Bestimmte Emotionen meine ich, wie zum Beispiel Leidenschaft oder Mitgefühl. Vor ein paar Jahren fand ich es äußerst schwer, mit Erwachsenen Mitgefühl zu empfinden. Es war mir quasi nur bei Kindern und Tieren möglich, wirklich emotional zu reagieren, also z.b. in traurigen Filmen zu weinen. Mittlerweile, durch einiges an Lebenserfahrung, Reflexion und einer gewissen Matrixerin habe ich diese Emotion wieder hergestellt, mittlerweile empfinde ich mich oft sogar als zu sehr mitfühlend.
Ich hatte in den letzten paar Jahren vier Reallife-Beziehungen, in denen die Vorraussetzungen für fast alles fast perfekt waren, nur die Leidenschaft bereitet mir Probleme. Ich genieße harmloses Kuscheln mehr als wildes Rumgemache, weil ich (das ist zumindest mal meine Aushilfs-Theorie, bis ich eine bessere finde) mein Hirn nicht zum schweigen bringen kann, keinen "Blutrausch" in mir zulassen kann. Nicht zum Tier werden kann, oder wie man es nennen will.
Traumata sind nicht vorhanden, ich bin alles andere als verklemmt und auch wenn ich ein äußerst schüchterner Mensch bin, auch was Körperliches angeht, glaube ich nicht, dass es direkt daran liegt. Denn selbst wenn ich mich ansich in solch einer Situation wohl fühle und ich mir auch bewusst denke "Ich will", scheint dieser Gedanke nicht zu einer Emotion werden zu können.
Und ich rede jetzt ausdrücklich nicht davon, dass es mit dem Sex nicht klappt, sondern das bezieht sich auf quasi alles, wo das vorkommt/vorkommen sollte, was ich als Leidenschaft bezeichnen würde. Ich kann kaum ausgelassen lachen oder mich stark über etwas freuen. Würde ich einen Marathon gewinnen, würde ich warscheinlich nur kaum merkbar lächeln und die ganze Situation eher analytisch "durchmachen", anstatt gefühlvoll.
Blutrausch und so geht schon, aber nur die negative Variante davon, also Wut. Und die kann durchaus auch so stark sein, dass ich quasi nur noch emotional bin und nicht mehr analytisch denke, also rot sehe, auch wenn das zum Glück meist nur beim Nachrichten Ansehen passiert
Liebe ansich scheint möglich zu sein, denn zumindest in den zwei Fernbeziehungen, die ich geführt habe, hatte ich ein so intensives Gefühl von Vertrauen und Abhängigkeit (im Sinne von "will nicht mehr ohne Sie leben"), dass ich es (unabhängig von "der Leidenschaft" ^^) als leidenschaftlich/so emotional, dass ich den Kopf ausschalten konnte bezeichnen würde.
Also meine Frage(n), mehr oder weniger:
- Kann sowas vererbt/ein Defekt sein, also mangelt es vielleicht an ein wenig Testosteron, Dopamin? Kann man sowas ohne großen Aufwand/Kosten mal beim Arzt checken lassen?
- Oder ist das (vermutlich temporäre) Fehlen von bestimmten Emotionen etwas nicht allzu unnormales, was auch ohne körperliche Ursachen und ohne allzu offensichtliche psychische Gründe entstehen kann?
- Habt ihr es jemals geschafft, euch eine Emotion "anzutrainieren"?