Ein heiß diskutiertes Problem, und das Recht hechelt immer dem Erkenntnisfortschritt hinterher und wird dabei von Lobbys geritten.
Man muss grundsätzlich unterscheiden zwischen Keimen, die über die Lüftung aus den Ställen entweichen und dann Resistenzen unter ihren draußen lebenden Artgenossen verteilen, und Antibiotika im Fleisch. Erstere sind ein Reizthema bei jedem Stallbau, und regelmäßig wird seitens der Planer auf die speziellen Bedürfnisse der Keime abgehoben, deretwegen die meisten draußen absterben sollen, bevor sie neue Lebensräume und Artgenossen erreichen. Wie weit sie das tun und wie weit nicht doch empfindliche Personen direkt befallen werden können, ist fast ein Glaubensstreit.
Die Antiobiotikarückstände im Fleisch sind das andere. Im Grunde sollten sie gar nicht vorkommen, weil eigentlich Wartezeiten eingehalten werden müssen, in denen sie abgebaut oder ausgeschieden werden. Warum aber doch, ist eine gute Frage.
Warum werden sie überhaupt eingesetzt? Zulässig ist der Einsatz nur zur Behandlung von mit Antibiotika behandelbaren Erkrankungen. Der Einsatz als Wachstumsförderer ist seit 2005 EU-weit verboten. Die abgesetzten Mengen übersteigen allerdings den für medizinische Zwecke anzunehmenden Bedarf deutlich, so daß der Verdacht auf weiteren illegalen Einsatz als Mastförderer besteht.
Ein Problem dabei ist allerdings, daß die medizinische Anwendung darauf setzt, daß erkrankte Tiere individuell erkannt und behandelt werden können. Dies funktioniert bei Rindern und Schweinen, allerdings nicht bei Geflügel mit der dort gehaltenen Zahl vieler tausend Tiere in großen hallenartigen Ställen. Dort werden dann Antibiotika über das Futter gegeben, teilweise prophylaktisch, wodurch es zu den problematischen Unterdosierungen kommt.
Was ist zu tun? Viele Erkrankungen sind auf mangelnde Stallhygiene und Bestandsmanagement zurück zu führen, hier könnte also etwas erreicht werden. Intensivere Kontrollen könnten den Marktzugang belasteter Tiere behindern und damit auch einen Druck auf die Tierhalter ausüben. Letztlich hat es aber jeder in der Hand, wo er sein Fleisch kauft. Kauft er es bei Haltern, die wegen besonderer Richtlinien keine Antibiotika einsetzen dürfen, zahlt er natürlich mehr. Die Frage ist einfach, ob das ein Problem ist, wenn dafür seltener Fleisch gekauft wird.
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