Am 12. Juni ist der Journalist Frank Schirrmacher plötzlich gestorben, Mitherausgeber der FAZ und ihr Feuilletonchef.
Schirrmacher hatte das Feuilleton der Zeitung seit 1989 geleitet, seit 1994 als Mitherausgeber verantwortet.
Seit 2004 war er zudem mit mehreren Büchern zu politischen Themen hervorgetreten, in denen er sich ("Das Methusalem-Komplott") mit der Überalterung der Gesellschaft, der Auflösung der Familie als gesellschaftlicher Grundeinheit ("Minimum"), den gesellschaftlichen Herausforderungen der Datenwirtschaft ("Payback") und den Mechanismen der neoliberalen Politik ("Ego: Das Spiel des Lebens") auseinandersetzte, neben verschiedenen weiteren Interviews und Debattenbeiträgen zu anderen gesellschaftspolitischen Themen.
Schirrmacher begleitete das Erscheinen seiner Bücher jeweils mit einer starken Medienpräsenz in einem Querschnitt der deutschen Medienlandschaft und erreichte dadurch eine hohe Aufmerksamkeit für seine Thesen im jeweils aktuellen gesellschaftlichen Diskurs.
In Nachrufen wird ihm u.a. ein Gespür für kommende gesellschaftliche Entwicklungen und Bedingungen und die Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte zugesprochen.
Schirrmacher hat für dieses Schaffen neben zahlreichen publizistischen Preisen vielfach Zustimmung, aber auch zahlreiche Ablehnung erhalten.
Zu erwähnen wären hier Rezensionen von "Payback" im http://www.merkur-blog.de/2013/02/sorgfaltspflichten-wenn-frank-schirrmacher-einen-bestseller-schreibt/ und "Ego" in der "Welt", in denen ihm ein sehr unsauberer sprachlicher Stil, fehlerhafte und offenbar zurechtgebogene Übersetzungen und Zitate, Defizite im Verständnis der behandelten Sachverhalte und konstruierte Bezüge vorgehalten wurden.
Kritisiert wurde auch seine Laudatio auf das Scientology-Führungsmitglied Tom Cruise für dessen Mitwirken an dem - zu dem Zeitpunkt noch nicht im Ergebnis zu besehenden - Film "Stauffenberg".
Schirrmachers aktive mediale Vermarktungsstrategie wurde mehrfach als Kampagnenjournalismus und als populistisch kritisiert.