Der neue Browser Google Chrome soll ja unter anderem ein Schritt in Richtung des in letzter Zeit oft von der Presser herbeigeschriebenen Paradigmenwechsels weg von Personal Computers zum Nutzen von Hard- und Softwarressourcen über das Internet sein. Ähnliche Visionen verfolgen Microsoft und Mozilla.
Meine Meinung dazu: mit mir nicht. Ich will meine Programme und insbesondere Daten stets unter Kontrolle haben.
Dabei hat der Ansatz durchaus seine Reize, arbeitet man mit Heim-PC, Arbeits-PC, Laptop, Smartphone und vielleicht auch mal noch am Rechner eines Freundes oder Internet-PCs, ist Daten- und Programm-Synchronisieren tatsächlich eine Heidenarbeit. Um dieses Problem zu lösen, wäre jedoch auch ein sehr viel konventionellerer Ansatz ausreichend, der aus folgenden Komponenten bestünde:
Betriebssysteme müssten richtig konsequent auf Mehrfachnutzer-Betrieb ausgerichtet sein. Windows bräuchte größere Sicherheit und bessere Konfigurierbarkeit; Linux eine Zwischenstufe zwischen Admin und rechtelosem Gast, der zumindest Programme installieren kann (vielleicht gibt es letzteres ja auch schon, und es wollte nur kein mir bekannter Linux-Admin seinen Benutzern gönnen). Und für temporär genutzte Maschinen bräuchte es saubere Datenlösch-Prozeduren zum Abschluss.
Zweitens müsste Software schnell und leicht installierbar sein - Downloadzeiten sind in den meisten Fällen schon jetzt vernachlässigbar, aber das Übernehmen von Konfigurationen (siehe Punkt 3) müsste zuverlässig funktionieren und wiederum die saubere Mehrbenutzertätigkeit bzw. komplette Trennung der Benutzerkonten gewährleistet sein.
Zuguterletzt muss man in der Lage sein, all seine Daten und Konfigurationen leicht, sicher und kompatibel mitzunehmen - speicherplatztechnisch haben die USB-Sticks dies schon fast geschafft, sicherheitstechnisch ist weniger die Verschlüsselung des Datenträgers selbst als die Kontrolle des zugreifenden Betriebssystems von Fremdcomputern die kritische Frage, und Kompatibilität muss seitens der Anwendungssoftware geleistet sein, s.o.
Idealbild also: ich komme an einen neuen PC, klicke nach Freigabe durch den Besitzer auf "Neuen anonymen Benutzer anmelden", schließe meinen Stick an, klicke auf "Softwarepaket installieren" oder einzelne Programme, warte 1-2 Minuten, arbeite wie zuhause, klicke auf "Benutzer mit allen Daten vom System entfernen", ziehe den Stick ab, hinterlasse den PC, als ob ich nie dagewesen wäre. Und das, ohne irgendwelche Daten an Google oder Microsoft geschickt zu haben, und mit voller Kontrolle über Version und Konfiguration der eingesetzten Software.
Punkt 2 könnte man sich sogar noch ganz sparen, wenn Stickware noch etwas sauberer liefe, Punkt 1 bleibt der kritischste.