Boah, Maurice, entwickelst du diese Ideen alle selbst oder gibt es Vordenker dafür?
Also bei dem was ich in diesem Thread bisher geschrieben habe, baue ich iirc nicht bewusst auf einen Vordenker auf. Das habe ich mir quasi alles selbst überlegt. Man muss aber kritisch ergänzen, dass ich durch meine kulturelle Prägung indirekt schon durch Vordenker beeinflusst wurde und selbst wenn nur zu einem kleinen Teil. Ich habe mir das ja nicht im Luftleeren Raum ausgedacht. Und vor allem habe ich es nicht klassich rationalistisch wie jemand wie Descartes am Schreibtisch a-priori aus dem Hut gezaubert, sondern auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen - da diese wiederum begrenzt sind und verschiedene Deutungen zulassen, ist mir durchaus bewusst, dass ich nur ein von mehreren möglichen Erklärungsansätzen gebe. Ich könnte mich irren, weshalb ich mich hier lediglich für meine Sichtweise zu rechtfertigen versuche, statt hier alle anderen übezeugen zu wollen.
Mir scheint, du hast dir so hohe Ziele für dich selbst und deine innere Befindlichkeit gesteckt, dass du sie schon qua definitionem gar nicht erreichen kannst.
Ich war glücklich, sehr glücklich sogar. Das Ziel an innerer Befindlichkeit ist also nicht unerreichbar, habe ich es ja schon mal erreicht gehabt und sogar über mehrere Jahre gehalten. Es geht mir nicht um ununterbrochenes absolutes Wohlempfinden, sondern um diese besondere Art der inneren Zufriedenheit, die ich "Glück" nenne. Es bedarf dafür der richtigen Einstelllung und auch gewisser äußeren Umstände.
Ich bin ein Ganzes aus Kopf und Bauch (wobei der Bauch für alle Emotionen steht) und strebe an, dass beides in Einklang mit einander kommt.
Letzten Endes muss das irgendwie das Ziel sein - grob gesagt. Ich habe jahrelang alles ausschließlich nur nach abstrakten Prinzipien bewertet und meinen Gefühlen dazu höchstens verächtliche Bachtung geschenkt. Ich kam später zu der Ansicht, dass dies nur ein Fluchtversuch vor den eigenen Problemen war, indem ich nicht versucht habe, meine Probleme zu lösen, sondern sie klein zu reden, indem ich nicht versucht habe, meine negativen Gefühle durch positive zu ersetzen, sondern sie irgendwie abzutöten. Das ist nicht der richtige Weg und wer das versucht, kann sein Ziel nicht erreichen. Was für einen selbst bedeutsam ist, kann man nicht erkennen, wenn man seine Gefühle nicht ernst nimmt. Es bleibt meiner Meinung aber die Erkenntnis für "das große Ganze" in bezug auf die eigene Person, die Erkenntnis des eigenen Selbst, unmöglich, wenn man sich nur nach seinen aktuellen Gefühlen und spontanen Neigungen richtet. Um glücklich zu werden (und das setzt idR ein Maß an Selbsterkenntnis voraus), bedarf es (von wenigen utopischen Ausnahmefällen mal abgesehen) der ordnenden Unterstützung des Verstandes. Es gibt da eine imo passende Metapher eines antiken Rennwagens, bei dem die Pferde die Leidenschaften sind und der Mann an den Zügeln (in der Antike warens eben Männer) die Vernunft ist.
Eine völlige Harmonie zwischen Kopf und Bauch wäre das wünschenswerte Ideal - es ist aber imo utopisch und daher muss man irgendwo Prioritäten setzen. Derzeit glaube ich, dass man die Priorität auf den Verstand legen sollte und dieser ein Veto-Recht haben sollte, bzw. dass man sich im Zweifelsfall auf seinen Kopf statt auf seinen Bauch verlassen sollte. Ich lege mich da aber noch nicht fest und überlege, ob es nicht eher von der Einzelperson abhängt, welcher Instanz er ein Veto-Recht geben sollte. Aber ohne Veto-Recht geht es imo nicht, man muss auf eine Seite einen Schwerpunkt setzen. Man sollte beide Instanzen in den Entscheidungsprozess miteinbeziehen (das tue ich ja im Gegensatz zu früher ja auch), aber beiden gleiches Stimmrecht zu geben, würde in zuvielen Situationen eine Patt-Situation bedeuten und zur Handlungsunfähgikeit führen.
PS: Ich weiß, dass meine Formulierungen bei kritischer Analyse berechtigt in Frage gestellt werden können. Aber erstens will ich mir hier nicht den Aufwand machen und den Inhalt so formulieren, dass er dem mir höchstmöglichen Maß an Präzision entspricht und zum anderen halte ich ihn so, wie ich ihn jetzt formuliert habe, für eher allgemeinverständlich.
Also jetzt keine Meta-Diskussion, wer das denn sei, der das Veto-Recht gibt usw.