Auf Traitors Wunsch und in Anlehnung an den Deus-Ex-Thread vom Januar ;D
Was ist derart faszinierend an der Baldur's Gate-Reihe, dass sie nicht nur von 1998 bis 2001, sondern auch heute noch zahlreiche Nutzer an den PC fesseln kann? Die Grafik kann es womöglich nicht sein. Das auf der "Infinity Engine" von BioWare aufbauende Spiel wirkt heute für viele Spieler vielleicht eher antiquiert. Der Spieler steuert seine Gruppe an Helden aus einer schrägen Vogelperspektive, kann dabei jeden Charakter einzelnd zu seinem Ziel schicken und das Spiel in Notsituationen (so wie Kämpfen) locker mit der Leertaste pausieren, um in Ruhe seinen nächsten Schritt zu planen. Doch zweidimensionale Sprites und vorgezeichnete Hintergründe gehören heute nicht mehr zum Standard-Repertoire eines Spieles, und so erscheint die Saga vielleicht blass neben neuen grafischen Highlights der Brance.
In meinen Augen hat Baldur's Gate jedoch nach wie vor zwei Dinge, die danach wenig Spiele für mich erreichten: Erstens eine spannende und selbst nach 4 Teilen (2 Hauptspiele, zwei große Add-ons) noch stimmige Hintergrundstory, und zweitens - Möglichkeiten einer stetigen Erweiterung.
In meinem Fall war es die Story die mich zum Wiederspielen zwang. Selten habe ich ein Spiel mit einer solcher Dialogtiefe gefunden wie BG (man sollte hierbei Planescape: Torment nicht mitrechnen, welches für mich darin ungeschlagen ist und bleibt).
Abgesehen von leichten Startschwierigkeiten waren die Spiele leicht unter Windows XP und/oder Vista zu installieren. Da beide auch im 800x600-Pixel Fenstermodus spielbar sind gab es auch keine zu großen Schrecken beim ersten Start, welcher nach der langer Zeit vielleicht etwas unbeholfen ausfiel. Sonst funktioniert das Spiel noch immer genauso ruckelfrei schön wie ich es in Erinnerung hatte.
Und es kam sogar noch besser. Bei einer gelangweilten Internet-Recherce stieß ich auf die noch immer aktive amerikanische Mod-Szene zur BG-Saga. Gestartet wurde das ganze von einem Entwickler des Spiels, Wesley Weimer, welcher enttäuscht davon war dass er nicht "mal eben 4 Monate mehr Zeit" bei der Entwicklung hatte. Also nahm er sich mal eben besagte 4 Monate und entwickelte den ersten Mod zu Baldur's Gate. Es begann als eine kleine Modifikation, eine Spielerei die das Spiel für den Nutzer angenehmer gestaltete, indem zum Beispiel nicht nur 40, sondern plötzlich 999 Pfeile auf einem Feld im Inventar platz fanden oder der Nimmervolle Beutel nun wirklich nimmermehr voll wurde - doch das war nicht alles. Plötzlich entschied Weimer dass einer der Nebencharaktere zu interessant war um ihn einfach stehenzulassen. So bastelte er an dem ersten "inoffiziellen NSC" der Saga, welcher nun in 7 oder 8 Sprachen im Internet zu finden ist und, erst einmal installiert, so reagiert wie jeder andere rekrutierbare NSC. Und er sollte nicht der einzige sein. Allein in meinem derzeitigen Spielstand habe ich vier von Fans gefertigte Nichtspielercharaktere in meinem Team, dazu noch eine Reihe neuer Quests und Gebiete und einen gefühlten Roman an neuen Dialogen. Besonders diese gestalten das Spiel immer wieder anders und immer wieder neu und sich für mich definitiv ein Grund noch einmal von vorn anzufangen, um auch ja nichts zu verpassen.
Bei Bedarf versorge ich meine Mitspieler auch gerne mit Links, zum Beispiel auch zum BiG World Project, was dafür sorgt dass man Baldur's Gate 1 und Grafik und Stil des zweiten Teils genießen kann. Grafische Spielerei? Sicher. Aber ungemein spannend.