Wenn Mods spammen...
e-noon, das war durchaus nicht unernst gemeint, es bezog sich auf ein Gespräch, das ich mit einer katholischen Kollegin hatte, die meinte, das Jesus zugeschriebene "was ihr dem Geringsten tut, das habt Ihr mir getan" sei eines der gesichtertsten Zitate, und sie könne sich durchaus vorstellen, daß er real in der Welt herum läuft. Die Verballhornung von Mulders Standardsatz sollte dem nur eine etwas eindringliche Note geben - wobei die Variante von Ipsi, daß er irgendwo drin wäre - nur zu seinem Besten natürlich^^- auch einiges für sich hat.
Aber mal zu Deinem Eingangsbeitrag...
Es ist ja so, dass er "seinen Geist aushaucht". So zur neunten Stunde, also drei Uhr nachmittags (römische Zeitrechnung). Dabei wird er deutlich als tot war genommen, vom Kreuz geholt, lebt dann auch wohl nicht mehr, sonst hätte einer der vielen Trauernden das wohl gemerkt. Dann wird er ins Grab gelegt. Wann genau die Frauen dann das Grab leer finden, weiß ich gar nicht. Was aber vor allem interessant wäre: Am kreuz sagt er ja zu dem neben ihm: "Wahrlich, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein."
Also geht die Seele von Jesus dann erstmal zum Vater. Ist das alles? Ist er also gar nicht "wirklich tot" im Sinne von Bewusstsein ausgelöscht, sondern geht schnurstracks zum Paradies über? Dann ist die Auferstehung von den Toten also müßig? Oder heißt Auferstehung von den Toten, dass er tatsächlich danach wieder real auf der Erde rumrennt, wie es seine Jünger bezeugen? Dann gibt es also nur für ihn diese Auferstehung, nicht aber für uns, die wir direkt ohne Umweg in den Himmel gehen?
Zunächst einmal ist der älteste Bericht, der über Jesu Kreuzigung berichtet, mehrere Jahrzehnte nach dem Ereignis entstanden, also kein Augenzeugenbericht, und sicherlich nicht als neutraler Bericht gedacht.
Die erwähnte gleichzeitige Kreuzigung von zwei "gewöhnlichen Verbrechern" kann als der gängigen Praxis der Römer folgend verstanden werden, Kreuzigungen aus prozessökonomischen Gründen zusammenzufassen, andererseits auch erst recht einem Volksaufwiegler nicht durch Einzelbehandlung zu einer herausragenden Stellung zu verhelfen, andererseits könnte diese Darstellung in der Überlieferung auch der Haltung der frühchristlichen Gemeinschaft entgegen kommen, daß ihr Idol eben gerade für die nichtprivilegierten Kreise eingetreten war.
Die Schilderung seines Todes ist denke ich vor dem Hintergrund des damaligen Wissens zu lesen, das in dem Falle von "Kopf sackt zur Seite, er verdreht die Augen und das bleibt so" die üblichen Totenrituale einleitete.
Dabei gibt es mit der Lanzenstich-Szene einen sehr deutlichen Hinweis darauf, daß der Mensch doch noch gelebt hat, denn bei einem Toten würde kein Blut und Lymphe austreten.
Insofern spricht etwas dafür, daß er lebendig, aber bewusstlos in die Höhle gelegt wurde. Nach apokryphen Berichten hat dann eine Person namens Joseph von Arimathäa Jesus zu sich geholt und gesund gepflegt.
Für den damaligen Betrachter/Gläubigen war der Gekreuzigte aber tot ins Grab gekommen, nach drei Tagen aus dem Grab verschwunden und dann nach ca. 40 Tagen mehreren seiner alten Bekannten auf offener Straße begegnet, samt erkennbarer Wunden. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen, denn scheintot war kein Begriff, und wurde deshalb mit den Begrifflichkeiten des jüdischen Glaubens erklärt - Jesus ist der Messias, hat immer etwas von Auferstehung geredet, dann wird es das wohl sein.
Damit sind wir dann auch schon an einem, IMHO, Kernproblem des christlichen Glaubens: die Glaubensumwelt der Jesusanhänger war die Vorstellungs- und Begriffswelt des Judentums, in diese wurden die Geschehnisse um Jesus eingeordnet.
Mit der zeitlichen Distanz und der räumlichen Entfernung durch die Entwicklung der christlichen Gemeinden in Kleinasien unter Aufnahme von Menschen lokaler Glaubensvorstellungen verselbständigte sich dann aber die Vorstellungswelt des Christentums, was sich dann durch griechischen und römischen Einfluss fortsetzte, bis dann auf mehreren Konzilien die Glaubensinhalte kanonisiert wurden.
Das heißt, daß kein sich auf die kanonischen Schriften beziehender Christ so glaubt, wie es die Jünger und Zeitgenossen getan haben, und auch die Glaubenswelt zu Zeit der ersten Konzilien hätte auf diese befremdlich gewirkt.
Aber um noch zum letzten zu kommen, nach der biblischen Denke ist Jesus quasi den anderen Menschen einen Schritt voraus: Mensch stirbt, kommt in Hölle oder Paradies, bleibt da, bis irgendwann alles zuende ist und mensch geprüft wird, ob ewiges Leben oder ewige Verdammnis. Jesus ist ohne dieses Intermezzo zum ewigen Leben durchgewunken worden und hat damit auch volle Bewegungsfreiheit. Er könnte also morgen im Bus sitzen oder in irgendeiner weißgekachelten Abteilung.