Nun, Röttgen ist ein politischer Generalist, von dem man nicht eigene intime Kenntnisse der ideologischen Strömungen und politischen Gemengelage im Nahen Osten erwarten muss. Ganz falsch scheint mir seine Darstellung aber auch nicht zu sein:
ISIS ist im Zuge des Konfliktes in Syrien entstanden, an dem Russland nicht ganz unbeteiligt ist durch seine Protektion für Assad, und Iran ist mit Syrien verbündet.
Allerdings übersieht Röttgen die zeitliche Dimension: ISIS ist erst im Zuge des Konflikts entstanden, und würde insofern nicht in sich zusammenfallen, wenn der Konflikt in Syrien heute beendet würde.
Maßgeblichen Anteil an der Entstehung von ISIS haben Saudis und Katarer durch finanzielle und andere Unterstützung, das ist das eigentliche Problem.
Was die vielen ausländischen Kämpfer in Syrien betrifft, hat sich auch diese Situation im Laufe der Zeit entwickelt. Es gibt eben aus den früheren Konflikten im Kaukasus und anderswo jede Menge Kämpfer, die die längste Zeit ihres Lebens nichts anderes gewesen sind und in ihren Ländern wohl auch nicht mehr Fuß fassen können, und die zudem weltanschaulich festgelegt sind, den Rest macht der Sold.
Und ebenso gibt es unter den jungen Muslimen in Europa und anderswo viele, die für sich keine Perspektive sehen als eine des Glaubens (Thema Bildungsproblematik in Europa, Demographie in den arabischen Ländern) und die entsprechend für radikale Ansichten anfällig sind.
Das ist nichts Neues.
Zitat von Maglor:Würde man sich ebenso bemühen, die Ausreise der Jihadisten nach Syrien zu verhindern, wie man sich über die Verhinderung der Einreise von syrischen Flüchtlinge bemüht, so wären ISIS und Co. vielleicht schon längst das Kanonfutter ausgegangen.
Wie stellst Du Dir das vor?
Es gibt keine Jihadisten-Uniform, keine Anstecker oder ähnliches, an denen man sie am Flughafen erkennen könnte.
Sie fliegen nach Istanbul oder Antalya oder sonst wo hin, oder fahren in drei Tagen dorthin, und dann finden sie Kontakte, die sie weiter bringen.
Wer besonders trickreich agieren will, fliegt vielleicht über unverdächtige Drittstaaten.
Ob Putin recht hatte? Kommt darauf an, worauf man das bezieht: Ihm geht es um Stabilität, Bewahrung der herrschenden Verhältnisse, und mit ihrer Regierung unzufriedene Bürger haben in seiner Vorstellungswelt ein Problem, nämlich daß sie unzufrieden sind. Sollten sie sich abgewöhnen, oder eben die schmerzhaften Folgen ertragen.
Aus diesem Blickwinkel Putins war Assad im Recht, da er nun mal im Amt war, für Stabilität stand und was Putin in Tschetschenien darf, wird er Assad nicht verwehren.
Außerdem hatte Syrien einen wichtigen russischen Militärstützpunkt.
Nach diesen Maßstäben spielen aber die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger keine Rolle.
Und es gab nunmal Regionen und Gruppen, die von Assad deutlich vernachlässigt wurden.