Erstmal unter Ignorieren der weiteren Antworten zu Feuerkopfs Eingangsbeitrag, den ich (Berufskrankheit) deutlich physikalischer und weniger psychisch interpretiert hätte als Ipsissimus. Zu den Anderen dann weiter unten.
"Alles ist mit allem verbunden" ist so ein eingängiger Spruch, der sich in der Populärkultur festgesetzt hat, und immer wieder mit physikalischem Anspruch aufgeladen wird, ohne wirklich welchen zu haben. Ja, da wird immer wieder gerne was mit "Quanten" erzählt. Wenn es etwas genauer sein soll, dann gerne auch mit "Verschränkung". Wenn es anschaulicher werden soll, fällt "Schmetterlingseffekt". Aber die Antwort auf den beliebten "dann geben Sie mir mal eine Liste von 'allem'"-Spruch bleiben die Verbundenheits-Prediger meistens schon schuldig, geschweige denn eine genaue Mechanismus-Aufdröselung.
Die Quantenmechanik galt jahrzehntelang als zwar wissenschaftlich unantastbar, aber nur im mikro- oder gar maximal nanoskopischen Bereich relevant, während unsere gesamte alltägliche Wahrnehmungswelt und auch 90% unserer Technik auf gehabt klassischen Konzepten basiert. Kurze Phasen von "Quantenmystizismus" in den 30ern und 60ern hatten sich schnell wieder überlebt. Heutzutage sind Quanten aber wieder sehr in; abgesehen von üblichen Modezyklen dürfte dazu auch beigetragen haben, dass quantenbasierte Technik immer wichtiger wird (Laser, LEDs, extrem-miniaturisierte Computerchips, ...) und dass die Avantgarde-Experimentalphysik immer skurrilere Experimente mit immer größeren Objekten, die trotzdem noch Quanteneigenschaften zeigen, vorführt.
Letzteres ist der philosophisch spannendste Aspekt: während zwischen dem Quantenverhalten eines einzelnen Elektrons und dem einer wirklich überlagerten Quantenkatze ein unvorstellbar weiter Graben zu sein schien, in den (zumindest gefühlt) auch locker ein echter Wesenswechsel zwischen zwei komplett anders funktionierenden Reichen gepasst hätte, wird diese Lücke immer kleiner und man muss sich heutzutage ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, wieso wir eine klassische Welt wahrnehmen, wenn die Quantenphysik prinzipiell auf allen Größenskalen gültig sein müsste. Und dazu gehört auch deine Frage: inwiefern ist alles mit allem verbunden, insbesondere wie ist der bewusst wahrnehmende Mensch mit seiner Umwelt verbunden?
"Verschränkung" ist ein faszinierender und wirklich seltsamer Aspekt der Quantenmechanik, in dieser Hinsicht aber eher ein roter Hering. Die wichtigste Lektion ist meines Erachtens, dass, wenn man die Quantenmechanik konsequent durchdenkt, tatsächlich ein gemeinsamer Quantenzustand des gesamten Universums zu berechnen wäre - geistert als "universelle Wellenfunktion" oder so ähnlich durch die Literatur. Bei Schrödingers Katze geht es ja darum, dass die Überlagerung zwischen lebend und tot zusammenzubrechen scheint, sobald der Mensch in die Kiste guckt - aber was, wenn man eine weitere Kiste um Kiste und Mensch baut und ein weiterer Mensch in diese nicht reinschaut? (Abzweig in Richtung Ipsi: Und in welchem Bewusstseinszustand ist dann der "innere" Mensch, oder halt die Katze selbst?) Denkt man das weiter, muss man tatsächlich die Einflüsse von allem auf alles berücksichtigen und ist beim Gesamtquantenzustand. Für alle praktisch relevanten Fragen sind aber fast immer fast alle Korrelationen vernachlässigbar, die Details ferner Ereignisse betreffen uns einfach nicht in relevantem Maße. (Daher sind auch fast alle Schmetterlinge harmlos.
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Viel davon löst sich mit der Viele-Welten-Interpretation in (wenn auch aus reduktionistischer Sicht unbefriedigendes) Wohlgefallen aus: jedes eine klassische Kontinuität und Bestimmtheit wahrnehmende Ich ist halt nur ein Zweig in der endlosen Verästelung der Wahrscheinlichkeitslinien, die insgesamt der Quantenunbestimmtheit folgen.
Die nächste spannende Frage ist dann, ob all das wirklich objektive Eigenschaften der Natur beschreibt (oder zumindest eine Chance darauf hat), oder ob die ganze Quanten-Unbestimmtheit nur ein Effekt unseres eigenen eingeschränkten Beobachtungsvermögens ist. Leider ist der daraus resultierende Formulismus im Wesentlichen gleich, und die Vorhersagen experimentell kaum oder vielleicht auch gar nicht unterscheidbar...
Wenn du konkretere Fragen hast, kann ich (Zeit vorausgesetzt) gerne versuchen, dazu etwas mehr zu schreiben; so ins Blaue (der Matrix) hinein muss das aber erstmal reichen.
@Ipsissimus: Die immer mal wieder, aber meines Erachtens zu selten, diskutierte Bonusfrage dazu ist, ob es ein "Schwieriges Problem" überhaupt gibt, oder ob die Lösung der Einfachen Aspekte nicht schon das Maximum an Erkenntnis darstellen würde - nicht nur an praktisch erringbarer, sondern an überhaupt konzeptuell existierender - und das Mehr, dass man für die Schwierigkeit verlangt, nicht pure Phantasie ist. Ähnlich wie beim Freien Willen - ist "es gibt keinen Freien Willen" eine (nach aktueller Datenlage natürlich spekulative) Feststellung über ein Defizit unserer Weltinstanz, oder eine Feststellung eines inhärenten Unmöglichseins des Konzepts, oder gar der Selbstwidersprüchlichkeit einer leeren Worthülse?
Es gibt da halt eine im Wesentlichen dogmatische Setzung, ob "das Anfühlen" nun etwas qualitativ einmaliges ist, oder nicht. Viele Diskutanten glauben und vertreten vehement ein Ja, viele das Gegenteil. Alle Details des Wie sind aber eher Ablenkungsfechte, solange man das Ob nicht sauber analysiert.
@Feuerkopf nochmal: "Qualia" haben wir hier im Forum schon mehrfach diskutiert, wenn auch wohl meistens in "überkandidelter" Form, und meistens war es eine Qual.
So richtig verstanden habe ich den Witz an der Sache bis heute nicht, für mich riecht das immer noch nach einem durch ungeschickte Definitionen selbstgestrickten Problem.
@Maglor: Laut ihrer Gegner ja nichtmal eine Theorie.
Zu diesen Grundlagenfragen hat sie auch relativ wenig beizutragen, da sie (wie alle ernsthaft diskutierten Jenseits-des-Standards-Theorien) die klassische QM unangetastet integriert.