Dieser Thread richtet sich in besonderem Maße (AUSSCHLIESSLICH) an Atheisten, da meiner Meinung nach bei diesen die Wahrscheinlichkeit deutlich höher ist, dass sie meine Problemstellung gemäß meiner Intention erfassen.
Ich möchte im Folgenden die verschiedenen "Argumente" (manchmal sind es auch mehr Gründe im Sinne von "emotionale Motivation") versuchen aufzuzählen, die einen Gläubigen zu der Auffassung bewegen, es müsse einen Gott geben. Natürlich nicht alle, ich hab ja auch noch ein Leben ^^ Aber die, die mir immer wieder begegnen, auch in der Theologiegeschichte. Dann würde ich gerne von euch wissen, warum euch dieses Argument nicht überzeugt, und wie hoch ihr den Anteil von Logik/Rationalität einschätzt, und inwieweit im Gegensatz dazu das Verwerfen der These auf persönlicher Plausibilität beruht. Ich hoffe, es wird ungefähr klar, was ich meine, wenn nicht, nachfragen.
1. Prima causa. Auch erste Ursache, erster Beweger, Schöpfer et cetera.
Das Universum kann (imo?) zwei verschiedene Anfänge haben: Entweder es entstand irgendwann aus nichts, oder es entstand irgendwann aus etwas anderem. Entweder gab es also schon immer etwas, oder es ist irgendwann einmal irgendetwas aus nichts, einfach so, entstanden. Gottgläubige argumentieren, dass das Universum nicht einfach so aus dem Nichts entstehen konnte, und nehmen deswegen als erste Ursache Gott an.
Nun kann man natürlich fragen, wer dann Gott erschaffen hat. Normalerweise haben Gottgläubige keine Schwierigkeiten, davon auszugehen, dass Gott aus sich selbst (=aus nichts) entstanden ist ODER dass er schon immer da war. Dass auch das Universum aus sich selbst entstehen könnte oder schon immer da war, halten sie für absurd oder zumindest unwahrscheinlich.
2. Verbum. Bibel, Traditionen, heilige Schriften, Autoritäten. Gottgläubige berufen sich auf eine Schrift oder eine Person, um ihren Glauben zu rechtfertigen; was in der Bibel steht/was der Papst sagt/was uns die Tora lehrt, kann nicht falsch sein; es steht geschrieben, dass Gott existiert; also existiert Gott.
3. Evidenz. Gott wird als Axiom vorausgesetzt; so sicher, wie der Gottgläubige weiß, dass er existiert, weiß er, dass Gott exisitert. Es gibt für ihn keinen Zweifel und er bedarf keines weiteren Arguments. Gott existiert, na logisch. Punkt.
4. Transzendentale Erlebnisse. Der Gläubige hat mindestens einmal in seinem Leben eine emotionale Erfahrung, ein entrücktes Erlebnis, ein religiöses Gefühl so stark verspürt, dass er aufgrund dessen überzeugt ist, dass etwas übernatürliches existiert. Im Extremfall hat er Gott schon gesehen, mit ihm gesprochen, Engel haben ihm Botschaften überbracht und ihn in Extremfällen (Religionsstifter, Martyrer, Heilige etc) dazu gebracht, sie aufzuschreiben und zu verbreiten.
5. Wunder. Auch wenn der Gottgläubige selbst noch nicht direkten Kontakt zu Gott hatte, sieht er in den Wundern der Welt, teilweise auch in der bloßen Existenz von Plastiktüten, die im Wind flattern [sic], den Beweis für Gottes Existenz. Sehr viele Dinge, die die Wissenschaft noch nicht erklären kann, können demnach nur Wunder sein und durch göttliches Eingreifen in die Welt entstehen.
6. Pragmatik. Der Gottgläubige fühlt sich mit seinem Gott wohl, seine Religion stiftet Ordnung in seinem Leben und in der Welt. Dank seiner Religion gibt es weniger Chaos und die Menschen sind netter zueinander. Es gibt keinen Grund, nicht weiter an Gott zu glauben, da es ja im Allgemeinen nur Gutes bewirkt. Die Welt wäre schlechter dran ohne Glauben, und ein bisschen Spiritualität braucht der Gläubige, um sich gut zu fühlen. Solange jeder mit seinem Gott glücklich ist, sollte er weiter an ihn glauben, ist die Devise.
7. Logik. Gott ist etwas, das höher nicht gedacht werden kann, folglich muss es existieren. Denn nur wenn das, was ich mir vorstelle, auch existiert, ist es auch mächtig und erfüllt meine Vorstellung von dem Begriff. Damit meine Vorstellung von dem Begriff tatsächlich existiert, muss sie existieren. Die Logik erschließt sich mir nicht, ich habe diese Behauptung nie verstanden.