"Frauenfeindlichkeit als Problem" ist ein Konzept, das erst sehr spät in der Kulturentwicklung entstand, im Grunde erst seit der Aufklärung. Vorher war die untergeordnete Position von Frauen in Europa, dem größten Teil Asiens und Nordafrika Teil des selbstverständlichen sozialen Hintergrundes, sie stand nicht zur Debatte und musste nirgendwo ernsthaft eingefordert werden. Insofern lässt sich aus heutiger Sicht frauenfeindlicher Content in der Bibel an unzähligen Stellen nachweisen, ist aber in der Tat nur eine lokale Variante des Mitte Holozän zunehmend um sich greifenden Patriarchats, dessen Erfolgsgeschichte vermutlich damit zusammenhängt, dass der Zusammenhang zwischen Sperma und Schwangerschaft erkannt und zu einem Argument für Macht umgedeutet wurde (die Bedeutung der Eizelle wurde erst Jahrtausende später erkannt). Es lässt sich an vielen Details der konkreten Formulierungen in der Thora (und anderen Heiligen Schriften) nachweisen, wie fasziniert die Schreiber davon waren, welche Macht sie mit ihrem Penis ausüben konnten, selbst wenn das aus heutiger Sicht als reines Kopfkino zu charakterisieren ist.
Vom prähistorischen Pantheismus zu sagen, er sei weiblich, macht dagegen ungefähr soviel Sinn, wie von der Erde zu sagen, sie sei weiblich. "pan" bedeutet im Griechischen "alles", ist also übergeschlechtlich, und allein das verbietet schon eine einseitige Zuschreibung. Richtig ist möglicherweise, dass die Träger einer derart aufgeklärten Sichtweise eher in Frauen vermutet werden können, die Sichtweise selbst stand über kleinlichen Spekulationen zu geschlechtsabhängiger Höherwertigkeit. Das wurde dann die Domäne der Männer. Wobei deren Weg sicher über den Polytheismus, also einer Umdeutung von natürlichen und semitranszendenten Wesenheiten zu transzendenten Wesenheiten, führte.
"Pantheismus" leitet sich zwar von "alles ist Gott" her, aber das Gottesbild, mit dem das Konzept hinterlegt ist, entspricht natürlich nicht dem des Monotheismus, noch nicht mal dem des Polytheismus, sondern verfügt über eine sehr viel komplexere Struktur. Es basiert auf Panpsychismus und weist der Panpsyche göttliche Qualität zu, wobei diese Qualität deutlich hierarchisch strukturiert ist - es gibt mächtigere und weniger mächtige Götter, es gibt Wesenheiten, die nicht die Schwelle zum Gott erreichen, trotzdem aber über den Menschen stehen usw., vor allem aber geht es darum, dass allem, was existiert, Bewusstheit zukommt, auch der "unbelebten" Natur. Im Grunde ist es ein Konzept von Relationen, denen Avatare zugewiesen wurden. Es besteht auch kaum Zweifel, dass diese Avatare von früheren Menschen gesehen wurden, auch die Bindung von Wahrnehmung an rationale Realität ist ein eher neueres Konzept.
|