Hallo zusammen,
eine Sache, die mir immer wieder auffällt ist, daß wir in heutigen Diskussionen einen Aspekt, der früher ganz normal zum Menschenbild gehört hat, außen vor lassen. Stillschweigend gehen wir davon aus, daß kein, bzw. nur ein unwichtiger und geringer Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht. Dies, so zeigen die modernen Naturwissenschaften, ist bilologisch und psyschlogisch sicher nicht begründet, dort kann man durchaus sagen, daß der Geschlechtsunterschied die größte Polarisation innerhalb einer Gattung darstellt.
Wenn man nun behauptet, diese Unterschiede beziehen sich nicht nur auf die Biologie, sondern spiegeln sich im Gesamtbild der Person, gerät man schnell in Verdacht, eine unterschiedliche Wertigkeit einführen zu wollen.
Ich denke, man kann auch wertneutrale Unterschiede feststellen, und diese liegen sogar natürlich auf der Hand. Viel seltsamer wäre es, wenn sich im Denken, in den Sozialstrukturen, in Kunst und Ästhetik und allen anderen gesellschaftlichen Belangen keine Geschlechtsspezifischen Unterschiede herausstellen würden.
Nun möchte ich mich diesem Phänomen einmal etwas anders als gewohnt nähern. Ein heute kaum gebräuchliches Werkzeug um Dinge darzustellen ist die Symbolik. Über diese möchte ich die Disskussion gerne einmal aufrollen, denn Geschlechtlichkeit begegnet uns nicht nur in den Menschen, sondern auch in Tieren, ja sogar in Gegendständen oder Bildern. Wir empfinden intuitiv eine gewisse Wohnungseinrichtung als weiblich, wenn sich ein Mann derart einrichtet, würde man ihm evtl. auch unbwußt homosexuelle Neigungen zusprechen u.a.
Die Symbolik durchdringt all unsere Lebensbereichte. Ich würde also mal im platonischen Sinne, der Ideenlehre entsprechend behaupten, es gibt so etwas wie Männlichkeit und so etwas wie Weiblichkeit. Gegenstände können von ihrem Gebrauch, ihrer Erscheinung ebenso wie alles andere mehr in die eine, oder in die andere Richtung tendieren. Das hängt natürlich vom soziokulturellen Empfinden des Betrachters ab.
Ein Mensch wäre demnach auch nicht unbedingt das Maß für die Ausgangsbasis. Will heißen: ein Mann kann dem Symbol der Männlichkeit mehr oder weniger entsprechen, und eine Frau dem der Weiblichkeit analog. Nicht alleine durch das biologische Geschlecht, (es gibt da meines wissens mehrerer, welche bei kaum einem Menschen alle gleich sind: primäre Geschlechtsmerkmale, sekundäre, hormonelles Geschlecht, psychologisches...) ist ein Mensch männlich oder weiblich, sondern er ist es insofern er der entsprechenden Symbolik entspricht.
Diese Auffassungen sind z.B. für gesellschaftliche und religiöse Menschenbilder prägend. Man gibt Rollen nach der Symbolik, und daran stößt sich der heute moderne Mensch gerne. Da sich diese Dinge aber in den unterschiedlichsten Kulturen in gleicher Weise präsentieren, würde es mich interessieren, in wie weit hier auf diesem Board noch ein Verständnis für diese unbefangenen und überall vorkommenden natürlichen Symboliken besteht.
Viele Diskussionen können aus dieser Sicht nämlich in völlig neuem Licht erscheinen und die Frage, was denn Männlickeit oder Weiblichkeit grundsätzlich zum Ausdruck bringt scheint mir gerade im politischen Bereich, auch um den Menschen in ihrer Art auf besondere Weise gerecht zu werden, eine unabdingbare Basisdiskusion wert zu sein.
Gruß,
Orald