Da kann ich Ipsissimus sogar weitgehend zustimmen.
@e-noon: Philosophie kann immer nur eine Interpretation der Wirklichkeit geben. Es kann nicht ihr Ziel sein, empirisch falsifizierbare Aussagen zu machen, auch sind Erkenntnisse in der Philosophie, deren Aussageweise die eines Faktums ist (und die sich nicht rein auf Begriffe beziehen), durchaus rar. Unsere Begriffe liegen nicht in der Wirklichkeit (zumindest der außerhalb unseres Geistes), die Wirklichkeit ist ihnen gegenüber gleichgültig.
Es gibt allerdings manche Interpretationen der Wirklichkeit, die uns das Gefühl geben, die Wirklichkeit besser zu verstehen, vielleicht gewissermaßen so, wie es bei Gedichten ist. Das mag eine Täuschung sein, es lässt sich wohl nicht einmal genau fassen, was eigentlich so ein Verständnis ist.
Mir geht es so, dass ich das Gefühl habe, dass es meinem Erleben der Welt tendentiell (!) gerechter wird, anzunehmen, dass es so etwas wie ein göttliches Moment gibt, was für die Möglichkeit der Schönheit und Ordnung verantwortlich ist, sei es nun eine mathematische, die eines Sonnenuntergangs oder die von Beethovens Neunter - viele der großen Kunstwerke zeichnen sich dann dadurch aus, dass sie in verschiedener Weise Momente des Göttlichen in menschenfassbarer Form manifestieren. [Ich würde dabei keineswegs behaupten, dass das alles ist, was Kunst groß machen kann; z. B. kann auch ein rein menschliches Pathos Größe bringen.]
Das bedeutet natürlich nicht, dass Schönheit nicht bloß in meinem Kopf in meinem Kopf ist; Raum und wohl auch Zeit sind auch bloß in meinem Kopf und dennoch nehme ich (mit, denke ich, sogar guten Gründen) an, dass es raum- und zeitartige Momente in der außergeistige Wirklichkeit existieren.
Außerdem glaube ich, dass weder, dass Leute mitunter gedacht haben mögen, es gäbe keinen Kontinent wie Amerika, noch dass selbst, als sie ihn sahen, dachten, es wäre Indien, gegen die Existenz von Amerika spricht. Ein bisschen ähnlich verhält es sich mit der Mathematik
. Es ist eine fremdartige, kalte und zurückhaltende Schönheit. Es ist kein Wunder, dass viele Menschen ihr gegenüber blind sind. Ich will nicht bestreiten, dass es eine durchaus plausible Interpretation ist, dass diese Schönheit bloß auf der Willkür meines Geistes beruht; ich finde aber, dass es nicht zwangsläufig aus deinem Argument folgt. Was du sicherlich kaum bestreiten kannst, ist, dass sowohl bei der Mathematik als auch bei Musik und auch bildender Kunst, es oft u. a. auch mit mangelnder Kenntnis und mangelndem Verständnis zusammenhängt, dass sie nicht als schön empfunden wird - zumindest in dem Sinne, dass viele Leute davon sprechen, dass sie erst irgendwann die Schönheit von irgendetwas entdeckt haben zu einem Zeitpunkt, der später war als das erste Erblicken/Hören.
Zum zweiten Teil meiner Antwort:
Ob es von Klugheit zeugt, sich kunstvolle Gedankenkonstrukte über die mögliche Existenz unsichtbarer Wesenheiten auszudenken, sei mal dahingestellt ^^ Tatsache ist, "Gott existiert außerhalb der Zeit" ist für uns nicht sinnvoll, ich denke nicht, dass ein menschliches Gehirn sich etwas darunter vorstellen kann, oder dass es irgendwelche Indizien dafür gibt, oder dass "Im Anfang schuf Gott..." ein "nachdem er zeitlos existiert hatte" impliziert.
Das machen die Physiker jeden Tag, das Ausdenken von kunstvollen Gedankenkonstrukten über die mögliche Existenz unsichtbarer Wesenheiten. Bei vielen dieser Konstrukte kann man auch nur im beschränkten Maße davon sprechen, dass man sie sich vorstellen kann.
Das mit "nachdem er zeitlos existiert hatte" macht natürlich wirklich wenig Sinn. Der Anfang bezieht es auf die Welt nicht, auf irgendwas was Gott macht. Gott ist wohl dieser Ansicht nach ewig schaffend. Natürlich steht das alles nicht direkt in der Bibel. Aber die Patristik versuchte nun einmal, in den ersten Jahrhunderten nach Christus einen (an den Griechen orientierten) in sich schlüssigen philosophischen Unterbau für den christlichen Glauben zu finden. Auch das mit der Trinität steht so wörtlich nicht in der Bibel oder dass man die Sechs-Tage-Schöpfung nur symbolisch verstehen darf
.