Original von Traitor:
Mein System dabei ist: Eine Tötung ist immer falsch, belädt einen immer mit Schuld. Aber es gibt Situationen, in denen die Schuld der Nichttötung schrecklicher wäre als die Schuld der Tötung, oder die Umstände es nicht vermeidbar machen, dann ist diese Schuld tragbar und die Tat akzeptabel.
Original von Padreic:
Es ist die Frage, inwieweit man sich mit Schuld beladen kann, wenn jede denkbare Alternative mehr Schuld bedeutet hätte. Muss man nicht für Schuld die legitime und damit schuldlose Alternative gehabt haben?
Original von Traitor:
Ich bin mit mir übereingekommen, "Schuld" als etwas absolutes zu sehen, sozusagen die Währung für alle Taten. Wenn man Verantwortung übernimmt, lädt man quasi unvermeidbar auch Schuld auf sich - das gehört zum Los des Menschen. Aber man kann sich auszeichnen, indem man stets versucht, weniger schuldhafte Alternativen zu wählen, und indem man mit der Schuld, die man auf sich geladen hat, umzugehen lernt.
Warum ich die Schuld als absolut setze: wäre sie relativ, also nicht vorhanden, wenn man das kleinere von zwei Übeln wählt, bräuchte man ein übergeordnetes Maß der Schlechtheit von Alternativen, aus dessen Differenzen man dann die Schuld berechnet. Was kann dieses Maß dem Modell aber neues hinzufügen? Also wirkt das Rasiermesserprinzip, und ich setze lieber die Schuld selbst als das Maß und die Auswirkung. Zumal es den positiven Nebeneffekt hat, den Zwang zur Verantwortungsübernahme zu verdeutlichen.
Original von ElberethAber man kann sich auszeichnen, indem man stets versucht, weniger schuldhafte Alternativen zu wählen
Wenn man Schuld als etwas absolutes ansieht, wie kann man dann "mehr schuld" bzw. "weniger schuld" festlegen? Denn die Kriterien für solche Bewertungen sind nicht absolut, sondern relativ und von der subjektiven Sicht abhängig. Kann man denn allgemein sagen, dass man mit dem Tod eines menschens weniger Schuld auf sich lädt als mit dem Tod eines anderen? Ich glaube nicht
Meinem Konzept nach kann man Schuld und damit Schuldigkeit niemals losgelöst vom Subjekt sehen. Nicht Handlungen an sich kann man Schuld zuschreiben, sondern immer nur der konkreten Tat bzw. genauer noch dem konkreten Dasein einer Person.
Bildhaft gesprochen kann man sagen, dass vor uns eine weite Lanschaft mit einem Wirrwar von Wegen liegt, einige wenige, schmale führen nach oben, während da viele, breite sind, die nach unten führen. Unsere Taten bestimmen, welchen Weg wir an den Weggabeln nehmen. Die Schuldigkeit unseres Daseins hängt von dem Weg ab, den wir gewählt haben, nur wenn wir den am steilsten nach oben führenden Weg wählen, sind wir wirklich ohne Schuld, doch wirklich den zu begehen schafft kein Mensch, deswegen ist jeder schuldig, aber nicht jeder in gleichem Maße, denn so mehr unser Weg nach unten führt und desto bewusster wir nach unten gehen, desto schuldiger sind wir.
Man könnte so sagen, dass Schuldigkeit die willentliche Abweichung vom Ideal ist.
Padreic