@Jan:
Die Beispiele sind legion, wo Biologen in eine Sackgasse promoviert haben, weil der Wissenschaftsbetrieb schlicht nur begrenzt aufnahmefähig ist.
Wie du selbst schon sagst, muss hier mit Beschränkungen entgegengewirkt werden. Wenn den Studienanfängern bereits klar ist, dass nicht alle Wissenschaftler werden können, die es wollen, werden sie viel genauer überlegen, ob sie sich nicht doch eher in Richtung Praxis orientieren oder, wenn wissenschaftlich, dann ein anderes Fach wählen wollen.
Insgesamt stellt sich mir damit die Frage nach der Existenzberechtigung der Fachhochschulen.
Diese Berechtigung sehe ich durchaus. Die moderne Gesellschaft braucht eine große Zahl hochqualifizierter (jenseits dessen, was Berufsschulen leisten können und sollen) Arbeitskräfte, die aber eben Arbeitskräfte sind, nicht Wissenschaftler, für Industrie, Verwaltung und Wirtschaft. Auf einem Niveau, das irgendwo zwischen derzeitigen quasi nur berufsvorbereitenden Studiengängen an Universitäten und den jetzigen Fachhochschulen liegt, muss etwas angeboten werden, und dazu kann die Fachhochschule ideal weiterverwendet werden.
So gesehen ist also der Abiturienten-Berg die Wurzel des Übels, könnte man bösartig formulieren.
Ein Teil davon, definitiv. Einerseits sollten nicht mehr diejenigen, die sowieso nur eine praktische Ausbildung anstreben wollen, zum Erreichen dafür überdimensionierter Schulabschlüsse gezwungen werden, weil die Konkurrenz diese auch hat, andererseits sollte es aber auch weiterhin jedem, der Interesse und Fähigkeiten dazu hat, möglich sein, sein Abitur zu machen, auch, wenn er danach "nur" auf die Fachhochschule will. Generell muss dieses "nur" weg, die FH sollte nicht einfach eine schlechtere Uni sein, sondern der praktische Zweig der höchsten Qualifikationsstufe.
@Lykurg:
Würde man die Fachhochschulen abschaffen, würde damit der Druck auf die Universitäten zunehmen, nur schlanke, verschulte Studiengänge ohne viele Wahlmöglichkeiten und Freiräume zu schaffen, wie es eben derzeit von Fachhochschulen geleistet wird. Die wissenschaftliche Tiefe würde darunter letztlich leiden.
So weit ist es doch schon, spätestens mit der Umstellung auf Bachelor und Master, die primär den Wünschen der Industrie folgt.
Die Zugänge zur Promotion (abgesehen von notwendigen Vorleistungen) zu erschweren, sehe ich schwer vereinbart mit der Freiheit der Forschung (GG Art. 5,3) und sowieso der Freiheit der Universitäten (etwa Landesverfassung NRW, Art. 16,1):
Ersteres sehe ich nicht verletzt. Ebenso wie das Recht der freien Berufswahl nicht bedeutet, dass der Staat einem auch eine Anstellung garantiert, kann er nicht garantieren, dass jeder in die Spitzenforschung darf, der es möchte. Die Universitäts- und Landesfreiheit wiederum gehört meines Erachtens sogar gezielt beschnitten (eher letztere als erstere), da sie eine der zentralen Wurzeln der Probleme unseres Bildungssystems sind.
@Martin:
Einem Schüler nun den weiteren Weg zu verbauen, weil er in der Schule nicht so gut war ist doch unfug! Es ist ein Jugendlicher, der vielleicht noch gar nicht weiß, was er denn mal machen möchte.
Spätestens in der Oberstufe, regulär also mit 17-19 Jahren, sollte man von Jugendlichen erwarten können, sich über die Relevanz seiner Leistungen für sein späteres Leben bewusst zu sein. Dass dem bei einem Großteil nicht der Fall ist, liegt in meinen Augen sehr stark daran, dass man es ihnen nicht abverlangt. Eine anspruchsvollere Schule mit klarerer Ausrichtung auf den späteren Bildungsweg könnte Reife verlangen und auch produzieren.
Ein Hochschulebesuch darf aber doch nicht dadurch beschränkt werden, daß die Hochschule zu klein ist.
Hochschulberufe kann ich nunmal nur da erlernen. Statt ein Auswahlverfahren zu erfinden muß die Anzahl der Studienplätze erhöht werden (die Hochschule vergrößert)!
Woher willst du die Arbeitsplätze für all die nehmen, die einfach mal so Kunstgeschichte und Gender Studies studieren?