissener Schädel mit vor Angst fast schwarzen Augen, sitzend auf einem langen, gebogenem Hals, stieß einen erschreckenden Schrei aus, der zumindest die Überwesen dazu zwang, sich die Ohren zuzuhalten.
Das verworrenste an der ganzen Angelegenheit war, dass auf dem Rücken der Wesenheit - Krad hockte!
"Wawawas macht derda oben?", stieß Chiara von ihrem Platz am Grund aus. Einen schwingenbedeckten Arm hatte sie schützend über TQ gebreitet, damit dieser nicht von den herumfliegenden Holzsplittern verletzt wurde. Der Andere lag über Suroh und Holy. "Herrin Melianawe, was TUT er?"
"Keine Ahnung!", rief die Dämonin, die Mentis noch ein Stück weiter ins Gebüsch beförderte. "Warte hier!", wies sie ihn an, "Hier is es zu gefährlich!"
Mit Kuroi Itai in der Hand, erhobenen, schlohweißen Schwingen und abschätzendem Gesichtsausdruck stellte sich die Geflügelte vor das rasende Waldungeheuer, auf dessen Rücken ihr Seelensplitter saß. "Krad, komm da runter und hilf' mir gefälligst!!"
Der Dämon antwortete mit einem kühlen Lachen. "Lasst diesen kleinen Wildfang nur meine Sorge sein!" Er richtete sich mit einer fließenden Bewegung auf - zu schnell für ein menschliches Auge! Sein goldenes Haar flatterte, als er ich mit einem kurzen Satz in den von Bäumen verhangenen Himmel sprang, dort seine kristallinen Schwingen spreizte und...
Es sah einfach nur noch zum Lachen aus. Der Weiße zog eine Feder aus seiner Schwinge und - warf diese auf das Ungetüm!
Pfeilschnell zischte die helle, organische Materie durch die von Angst geschwängerte Luft, drehte sich einige Male um die eigene Längsachse und bohrte sich dann, wie ein kleiner Splitter einer Bogenladung, in den Kopf des Waldwesens. Die Kreatur schrie - und Melianawe war, als bräche eine Frostnova aus dem winzigen Federkiel, so kalt und tödlich, dass das getroffene Wesen bereits in seinem Schrei verstummte und leblos - gefroren - zu Boden sank. Eine weissliche Flüssigkeit troff aus dem offenen Maul. Der Körper war mit dünnem Rauhreif bedeckt.
Krad landete und strich sich über die Knie. Normalerweise hätte er damit seinen Rock geglättet, doch... seine Kleidung reichte nicht einmal so weit. Die Freunde sagen einen vollkommen veränderten Krad vor sich; Zwar besaß er kühle, goldene Augen, ebenso gefärbtes Haar und eine schlanke, wogegen zugleich kräftige Statur; Aber nicht anderes erinnerte mehr an den scheuen Blonden, der sich lieber hinter Melianawe versteckt hatte...
Die Lippen des Dämonischen waren leicht gespalten und entblößten - nebst einem sehr sadistischen Grinsen - weiße, recht scharf aussehende Zähne. Der Oberkörper Krad's war unbekleidet, leichte, weiße Striemen zeichneten sich darauf ab - und sein Unterrock reichte nur knapp über sein Hinterteil. Er hätte eigentlich genausogut nackt sein können, überlegte Melianawe errötend - doch mit diesem winzigen Kleiderfetzen zeigte der junge Mann zumindest nicht alles...!
"Krad...?", stotterte die etwas verwirrte Dämonin. "Krad... Was soll der Aufzug?"
Krad zeigte ein weiteres Mal seine Zähne; nur um danach zu Lachen - dunkel, lasziv, so, als würde er an etwas vollkommen anderes denken. "Na okay, vielleicht war es falsch, hier so anzukommen... Ich mein, gut, meine Frisur ist etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber hey - kommt - dieser Rck ist einfach nur..." er wirbelte um die eigene Achse, dass sein zwei Meter langer Zopf flog. "...Heiss!"
Plötzlich hielt er inne. Seine Augenbrauen wanderten langsam nach oben. "Ach... Bevor ich es vergesse..."
Seine Stimme wurde einen Deut kälter. "Wer seid ihr überhaupt?"
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