von 5 Euro Einnahmen kannst du natürlich nicht dauerhaft 10 Euro Ausgaben finanzieren. Du könntest aber auf die kluge Idee kommen, nachzuschauen, wo denn die fehlenden Einnahmen bleiben, weil du dich erinnerst, dass es ´ne Zeit gab, in der 20 Euro Einnahmen 2 Euro Ausgaben gegenüber standen. Und dann guckste mal, wo die Steuern deiner Großkonzerne geblieben sind, vielleicht gibt dir das ´ne Antwort. Möglicherweise würdest du auch sehe, dass die Menge an verfügbarer Arbeit kontinuierlich abgenommen hat durch allerlei Automatisierungs-Gedöns, das ganz sicher nicht den Arbeitnehmern geholfen hat.
Chavez ist derzeit Zielfigur der üblichen Diffamierungen konservativer und einschlägig an der Machtübernahme interessierter Kreise. In Chile nichts Neues, hätte ich in Gedenken an Allende beinahe gesagt, wenn es nicht um Venezuela, vor allem aber um viel Öl und dessen Verwertungsrechte ginge. In diesen Kreisen gilt alles als illegitimer Eingriff in ihre persönliche Freiheit, was ihr Recht beschneidet, nach ihrem Gutdünken ihren Gewinn zu maximieren, selbst wenn sie dazu Menschenrechtsverletzungen begehen.
Nach der Polemik deines vorletzten Absatzes stimmt der letzte Absatz wieder versöhnlich^^ meinst du, mir ginge es beim Blick auf meinen Gehaltszettel anders? Ich unterliege zwar nicht dem Spitzensteuersatz, aber über 40 Prozent meines Bruttolohnes an Abgaben sind auch nicht gerade wenig. Möglicherweise ist es aber so, dass diesen Umstand gar nicht die Arbeitslosen zu vertreten haben? Sondern alle diese ultraschlauen "Leistungseliten" unserer Gesellschaft? Worunter ich nicht den arbeitenden Teil subsumiere, sondern den managenden Teil und die Shareholder. Die Erpresser eben.
noch was zum ursprünglichen Thema
Donnerstag Stark betrunkener Haider wird von Anhängern zum Mythos verklärt
Obwohl Jörg Haider mit massiv übersetzter Geschwindigkeit fuhr und in seinem Blut 1,8 Promille Alkohol festgestellt wurde, ist seine Popularität in Kärnten ungebrochen.
von Rudolf Gruber
Wien An seinem Mythos wurde in Österreich schon eifrig gestrickt, als gestern die Nachricht dazwischenplatzte, dass Jörg Haider stark alkoholisiert in den Tod gerast war. Gleichwohl wird sein Begräbnis am Samstag ein Massenereignis. Er war letzten Samstag nach einer Party mit seinem Auto spät nachts südlich der Hauptstadt Klagenfurt tödlich verunglückt. Der Tachometer war bei 142 Stundenkilometern stehengeblieben.
Anweisung an die Medien
Nach Absprache mit seinen Getreuen und Haiders Familie äusserte Petzner, der 27-jährige designierte Parteichef des Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ), noch die Bitte: Die Medien mögen doch «auf die Stoptaste» drücken und die Berichterstattung über den Unfallhergang «abschliessen». Weitere Details seien nicht von öffentlichem Interesse, sondern nur noch Familienangelegenheit. Dieses merkwürdige Ansinnen passt zum rudimentären Demokratieverständnis seiner Partei und seiner Anhänger, die Haider zum Mythos und seinen Tod zu einer staatlichen Tragödie verklären wollen. Der «gütige Landesvater», der immer für alle da war, der «König der Kärntner», den alle geliebt hätten � nur so wollen ihn seine Anhänger in Erinnerung behalten. Boulevardmedien haben Haider bereits in eine illustre Ahnengalerie aufgenommen: «Er starb wie Lady Di», hiess es; auch James Dean und sogar John F. Kennedy werden als Schicksalsgenossen bemüht. Ausser, dass alle diese Legenden in einem Auto starben, hat Haider mit ihnen nichts gemein. Sein Tod ist für seine Familie ein grosser Verlust, aber er ist keine Tragödie, wie selbst Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer meinte.
Leben leichtsinnig verloren
Haider verlor sein Leben durch eigenen Leichtsinn, der ihn auch in seinem politischen Handeln ausgezeichnet hat. Ausser ein paar Kritikern stellt noch niemand Haider als Vorbild in Frage, obwohl er betrunken mit 142 Stundenkilometern, noch dazu bei Nebel, durch besiedeltes Gebiet gerast war und damit in Kauf genommen hatte, das Leben anderer Menschen zu gefährden. «Es war ja eh keiner auf der Strasse» � so sprechen ihn viele Kärntner von jeglicher Verantwortung frei. «Es ist sonst niemand verletzt worden», sagte auch Haiders politischer Ziehsohn Petzner. Zur mythischen Verklärung seines Todes zählen auch die Verschwörungstheorien, deren jüngste ein ehemaliger FPÖ-Politiker im Internet verbreitet: Haider sei einem Attentat des israelischen Geheimdienstes Mossad zum Opfer gefallen, weil er gute Kontakte zu Libyens Staatschef Ghadhafi und seinem Sohn Saif al Islam gepflegt habe. Doch diese hanebüchene Theorie sollte eher die heimischen Antisemiten bedienen: Haider sprach oft von der «amerikanischen Ostküste» als Chiffre für den Jüdischen Weltkongress, der einstmals die NS-Vergangenheits-Lücken des früheren Präsidenten Kurt Waldheim weltweit bekannt gemacht hatte. Haider wird am Samstag in Klagenfurt mit grossem Pomp verabschiedet, etwa 30 000 Trauergäste werden erwartet. Alle Kärntner können gratis per Bus anreisen. Die Einsegnung wird der auch für Kärnten zuständige Bischof der Diözese Graz-Seckau, Egon Kapellari, vornehmen.
Neonazis an Begräbnis erwartet
Den Protokollorganen macht aber vor allem das Gerücht Sorge, wonach viele Neonazis aus Österreich und Deutschland auf dem Weg nach Kärnten unterwegs sind. Auch Veteranen der SS-Kameradschaft IV und deren Nachkommen wollen für Haider Spalier stehen, weil Haider einmal die «Kriegsgeneration» pauschal von allen Nazi-Verbrechen freigesprochen hat. Auch hohe Vertreter des rechtsextremen belgischen Vlaams Belang und der italienischen Lega Nord werden erwartet. Diese Sorte von Trauergästen sollte keinesfalls in Sichtkontakt mit den heimischen Staatsspitzen und Würdenträgern, voran Bundespräsident Fischer, kommen.
Schaffhausener Zeitung, 16. Oktober 2008, Auslandsteil