Grade die erregbaren Zellen (Nerven, Sinneszellen, Herzmuskel) haben eine vielzahl an Rezeptoren für die unterschiedlichsten Substanzen.
Am Ende entscheidet der über die Rezeptoren und Ionenkanäle eingestellte Konzentrationsgradient zwischen Intra- und Extrazellulär darüber ob die Zelle depolarisiert, und damit andere, benachbarte Zellen stimuliert und wie die Zelle selber von ihren Nachbarn erregbar ist.
Grundsätzlich lässt sich dann sagen das das vermehrter Einstrom negativ geladener Ionen (Cl ) und reduzierter Einstrom positiver Ionen (Ca,Na) die Erregbarkeit der Zelle dämpfen. Umgekehrt lässt sich die Erregbarkeit der Zelle
erhöhen.
Daraus lässt sich folgern das ein Mittel, das den Cl-Einstrom fördert über die dämpfung einzelner Nervenzellen das gesamtsystem dämpft, also Beruhigend wirkt. Und genau das passiert bei Valium bei den meisten Patienten.
Allerdings haben nicht alle Nerven die gleichen oder gleich viele Rezeptoren für ein und die selbe Substanz. Also werden nicht alle Nervenzellen gleich gedämpft.
=> Was wenn die Unruhe des Patienten von einer der wenig beeinflussten Zellen kommt?
=> Was wenn gerade die Zellen gedämpft werden, die die erregenden Nerven dämpfen sollen?
Dann treten Rezeptorabhängig Sättigungseffekte und Verbrauchseffekte auf.
=> Wirkt das Medikament Aktivierend (Agonist), Blockierend (Antagonist), Teilaktivierend (partieller Antagonist)
=> Benötigt das Medikament kofaktoren?
Und es gibt natürlich auch noch Veränderungen an den Rezeptorgenen, die nicht unbeding funktionell problematisch sind, aber das Ansprechen auf bestimmte Medikamente modifizieren.
Diese bei weitem nicht vollständige Aufzählung zeigt schon, allein wenige Neurone betrachtend, das das Thema der Erregungsbeeinflussung ziemlich Komplex ist.
Dann kommt dazu das manche Wirkstoffe Dosisabhängig auch an anderen als dem hauptaffinen Rzeptor wirken.
- Beispiel Salbutamol, wirkt irgendwann auch am Herz und nicht nur an der Lunge
- Bestimmte Histaminrezeptor-Antagonisten antagonisieren irgendwann auch Serotonin-Rezeptoren
Und weil das noch nicht genug ist, moduliert nun der Organismus die Verteilung, und beeinflusst so wann und wo welche Menge genau ankommt.
Beispielfaktoren:
- Wann, Was, Wieviel waren die letzten Mahlzeiten
- Trinkzustand, Viel/Wenig geschwitzt
- Komedikation, Wirkstoffen aus dem Essen/Trinken
- Bewegung?
- Stress?
und auch hier ist die Liste nicht vollständig.
Dann ist noch die Frage ob der Wirkstoff als Racemat oder Enantiomerenrein vorliegt, Ketanest etwa macht als Racemat häufig "Bad Dreams", nur das S-Enantiomer im Vergleich sehr selten.
Schlussendlich gibt es viele Rezeptoren an mehreren Stellen des Körpers, so das ein Wirkstoff meist mehrere Wirkungen zeigt. Der Nebenwirkungsbegriff des Volkes
ist hier Schwammig, weil dort meistens Unverträglichkeiten gemeint sind - Nebenwirkungen aber vom Prinzip alle Wirkungen sind, die nicht (im aktuellen Fall) gewollt sind.
Beispiel Fenoterol: Weitet glatte Muskulatur, die gibt es neben Blutgefäßen und Bronchien auch im Uterus. Wenn grade die Wehen gehemmt werden sollen ist die Bronchienweitung vernachlässigbar. Wenn aber eine Frau unter der Geburt einen Asthmaanfall bekommt, ist Fenoterol eventuell das Falsche - so von wegen Steckenbleiben
Wenn die Symptome des Kindes auf ner Transmitterstörung beruhen, die sich durch Ritalin beheben lassen, stehen die Chancen gut, dass das klappt, ansonsten ist das Kind halt nur gedopt.
Statistisch lässt sich für einen Wirkstoff ein bestimmter Effekt zeigen, der in der Regel dem entspricht, was man aus dem Wirkmechanismus deduziert.
Das heißt aber nicht, das es nicht bei einzelnen Individuen andere als die gewünschte Hauptwirkung im Vordergrund stehen.
Eine kurze Literatursuche hat mir zumindest keine spezifische Ursache für paradoxe Reaktionen gezeigt. Es gibt aber sowohl in der Literatur als auch in der eigenen Erfahrung einen Zusammenhang zwischen langfristigem Alkoholmissbrauch, Demenz und dem paradoxen Wirken auf Benzos (Valium)
Die Menschen die so Verschieden sind, das ein Wirkstoff unerklärt und unerwartet völlig anders Wirkt als bei der Mehrheit der Population ist selten.
Das es eine Medikamentenodysse braucht bis insbesondere Depris und Schizos den richtigen Stoff gefunden haben, liegt eher an mangelnden Diagnoseverfahren und der Verschiedenheit der Ursachen denn an der Verschiedenheit der Menschen.
Ein Mittel das nur bei einem Patienten für eine spezifische Erkrankung ohne Nebenwirkungen wirkt ist wenn man sich die zugrunde liegenden Mechanismen in Erinnerung ruft zwar voll im Weltbild der hochvergeistigten Personenkreise (Waldorfesotheriksektierer u.a.), entbehrt aber jeder empirischen Beobachtbarkeit und Logik.
Umgekehrt führt aber der Weg:
1. Welche wo gelegenen Wirkpunkte muss ich wie beeinflussen?
2. Welcher Stoff lässt sich synthetisieren, der die Wirkung im Labor zeigt?
3. Steht bei dem Stoff in Versuchsreihen mit größeren Gruppen die gewünschte Wirkunnge gegen die Nebenwirkungen im Vordergrund?
4. Ist das Verhältniss Nutzen (Wirkung) zu Nebenwirkungen/Unverträglichkeiten akzeptabel?
Zu Medikamenten die bei den Meisten die gleiche Problematik spezifisch Therapieren. Das da Einzelne oder bestimmte Gruppen nicht Profitieren liegt aufgrund obiger Fakten auf der Hand, ist aber auch erklärbar.